Ja, es ist wohl der Trend schlechthin: Gute alte Stoffe werden neu erfunden und um viele Elemente bereichert. „Battlestar Galactica“ ist eines der gelungeneren Beispiele dafür, im Kino wird uns eine wahre Welle von Verfilmungen 80er-Jahre-Zeichentrickserien überfallen, angefangen bei „Transformers“ über „He-Man“ bis hin zu den „Thundercats“. Und in der Comic-Szene findet man Neuinterpretationen der Genesis von Spider-Man und Co. auch schon länger.
Und nun hat es auch die Rollenspiel-Welt erwischt. Nein, ich meine nicht den Trend, alle paar Jahre die Regeln leicht zu überarbeiten, einige Elemente auszutauschen, dem ganzen eine neue Versionsnummer zu geben (Seufz!) und damit viel Kritik von den alten Hasen einzuheimsen. Diesmal hat es offenbar eine neue Qualität:
Monte Cook, seines Zeichen einer der drei Autoren, die damals Dungeons&Dragons auf die Version 3.0 gehievt haben, (und der danach extrem viel Reibach durch die neue Lizenzpolitik gemacht hat), hat sich an eine Neuinterpretation der „Welt der Dunkelheit“ gemacht. Diese enorm dichte und mit viel Altlast belastete Welt wurde ja nun vor ein paar Jahren bereits einem groß angelegten Relaunch unterzogen, der allerdings den Fans in den meisten Fällen entweder viel zu weit ging oder nicht weit genug ging. Doch das, was Monte Cook jetzt damit anstellt, ist weit radikaler: Er ändert das Setting fast komplett.
Laut der Pressemitteilung von gestern konzipiert er die Welt der Dunkelheit komplett neu. Den Ballast von mehreren Jahrtausenden Hintergrundgeschichte kippt er gleich ganz über Bord, stattdessen existiert seine Welt erst seit knapp einem Jahr. Kurz zusammengefasst: Damals sind in unserer Realität übernatürliche Wesen eingedrungen mit dem Ziel, alle Seelen zu verschlingen und den Weltuntergang einzuläuten. Doch das scheiterte irgendwie an der Hartnäckigkeit der Seelen der Menschheit. Und seitdem ist ein Kampf entbrannt zwischen diesen Wesenheiten und der Menschheit. Manche Menschen werden von den Wesen besetzt, einige können aber das Wesen in sich unterdrücken. Und so entstanden viele Fraktionen, die unter- und gegeneinander kämpfen.
Eigentlich eine recht elegante Hintergrundgeschichte, mit der man sicherlich die Grundszenarien (Vampire, Werwolf, Magus) der Welt der Dunkelheit leicht nachbilden kann. Was mir aber als Kritikpunkt erstmal auffällt: Es ist irgendwie zu offensichtlich. Es fehlt mir das klassische „Alles findet in den Schatten unserer Realität statt“, irgendwie erscheint es mir ein wenig zuviel Endzeitstimmung. Aber ich guck es mir auf jedem Fall mal an, wenn es herauskommt, obwohl es offenbar d20 sein soll (Argh!).
Was sich mir als Frage jedoch stellt: Welche Rollenspiel-Settings könnte man noch neu interpretieren?
Was mir spontan einfällt: Wie wäre es, eine Rollenspielrunde eine TV-Serie (mit entsprechenden Setting) nicht mit eigenen Charakteren, sondern mit den „Original-Charakteren“ neu zu erfinden? Sicher mit ein paar kleinen interessanten Konzept-Änderungen je nach Spieler-Lust herumspielen (wie z. B.: Pille ist eine Frau / Buffy und Willow sind Geschwister / Chewbacca ist ein Ewok) und mit anderen Abenteuern als die Originalserien (soll ja nicht langweilig werden).
Ok, ich bin nicht der erste mit dieser Idee, bereits 2004 hatten der Babylon 5-Vater J. Michael Straczinsky und Dark Skies Produzent Bryce Zabel ein Konzept Paramount für eine Reimigination der Original Star Trek Serie Paramount vorlegt. Das Konzept klang spannend, und ist auf Zabels Website immer noch als PDF herunterladbar.