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Zwillingshorror – Kritik: „Ich seh, Ich seh“

Die eineiigen Zwillinge Elias und Lukas (Elias und Lukas Schwarz) leben mit ihrer prominenten alleinerziehenden Mutter (Susanne Wuest) zurückgezogen in einem luxuriösen Haus mitten auf dem Land. Die beiden spielen viel draußen, gerne verstecken sie sich voreinander oder laufen durch den Wald.

Die eineiigen Zwillinge Elias und Lukas (Elias und Lukas Schwarz in „Ich seh, Ich seh“, Foto: Koch Media)
Die eineiigen Zwillinge Elias und Lukas (Elias und Lukas Schwarz in „Ich seh, Ich seh“, Foto: Koch Media)

Als ihre Mutter aber von einer Operation mit Bandagen im Gesicht zurückkehrt, und ein striktes Tob- und Rufverbot erklärt sowie alle Jalousien herunterlässt, erkennen die beiden Jungs sie nicht mehr, und geraten mehr und mehr in Angst vor dieser fremden Frau in ihrem Haus.

„Ich seh, ich seh“ (Trailer HD)

Was ist das mit Österreichern und dem Horrorgenre? Sie beherrschen dieses jedenfalls außerordentlich besser als wir Nachbarn nördlich der Alpen, wie schon 1997 Michael Haneke mit dem brillanten „Funny Games“ bewies. Diesmal beweist Ulrich Seidls Mitarbeiterin und Ehefrau Veronika Franz zusammen mit Severin Fiala, die gemeinsam das Drehbuch schrieben und Regie führten, wie viel Grusel in unserem Alltag stecken vermag. Und das nicht mit übernatürlichen, sondern rein psychologischen Horror: Sie zeigen viel mehr als dass sie erzählen.

Was ist nur mit der Mama los? (Susanne Wuest in „Ich seh, Ich seh“, Foto: Koch Media)
Was ist nur mit der Mama los? (Susanne Wuest in „Ich seh, Ich seh“, Foto: Koch Media)

Und nicht nur mit der Umkehrung eines klassischen Tropes des Horrorgenres, indem nicht die beiden Jungen, sondern die Mutter die Gefahr darstellt, gelingt den beiden ein spannenden erster Ansatz, sondern auch sonst fahren sie viel Bekanntes auf, um dann doch den Zuschauer genüsslich auf den falschen Weg zu führen. Das geht zwar nicht immer auf – einer der größten Twists des Films ist schnell zu offensichtlich –, aber allein die Konzentration auf die klaustrophobische Kammerspiel-Inszenierung mit fast ausschließlich drei Darstellern hilft stark und erinnert an Meisterwerke wie Kubricks „Shining“. Und die Deleted Scenes zeigen dabei genau auf, dass sie hier an der richtigen Stelle geschnitten haben: Sie haben bewusst Szenen entfernt, die weitere Charaktere bemüht hätten und beschränken sich daher auf die weit kleinere Auswahl von Nebendarstellern im Film um die Interaktion zwischen der Mutter und ihrem Nachwuchs weit mehr zu fokussieren.

Die Blu-ray von „Ich seh, Ich seh“ hat zumindest in meinem Rezensionsexemplar eine weiße statt schwarze Umhüllung, was aber auch toll aussieht (Foto: Koch Media)
Die Blu-ray von „Ich seh, Ich seh“ hat zumindest in meinem Rezensionsexemplar eine weiße statt schwarze Umhüllung, was aber auch toll aussieht (Foto: Koch Media)
„Ich seh, ich seh“ (englischer Titel: „Goodnight Mommy“ AT 2014) Regie: Veronika Franz und Severin Fiala Drehbuch: Veronika Franz und Severin Fiala Darsteller: Elias Schwarz, Lukas Schwarz, Susanne Wuest Extras: Deleted Scenes, Making-Of, Interview mit den Filmemachern
★★★★☆

„Ich seh, ich seh“ erscheint am 22.10.2015 auf DVD und Blu-Ray bei Koch Media. Offenlegung: Ich habe die Blu-ray freundlicherweise als Rezensionsexemplar erhalten.

 

Kritiken zu Serien, Filmen und seltener auch Rollen- und Brettspiele …

Ron Müller

Ron Müller

Rollenspieler auf Suche nach neuen staffelübergreifenden Handlungssträngen. Blog: Edieh, Podcast: Ausgespielt.