Auch die zweite Staffel vom siebten Doktor (Sylvester McCoy) veröffentlicht Pandastorm auf einem prall gefüllten DVD-Set. Das erste Set habe ich mittlerweile meinen Kollegen und Experten vom Ausgespielt-Podcast zur Einschätzung ausgeliehen und mir wurde versichert, dass sie den englischen Veröffentlichungen in nichts nachstehen. Durch die Sammlung als Staffelboxen sind sie sogar deutlich günstiger und bequemer zu bekommen und bieten halt auch neben den Originalton die deutsche Synchronfassung der Folgen und abschaltbare Untertitel für alle Specials.
„Die Hand des Omega“ (vierteiliges Serial, im Original: „Rememberance of the Daleks“)
Der Doktor und Ace treffen im Staffelauftakt auf Daleks, die gerade eine britische Schule der 1960er-Jahre eingenommen haben. Aber nicht irgendeine Schule, sondern die Schule, in der einst die Abenteuer des Doktors überhaupt begannen.* Der Doktor hat hier etwas damals liegenlassen, und wie ein Zeitreisender so ist, ist es ziemlich egal, wann er daran denkt, das abzuholen, Hauptsache, er denkt irgendwann mal dran, auch wenn es sechs Regenerationen später ist.* Dem Doktor wird sogar als Drehbuchgag vom Rektor der Schule der Job des Hausmeisters angeboten, was dieser jedoch ablehnt. Spaßigerweise übernimmt der zwölfte Doktor in der achten Staffel von NuWho eben diese Funktion.
Es stellt sich aber heraus, dass in der Schule nicht nur eine Gruppe von Daleks eingedrungen ist, sondern gleich zwei konkurrierende. Und so geraten der Doktor und Ace zwischen die feindlichen Linien zweier Gruppierungen mörderischer Blechbüchsen.Ich fürchte, ich hab’ mich verrechnet! – Der Doktor.
Eine perfekte Folge von Ben Aaronovitch, der viele Jahre später durch die empfehlenswerten Urban-Fantasy-Romane der „Die Flüsse von London“-Reihe Bekanntheit erlangen sollte. Sie sprüht voller vieler Details und Anspielungen auf ältere DW-Folgen, und geht auf die für die damalige Zeit noch typischen Anekdoten ein, wie dem nicht-dezimalen Zählsystem der britischen Währung oder einem Fenster-Schild in einer Pension, welche klarstellt nicht an Dunkelhäutige zu vermieten. Die Serie beendet den Running-Gag der Whovians, dass Daleks keine Treppen steigen können, ein für alle mal in dem sie einen Dalek einen Schwebeantrieb verpasst. Und sie hat einer der besten Szenen eines Doctor-Who-Companion überhaupt: Ace darf mit einem (vom Doktor entsprechend aufgemotzten) Baseball-Schläger einen Dalek kaputt hauen! Ich muss zugeben, als ich die Folge damals im TV geschaut habe, habe ich mich richtig in Ace verguckt! So geht Doctor Who: Vollgestopft mit Selbstreferenzen, eine spannende Story mit in Erinnerung bleibenden Handlungen und Daleks.„Die Macht der Fröhlichkeit“ (dreiteiliges Serial, im Original: „The Happiness Patrol“)
Auf einer Kolonie treffen der Doktor und Ace auf eine totalitaristische Gesellschaft, in der Diktatorin Helen A jede Form von Elend auszurotten versucht. Eine Fröhlichkeitspolizei jagt sämtliche „Spaßverderber“ und ein Scharfrichter-Roboter namens Kandy Man sorgt ebenfalls dafür, Helen As Plan umzusetzen. Wer nicht unterhaltsam ist, wird getötet. Natürlich nimmt die Tardis-Besatzung den Kampf auf. Das gleiche Thema, Unterhaltungszwang, nimmt das vierte Serial dieser Staffel sich besser vor. So bleibt eine sehr trashige Folge, die vor allem durch den Kandy Man stark runtergezogen wird.„Das Vermächtnis der Nemesis“ (dreiteiliges Serial, im Original: „Silver Nemesis“)
Eine der letzten Verteidigungsbastionen von Gallifrey war eine Statue, die Rassilon selbst gebaut hatte. Der Doktor hatte sie einst selbst in einen Asteroiden in den Orbit geschleudert, von wo sie nun, Jahrhunderte später, wieder landen wird und das in unmittelbarer Nähe von Windsor Castle. Wir packen Cybermen, Neo-Nazis und magische Besucher aus dem 17. Jahrhundert in ein Serial. So etwas vermag nur Doctor Who. Aber: So etwas mag auch nur Doctor Who zu verbocken. Hier packen sie einfach zu viel in die verwirrende Story und vor allem die ikonischen Cybermen bleiben leider etwas auf der Strecke.„Die Todesmanege auf Segonax“ (vierteiliges Serial, im Original: „The Greatest Show in the Galaxy“)
„Sie sind entsetzlich langweilig!“ – Der Doktor
Der Doktor empfängt eine Spam-Nachricht. „Ja ja, die Werbung findet Dich überall“. Diesmal für einen Zirkus, der „die größte Show in der Galaxis“ präsentieren soll, den der Doktor und Ace natürlich besuchen. Sie sind dort zwar nicht die einzigen Gäste, aber die Menge der Gäste ist schon recht reduziert – was auch kein Wunder ist, da dieser Zirkus seine Gäste selbst in die Manege zerrt und, wenn sie dort nicht unterhalten, tötet. Nette und typische Geschichte, für heutige Sehgewohnheiten etwas zu ausufernd erzählt, aber das gilt ja im Prinzip für alle Old-Who-Folgen.Das Bonusmaterial
„Na so etwas – mein Tee ist kalt geworden. Seltsam!“
Das Bonusmaterial hierzu ist wieder extrem umfangreich. Jede Folge wird mit einer ausführlichen Retrospektiv-Dokumentation begleitet, die an den jeweiligen Folgen Beteiligte zu Wort kommen, auf ihre damalige Zeit zurückblicken und viele Insider-Infos verraten lässt, Deleted Scenes und sogar die Ansagen der BBC-Inserts von damals, oder einen moderierten Presserückblick auf die vernichtenden Kritiken der „Fleet Street“. Dazu kommt diesmal auch eine komplette weitere Bonus-DVD mit einem Special rund um Davros. Sehr viel besser kann man dem nicht gerecht werden.