"[…] im Moment ist Fantasy das Thema, das total en vogue ist […]" (O-Ton Oliver Hoffmann im Interview bei RPG-Radio.de; ca. Minute 2:30). Eines der Argumente, die der Geschäftsführer vom Feder und Schwert Verlag, für die partielle Einstellung der neuen World of Darkness Reihe findet.
Wenn man sich aktuell auf dem Rollenspielmarkt umsieht, sind tatsächlich die verkaufskräftigen Rollenspiele in Deutschland vor allem im Fantasy-Bereich angesiedelt. Dungeons&Dragons, DSA, Midgard, Earthdawn oder Warhammer dominieren. Engel ist zwar eigentlich ein SciFi-Setting, aber spielt doch in einem neuen Mittelalter und selbst Shadowrun ist durch die stark Magiebetonung eigentlich mehr Fantasy als SciFi (auch wenn sich an dieser Aussage sicher die Geister scheiden). Rollenspiele außerhalb des Fantasy-Genres machen es sich zur Zeit auf dem Deutschen Markt offenbar leider schwer. Ein paar wenige Ausnahmen (Cthulhu, Degenesis, LodlanD, oder Unknown Armies) existieren da vielleicht noch.
Andere Genres haben es zur Zeit nicht in den Deutschen Markt geschafft. Ein Space Opera Setting beispielsweise sucht man momentan so gut wie vergebens auf dem deutschsprachigen Markt. Selbst die großen Zugpferde Star Wars, Star Trek, Stargate oder Babylon 5 finden in Deutschland offenbar keine Nischen. Das einzige System zur Zeit ist das durch Midgard-Regeln arg verbeulte Perry Rhodan System. Aber finde dazu mal eine aktive Runde auf Spielerzentrale.de, die Regelwerke werden doch eher nur von Sammlern erworben, und selbst durchaus dem Perry Rhodan Mythos gegenüber aufgeschlossene Rollenspieler machen einen Bogen darum.
Nun könnte man das Ganze auf die momentane Pop-Kultur abschieben. Immerhin erlebt die Fantasy dank den Herr der Ringe Filmen eine starke Renaissance, während Science Fiction im Kino und TV in den letzten Jahren bei uns eher gefloppt ist. Aber Vorsicht, dieses Argument kann leicht ausgehebelt werden. In den letzten Jahren waren die besonders großen Popcorn-Schlachten doch den Superhelden-Filmen gegönnt (X-Men, Spider-Man, Batman und Co.). Und dennoch: Zu diesem Genre findet man auf dem deutschsprachigen Markt zur Zeit auch ... äh ... ich jedenfalls gar nix ...
2 Antworten
Sehr interessanter Punkt, den du da ansprichst, habe daher mal einen Verweis im Rollenspiel-Blog.de hierhin eingestellt: http://www.rollenspiel-blog.de/2006/06/08/der-fluch-des-trends/.
Zum Thema: Der Fluch des Fantasy trifft alle Non-Fantasy-Rollenspiele in einer harten Zeit. Aus sicheren Quellen weiß ich um die derzeitige Absatzschwäche der Rollenspielhändler, einige verzeichnen Umsatz-Einbrüche im zweistelligen Prozentbereich gegenüber dem Vorjahr. Und wenn zu dieser Entwicklung noch der Fantasy-Hype kommt, sieht es für alle anderen Rollenspielsysteme düster aus. Da hilft eigentlich nur: Durchhalten und weiter gute Produkte herausbringen, auch wenn das Produkt eben nicht dem aktuellen Trend entspricht (azyklisches Denken)! Denn jeder Hype und jeder Trend geht irgendwann vorbei, damit sich die Genreinteressen wieder im Normalmaß einpendeln (ich missgönne den Fantasy-Rollenspielsystem ja keinen einzigen Käufer, ich hätte nur gerne eine allgemein bessere Marktlage für alle) und für jeden seine Nische dabei ist.
Ich denk mal bei der WoW spielt noch etwas hinein das viele Gruppen vielleicht immer noch nach der „alten WoW“ spielen und keine Lust haben wieder zig neue Quellenbücher zu kaufen, nur damit die alten verstauben. Ein weiterer großer Punkt der die meisten zu Fantasy ziehen dürfte ist D&D. Kaum jemand der das Spiel nicht kennt oder kaum ein RPG-Shop wo dieses System nicht ganz klar dominiert, einfach da zig Hersteller auf d20 umgestiegen sind.