Hollywoodkritik vermischt mit sanktionierten Drogenkonsum und Forrest Gumps Jenny. Ein ungewöhnliches Filmerlebnis.
Robin Wright (Robin Wright) ist eine Schauspielerin, deren beste Tage bereits lange hinter ihr liegen. Nun wird ihr ein ultimatives Angebot gemacht: Sie lässt sich komplett digitalisieren und in Zukunft tritt nur noch ihr digitales Double in den Filmen auf. Nach einigem Hin- und Her lässt sie sich darauf ein, auch um ihren Sohn Aaron (Kodi Smit-McPhee) bei dessen Krankheit besser unterstützen zu können.
20 Jahre später ist sie eingeladen auf einen Kongress, der die Welt ein für alle mal verändern soll: Mit Hilfe von allerlei Drogen kann jeder zu jedem werden. Robin gerät mitten in diese Revolution, will doch aber eigentlich nur ihren Sohn nochmal sehen …
Mixtur aus Lem und Zeichentrick
Man nehme: Stanislaw Lems Futurologischer Kongress, vermenge ihn mit einer Kritik an Hollywoods Umgang mit vergehenden Stars, mische ordentlich psychodelischen Zeichentrick hinzu und quirrle alles gut durch. Herauskommt eine sehr bizarre Mixtur, die sich teilweise nicht wirklich entscheiden kann, was sie eigentlich sein will. Sie entfernt sich vom Original einerseits stark, macht aber dann doch immer wieder Referenzen auf das Buch, die ohne Kenntnis dessen nicht oder nur schlecht in dieser Version funktionieren. Plötzlich hat Robin eine starke Psychose, die nur in zwei Szenen wirklich auftritt: einmal von ihrem Manager (Harvey Keitel) angesprochen und eine Szene später im Hotel. Davor und danach spielt sie nahezu überhaupt keine Rolle.
Auf der anderen Seite ist diese Verspieltheit und die gerade im Zeichentrick perfekt möglichen Anspielungen auf Hollywood-Grinsebacken und andere Stars enorm faszinierend. Wenn ich den Film nicht im Kino gesehen hätte, hätte ich wohl alle paar Minuten auf die Pausetaste drücken wollen, nur um alle Kleinigkeiten entdecken zu können.
As you wish …
Dazu kommt eine durch die Bank gute schauspielerische Leistung von Wright und ihren Kollegen. Allerdings war Wright nicht die erste Wahl des Regisseurs. Wie dieser im Q&A im Anschluss erzählte, sollte ursprünglich Cate Blanchett die Hauptrolle spielen, einzelne Buchfragmente machen so mehr Sinn (unter anderen in einem Bashing auf „Herr der Ringe“) und im Gegensatz zu Wright kann man sich bei Blanchett weit mehr vorstellen, wie sich das fiktive Studio „Miramount“ sich um sie als einzigen großen Star reißt.
Es bleibt eine faszinierende Bilderflut im Zeichentrick, eine tolle Story, die aber etwas zu verworrend umgesetzt wurde. Kein Meisterwerk. Aber dennoch lohnenswert.
„The Congress“ (ISR, D, PL, LUX, F, B) Regie: Ari Folman Buch: Stanislaw Lem (Vorlage), Ari Folman (Adaptation) Darsteller: Robin Wright, Harvey Keitel, Paul Giamatti, Kodi Smit-McPhee, Jon Hamm (nur Stimme) Rollenspielinspirationsfaktor: Nicht umsetzbar ohne eine Revolte der Spieler wegen unberechenbarer Spielleiterwillkür. Score: Gut, aber gerät schnell ins Vergessen. Deutscher Verleih: Ab 12. September im Kino.★★★★☆www.thecongress-movie.com