Mein erster Doctor war McCoy
1989 brauchte das noch junge Privatfernsehen, genauer gesagt der Sender „RTL plus“, der mittlerweile auf das „plus“ in seinem Namen verzichtet, viel Material für ihr Programm. In den USA einzukaufen wurde mittlerweile immer teurer, zumal auch die konkurrierenden Sender dort am Shoppen waren, aber es gab ja da noch diese in Großbritannien mittlerweile seit 26 Jahren erfolgreich laufende Kinder-Serie namens „Doctor Who“. Kaum hatte RTL die Serie für sein Kinder-Programm erworben, wurde sie in GB auch schon abgesetzt. Aber das ist eine andere Geschichte.
Meine Eltern hatten damals endlich Satellitenfernsehen angeschafft – nachdem ich ihnen jahrelang in den Ohren gelegen hatte, dass wir Kabelfernsehen brauchen. Ja, sie hören auch heute selten auf mich. Endlich hatte ich so auch mal Zugriff auf das Privatfernsehen und hatte als 13-jähriger gerade meine Science-Fiction-Phase (die ehrlicherweise bis zum heutigen Tage nicht richtig abgeklungen ist, was mich aber auch nicht wirklich ärgert). Und ich nahm begierig jedes Stück SF mit, dass mir über den Weg lief. So war es also kein besonderer Zufall, dass ich auf „Doctor Who“ stoß und damit Sylvester McCoy, der siebte Doctor, mein erster Doctor überhaupt war.
Um ehrlich zu sein – ich erinnere mich nur noch an wenige Details. Eigentlich nur daran, dass er eine Begleiterin namens Ace hatte, die mit einem Baseballschläger auf „komische außerirdische Fahrzeuge“ (Daleks) einschlug und überhaupt ziemlich cool war. Der Hauptprotagonist hingegen war ein ziemlicher Clown, wenn auch ein recht sympathischer. Erst über 15 Jahre später begegnete ich wieder dem Doctor im Remake und bin jetzt auch ein Fan.
Letztes Jahr feierte die Serie ihr 50-jähriges Jubiläum und zelebrierte dabei auch eine Rückschau auf eine sehr lange Tradition. Und dabei wurde dann auch einiges an Erinnerung bei mir geweckt. Um so mehr freue ich mich, dass Pandastorm Pictures die alten Folgen, die damals RTL synchronisiert hatte, nun wieder herausbringt, samt den umfangreichen Bonusmaterial der britischen DVD-Sets. Ich hatte bereits Gelegenheit, in das erste Box-Set der 24. (!) Staffel der Serie hineinzublicken, was die erste Staffel des siebten Doctors entspricht.
„Terror auf Lakertia“ (4-teiliges Serial, im Original: „Time and the Rani“).
Die Tardis wird getroffen und muss auf dem Planeten Lakertia crashlanden, weswegen der Doctor (Sylvester McCoy, mittlerweile einem größeren Publikum bekannt als „Radagast“ aus den „Hobbit“-Filmen), aber nicht seine Begleiterin, stirbt und regeneriert*.
* Da der ausgebootete sechste Doctor-Darsteller, Colin Baker, nicht für die Regenerationsszene zur Verfügung stand, musste McCoy selbst mit problematisch sitzender blonder Locken-Perücke für die Szene seinen bewusstlosen Vorgänger mimen.
Der Doctor trifft erneut auf „die Rani“ (Kate O'Mara), allerdings verhindert der postregenerative Stress und ein von ihr gezielt eingesetztes Amnesiemittel, dass er sie erkennt. Sie gibt sich als seine Begleiterin „Mel Bush“ aus (im ersten Moment etwas verwirrend für jemand, der die wirkliche Mel noch nicht so richtig kennt), während das Original von Mel (Bonnie Langford) draußen ziellos durch die obligatorische Kiesgruben-Landschaft* wandert und von Zeit zu Zeit dort auf fiese Fallen tritt.
* „Stargate SG-1“ hat seine Kiefernwälder, „Doctor Who“ hat Kiesgruben als bevorzugte Drehorte
Aber was genau hat die Rani vor? Für welchen diabolischen Plan braucht sie das brillante Hirn des Doctors? Und wieso sind ihre Handlanger in zwei Gruppen unterschiedlicher Außerirdischer aufgespalten – eine Gruppe von echsenähnlichen Lakertianern und eine Gruppe fledermausähnlicher, rundumguckender „Tetraps“ – und wieso sind diese so völlig inkompetent in allen, was sie tun?
Mel entscheidet sich, sich der Rebellenfraktion der Lakertianern anzuschließen, der Doctor trifft unter dessen auf Einstein und der Zuschauer wünscht sich unbewusst einen etwas zügigeren Plot. Und eine neue Begleiterin, die weniger herumkreischt*.
* Ein Wunsch, der nur wenige Folgen später erfüllt wird und mit Ace eine der beliebtesten Companions überhaupt bekommt.
Die Umsetzung als deutsche DVD-Box
Im Gegensatz zu den UK-DVD, die jeweils nur einzelne Serials veröffentlichen, hat Pandavision sich zu einer staffelweisen Veröffentlichung entschlossen (was sehr viel freundlicher für den Geldbeutel ist). Bereits jetzt ist auch die Veröffentlichung weiterer Staffeln, für die deutsche Synchronfassungen vorliegt, in den nächsten Monaten angekündigt.
Den „Zeitwanderern“* sei Dank, hat dies aber keinen negativen Einfluss auf die Extras, die auf den DVD-Scheiben vorhanden sind. Diese sind umfangreich und konsequent komplett in deutsch und sogar in englisch optional untertitelt – großes Lob! Sogar PDF der Vorschauen der britischen Programmzeitschrift „Radio Times“ auf die Folgen sind jeweils vorhanden und am Computer anschaubar.
* So die etwas putzige deutsche Übersetzung des „Timelord“. In der neuen Serie ab 2005 wurde in deutschen Synchronisation meist der Originaltitel verwendet meines Wissens nach, in dem Fernsehfilm von 1996 sogar angeblich „Herren der Zeit“ (Quelle).
Insgesamt umfasst das Bonusmaterial aller vier DVD allein fast sechs Stunden und bietet neben Deleted und Extended Scenes auch viele Featurettes mit vielen Hintergrundinfos und Interviews.
Das 4-Disc-Set erscheint im Hochglanzschuber am 28.11.2014 in Deutschland, FSK 12 erscheint mir zwar maßlos übertrieben, allerdings war dies vermutlich etwas leichter zu bekommen. Neben den vier Folgen „Terror auf Lakertia“ enthält die Box noch zehn weitere Episoden (bzw. drei weitere Serials) und ein liebevoll gemachtes Fan-Booklet.
Hinweise
In der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit habe ich leider noch nicht alle vier Serials komplett schauen können – die Rezensionen dazu sowie die Gesamtbewertung der Box werde ich aber hier nachholen.
Ach ja: Mehr Infos zum siebten Doctor wie auch zu allen weiteren Doctors zum Nachhören liefern meine Kollegen Sandra und Jens vom Ausgespielt-Podcast.
Offenlegung: Ich habe die Box freundlicherweise bereits etwa eine Woche vor der Veröffentlichung als Rezensionsexemplar erhalten.