Über Pen-&-Paper-Rollenspiele und deren Inspirationsquellen
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Was hast Du da eigentlich für ein seltsames Hobby?

Anlässlich des ersten deutschen Gratisrollenspieltages am morgigen 2. Februar 2013 versuche ich einmal einen Einblick zu geben, was Rollenspiel so großartig macht.

Fantasie gefordert

Als ich sechs Jahre alt war, zeichnete ich eine Schlange, die einen Elefanten verschluckt hatte. Die Erwachsenen sahen aber nur einen Hut auf der Zeichnung. Ihnen fehlte einfach die Fantasie das zu erkennen, was da klar und deutlich abgebildet war.

Schlange/Hut

Okay, das war nicht ich, das war der Erzähler aus Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“, der das gemacht hatte. Aber ich nahm mir als Kind, als ich dieses Buch lesen durfte, fest vor: ich wollte später als Erwachsener meine Fantasie nicht sterben lassen.

Sicher, nicht alles, was man sich als Kind vornimmt, kann einen als Erwachsener gelingen. Aber manches schon. So sitze ich nun, mittlerweile unübersehbar ein Erwachsener, regelmäßig mit Freunden zusammen und lasse meine und deren Fantasie wieder aufleben.Wir spielen Rollenspiele. Genauergesagt: Pen-&-Paper-Roleplaying-Games, denn das Genre „Rollenspiele“ ist eigentlich weit breiter. Jeder kennt daraus Segmente, seien es die pädagogisch so gerne bemühten Situations-Spiele in der Schule, in der man sich in andere Rollen rein versetzen soll um ein Problem zu lösen, oder nur das gerne belächelte Spiel von Kindern, die Mama–Papa–Kind spielen und dabei in die Rollen ihrer Eltern schlüpfen.

Viele Welten zum Greifen nah

Pen-&-Paper hat Regeln, die man nutzt, um gemeinsam eine Welt mit Figuren zu füllen. Diese Regeln können durchaus unterschiedlich und nach Geschmack ausfallen. Manche Regelsysteme (ja, es gibt viele unterschiedliche davon) sind vor allem auf die Simulation von aufregenden und action-reichen Kämpfen ausgelegt. Andere wiederum konzentrieren sich mehr auf die Charaktere und ihre Beziehungen untereinander. Es gibt viele unterschiedliche Settings, auch aus anderen Medien bekannte wie „Herr der Ringe“ bis hin zu „Star Trek“ oder Vampir-Horror. Ja selbst für glitzernde Vampire gibt es mittlerweile welche … aber das führt zu weit.

Während viele sich lange auf ein System und damit ein Genre festlegen – ganz so, wie es Menschen gibt, die nur und ausschließlich Krimis lesen –, gibt es andere, die gerne wechseln und an den einem Abend in die Rolle einer bezaubernden Maid am Hofe eines Elfenkönigs schlüpfen, an dem anderen als Detektiv mysteriösen Vorkommnissen nachspüren und wieder am anderen Abend als griesgrämiger Söldner in einer postapokalyptischen Welt überleben müssen.

Jeder Spieler hat einen – seinen – Charakter, den er am Abend spielen wird. Nur ein Spieler bekommt eine besondere Rolle: Er ist der Spielleiter und schlüpft in alle anderen Nebenfiguren und Statistenrollen und entscheidet aber auch vorrangig, wie die Welt auszusehen hat.

Typische Rollenspielrunde – By Sargoth (Own work) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons
Typische Rollenspielrunde – By Sargoth (Own work) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons
Gemeinsam gestaltet man die Geschichte. Die Spieler entscheiden die Aktionen für ihre Charaktere, der Spielleiter reagiert darauf mit den Nebenfiguren und dem Rest der Welt. Wenn man etwas nicht so entscheiden kann, würfelt man einfach und lässt den Zufall entscheiden. Durch diese Interaktion wird abwechselnd die Story weitergesponnen und wird mal mehr, mal weniger interessant. Wie ein gutes Buch, nur dass man selbst entscheiden kann, was einen besonders interessiert und damit die Richtung vorgeben kann – und so sogar noch mehr Spaß hat, weil man dem, was einem langweilt, einfach ausweichen kann.

Spaß-pro-Kosten-Verhältnis nahezu unschlagbar

Solch ein Rollenspiel ist eine großartige Freizeitgestaltung. Sie ist vor allem preisgünstig: man braucht nur ein paar Würfel, das Regelwerk und Bleistifte und Papier. Und man füllt damit gleich mehrere Stunden problemlos mit spannenden Geschichten, in denen man selbst der Held sein kann.

Am 2. Februar 2013 ist der Gratisrollenspieltag. In vielen Läden überall im deutschsprachigen Raum gibt es kostenlose Hefte mit Einsteiger-Abenteuern und  Regeln. Wer es da nicht hinschafft: es gibt tolle Einsteigersysteme in das Hobby, Boxen mit allem nötigen, die nur wenig Geld kosten und über Monate hinweg Spaß bringen können.

Ron Müller

Ron Müller

Rollenspieler auf Suche nach neuen staffelübergreifenden Handlungssträngen. Blog: Edieh, Podcast: Ausgespielt.

4 Antworten

  1. Wie man braucht nur ein paar Würfel. Bist du verrückt hier einfach so herauszuposaunen, dass wir Sammler alle durchgeknallte Irre unter den RPGlern sind, die einfach nicht genug bekommen können? Am Ende kommt noch jemand auf die Idee und nimmt solche Sätze ernst und dann geht die würfelindustrie noch zugrunde, weil plötzlich wegen Verkaufsrückgang die Preise für Würfel ansteigen. ^^

    Insgesamt ein schöner Artikel. :)

    1. Die Definition von „ein paar“ ist halt vielfältig. Meine „paar“ Würfel gehen ja auch eher in die mehrere hundert … ;-)

      Was mich daran erinnert, dass irgendein DSA(?)-Abenteuer mal verlangte, dass man für einen Schaden sämtliche Würfel eines Haushaltes zusammensuchen und zusammenwürfeln sollte …

      1. Das müsste in der Krieg der Magier sein in Borbarads Schlafzimmer. Und es sind glaube ich nur alle Würfel auf dem Tisch. Die werden dann aber gleichmäßig als Schaden über die Spieler verteilt.