Über Pen-&-Paper-Rollenspiele und deren Inspirationsquellen
Suche
Close this search box.

Steal this hook (1)

Kleiner neuer Versuch einer Serie hier im Blog. Mit „Steal this hook“ will ich in loser Folge ein paar Plot-Konzepte darlegen, die prinzipiell sich auf viele Settings (mit leichten Modifikationen) übertragen lassen, gleichzeitig aber auch aufzeigen, wo ich den Hook selbst „entliehen“ habe.

They say it’s better the second time

In der Mutants&Masterminds Runde, die ich seit geraumer Zeit wieder meister (bevor das Meisterzepter abermals weitergeht) sind die Helden mit einem Unfall am Large Hadron Collider in Genf konfrontiert worden (jede andere wissenschaftliche Einrichtung funktioniert ebenso). Dort hat ein durchgeknallter Wissenschaftler versucht, die Zeit der restlichen Welt anzuhalten um selbst genügend zu haben um seine totkranke Frau zu retten. Mit dem Erschaffen eines schwarzen Mini-Lochs, dessen Ereignishorizont und viel zu viel wirren Technobabbels hat er dabei aber auch die Existenz der gesamten Welt gefährdet. Gleichzeitig sind einige seltsame, fliegende Monster aufgetaucht, die offenbar von dem schwarzen Loch angezogen werden, sich aber auch gerne auf all das stürzen, was sonst in ihrem Weg liegt (Quellen: seltsame Mixtur aus den Dementoren von Harry Potter/Reaper aus der Doctor Who Episode 1×08 „Father’s Day“).

Nach einigen Konflikten mit den Monstern und der Frage, wie sie mit diesen Wissenschaftler umgehen sollen, der ja eigentlich nicht wirklich böse ist, kommt es zum Supergau: die Monster gewinnen die Oberhand und drohen das Eindämmungsfeld des Schwarzen Lochs zu vernichten – das Verschlingen des Rests der Welt steht unmittelbar zuvor, aber durch [Hier Technobabbel einfügen, bei uns war es eine enorme Gegenexplosion, die einer der Spieler gegen das schwarze Loch setzte, ich hatte aber im Notfall einen seltsamen Außerirdischen parat, der den Charaktern eröffnet, dass ihre Welt untergegangen sei, aber er sie in die Vergangenheit schicken würde damit sie diese noch retten können] kommt es zu einer großen Explosion. Dann: Alles Schwarz. Werbung.

Die Helden kommen wieder zu sich. Sie haben es überlebt. Aber: sie sind an ganz anderen Punkten. An einem wichtigen Punkt ihrer eigenen Vergangenheit. In diesem Fall am Anfang der ersten Kampagne. Irgendetwas hat sie in der Zeit zurückgeworfen, doch sie wissen noch alles, obwohl sie in ihren alten Körpern stecken. Und haben nun eine viel größere Verantwortung vor sich: sie wissen, was alles passieren wird und warum. Werden sie eingreifen und ihre eigene Vergangenheit ändern? Werden sie einen Schmetterlingseffekt riskieren? Werden sie Leute retten, bei denen sie in der Vergangenheit versagt hatten? Oder werden sie ihr Wissen nicht nutzen und das alte Spiel „mitspielen“?

Dieser Plot hat für die Spieler extrem viele schöne Ansatzpunkte. Er ermächtigt sie als Spieler vieles zu beeinflussen und gleichzeitig mit ihren Charakteren sehr viel mehr aktiv zu gestalten, als sie es sonst in einem „normalen“ Abenteuer machen. In gewisser Weise haben wir hier allein durch den Plot bereits ein sehr starkes Spielerempowerment, sie sind es, die über den Plot nun zu einem großen Teil entscheiden können, der Spielleiter muss sehr viel stärker improvisieren und reagieren. Gleichzeitig kann sich dieser aber etwas zurücklehnen, denn er muss relativ wenig neue Plotpunkte vorbereiten.

DVD-Box Odyssee 5 (nur englisch erhältlich)
DVD-Box Odyssee 5 (nur auf Englisch erhältlich)

Quellen: besonders das Grundkonzept der Serie „Odyssee 5“ von Manny Coto. In dieser sehen ein paar Astronauten eines Space Shuttles, wie unter ihnen die Erde explodiert – um dann kurze Zeit später durch eine außerirdische Wesenheit fünf Jahre in die Vergangenheit geschickt zu werden um eben dies zu verhindern (hust, ja, schamlos abgekupferte Notplotlösung oben, aber meine Spieler haben es ja selbst gelöst). Leider wurde diese Serie nach nur einer Staffel abgesetzt.

Zum anderen Elemente aus vielen Zeitreise-Filmen, wie „Zurück in die Zukunft“, „The Jacket“, „Butterfly Effekt“ oder der Serie „Zurück in die Vergangenheit“, wobei die direkten Implikationen hier eher in den Theorien der Charaktere und den Auswirkungen ihrer Aktionen für den Spielleiter reinspielen.

Ron Müller

Ron Müller

Rollenspieler auf Suche nach neuen staffelübergreifenden Handlungssträngen. Blog: Edieh, Podcast: Ausgespielt.