Über Pen-&-Paper-Rollenspiele und deren Inspirationsquellen
Suche
Close this search box.

Schwächen und Stärken eines Klassikers – „Akte X“ Staffel 10 (Serienkritik)

2002 schloss das FBI die X-Akten. Aber die unheimlichen Phänomene, die Dana Scully und Fox Mulder untersuchten, hörten nicht auf. 14 Jahre später werden sie, mittlerweile Ex-Agenten, von dem Fernseh-Moderator Tad O'Malley (Joel McHale aus „Community“) überredet, die X-Akten wieder zu öffnen. Angefangen mit einer jungen Frau, die behauptet von Außerirdischen entführt worden zu sein und Mulder sofort an seine vermisste Schwester erinnert, über einem Werwesen, dass eine Kleinstadt terrorisiert bis hin zu einem Terroristen im Koma, dessen Erinnerungen wichtig sein können – es geht wieder los.

Wiederbelebte Kult-Serie

Neun Staffeln von „Akte X“ liefen zwischen 1993 und 2002 und begründeten damals einen Mystery-Boom im Fernsehen. Doch schon in den letzten Staffeln spielten die beiden Protagonisten der Serie, Dana Scully und Fox Mulder, nur noch eine Nebenrolle. Es gab noch einen weiteren lauwarmen Spielfilm, bei dem 2008 die X-Akten nochmal geöffnet werden sollten, aber danach schien, abseits von einer zehnten Staffel in Comic-Form, die Serie entgültig beerdigt.

Das Revival-Poster (Quelle: 20th Century Fox/Maxdome)
Das Revival-Poster (Quelle: 20th Century Fox/Maxdome)

Doch Serienschaffer Chris Carter gab nicht auf und 8 Jahre später schlüpften Gillian Anderson und David Duchovny tatsächlich ein weiteres mal in ihre ikonischen Rollen. Und die neuen sechs Folgen knüpfen tatsächlich an die alten Stärken der Serie an – aber leider auch an deren Schwächen, denn vom HD-Breitbild und allgegenwärtigen Smartphones abgesehen, scheint sich wirklich nichts geändert zu haben. Die Episoden verstricken sich in Andeutungen, seltenen Auflösungen und einen erneuten Aufbau einer allumfassenden Verschwörung, die schon damals die alte Serie ausmachte. Diese hatte die Mischung aus Monster-der-Woche-Folgen und Großer-Mysterium-Handlungsbogen-Folgen lange weiter zugespitzt – allerdings merkten nach ein paar Staffeln die Fans zusehend, dass die Autoren offenbar selbst keine Ambition hatten, die Mysterien aufzulösen oder auch nur in sich stimmig zu machen.

Die neue Staffel zeigt die gleichen Tendenzen, und wieder einmal zeigt sich, dass tatsächlich die kreativen Einzelepisoden am meisten überzeugen können, allen voran die wirklich absurd-komische Horrorfolge „Mulder & Scully Meet the Were-Monster“ (10x03), in der X-Akten-Alumni Darin Morgan erstmals in der Serie nicht nur das Buch schreiben durfte, sondern auch die Regie führen durfte. Dies ist in der Tat Akte X wie zu seinen Hochzeiten. Doch gerade Serien-Schöpfer Chris Carters Episoden, die sich vorrangig mit der Mythologie auseinandersetzen, enttäuschen abermals, sie bauen alle Versatzstücke der alten Serie nochmal neu auf, werfen den Jenga-Turm dann bewusst um, um ihn doch wieder neu aufzubauen. Das hat damals schon genervt, und nervt heute noch. Auch die Idee, beiden in den letzten Folgen jeweils ein Mini-Me zuzuordnen, welche von Lauren Ambrose („Six Feet Under“) und Robbie Amell („Flash“) als Agents Einstein und Miller dargestellt werden, ist auf dem ersten Blick faszinierend – aber die beiden werden so deutlich als Kopien geschrieben, dass sie einfach kein eigenes Profil entwickeln können und einem bald klar wird, dass sie wohl nur für den Fall reingeschrieben wurden, um die Serie ggf. ohne ihre zugkräftigen Alumni-Stars hätte fortsetzen können.

Fortsetzung fraglich

Letztlich hätte man sich doch gewünscht, wenn die Serie nicht einfach nach 14 Jahren fortgesetzt, sondern ein ordentliches Reboot stattgefunden hätte, mit einem Showrunner, der nicht nur die alten Mysterien neu aufwärmt, sondern wirklich neues dieser Serie beiträgt – genügend Stoff ist in einer Welt Post-9-11 und Post-Snowden für Verschwörungstheorien doch sicher vorhanden, warum muss dann zum x-ten Mal Roswell herhalten?

Überraschenderweise konnte man sich nicht auf eine weitere Staffel einigen, auch die engen Terminkalender von Duchovny und Anderson sprechen dagegen – doch die Produzenten haben noch nicht aufgegeben, derzeit hoffen alle, auf die TV-Saison 2017/18 für eine weitere Staffel. Und vielleicht schafft es die deutsche Synchronisation, wieder Benjamin Völz für die Rolle von Duchovny zu besetzen – sein aktueller Sprecher Sven Gerhardt ist nämlich leider mindestens ungewohnt und es ist äußerst seltsam, dass man ausgerechnet an dieser Stelle sich die alte Kultkombi mit Franziska Pigulla gespart hat.

★★★☆☆

Die neue Staffel von „Akte X“ ist derzeit exklusiv im Streaming auf Maxdome abrufbar. Offenlegung: Ich habe freundlicherweise zur Rezension dieser Serie einen Zugang zum Angebot von Maxdome erhalten.

Kritiken zu Serien, Filmen und seltener auch Rollen- und Brettspiele …

Ron Müller

Ron Müller

Rollenspieler auf Suche nach neuen staffelübergreifenden Handlungssträngen. Blog: Edieh, Podcast: Ausgespielt.