In einem amerikanischen Kleinstädtchen bricht eine Zombie-Epidemie aus, welche blitzschnell die ganze Stadt einnimmt, denn neben Menschen befällt sie auch andere Säugetiere als Überträger. Die ganze Stadt? Nein, denn da ist noch eine Gruppe dreier Pfadfinder, welche während des Epidemieausbruchs und der Evakuierung durch das Militär gerade campen waren. Zurück in der auf dem ersten Blick menschenleere Stadt machen sie das, was man als 17jähriger US-Teenager in einen solchen Fall natürlich als erstes macht: Sie gehen in den Stripclub.
Eingesperrt zwischen den Zombies („Scouts vs. Zombies“, Foto: Paramount Pictures)
Dort treffen sie auf die bewaffnete Stripperin Denise (Sarah Dumont) und gemeinsam machen sich die drei Pfadis Ben (Tye Sheridan), Carter (Logan Miller), und Augie (Joey Morgan) auf, Carters Schwester zu retten. Die ist gerade auf einer Party der populären Cliquen, auf die Looser wie die Pfadis natürlich sonst nie eingeladen werden. Denn auch diese Party wurde offenbar bei der Evakuierung der Stadt vergessen. Neben all den Zombies, die dort mittlerweile wüten.
Doch ihre trainierten und von ihren Mitschülern belächelten Fähigkeiten als Pfadfinder stellen sich bei dem Kampf gegen die Zombiehorden als überaus nützlich heraus: Feuermachen, Schnitzen oder einen Doppelten Palstek knoten – ganz in der Tradition von MacGyver ist es ihr Erfindungsreichtum, der sie im Kampf gegen die Untoten unterstützt.
Erste Regel in Zombieland: Jede Waffe nur einmal verwenden?!?
Zombies sind derzeit einfach nicht tot zu kriegen! (Okay, 5 € in die Wortspielkasse.) Neben der super-erfolgreichen Comic- und TV-Serie „The Walking Dead“ vielen Horror-Survival-Spielfilmen („Resident Evil“, „World War Z“, …) sind es aber auch gerade die Komödien, welche immer wieder neue Ideen ins Genre einbringen. Sei es die Bekämpfung der Horden mit Schallplatten in „Shaun of the Dead“, ein abgedrehter Road-Movie mit Überleben-Tipps in „Zombieland“, Nazi-Zombies im norwegischen Winter in „Dead Snow“, eine Mordfall-ermittelnde Zombine im Leichenschauhaus, die Visionen aus dem Auffuttern von Hirnen bekommt in der Serie „I, Zombie“ oder Zombies gegen Altersheimbewohner in „Cockneys vs. Zombies“ – Zombie-Comedies, auch „ZomComs“ genannt, sind ein Genre, das genauso wie das Zombiegenre seit Jahren boomt, und eines in dem Kreativität einfach durch die Paarung mit anderen Genres sehr gefördert wird, selbst eine gelungene Zombie-Romantik-Komödie (ZomRomCom?) gab es schon mit „Dead Bodies“.
Nun also die Paarung von dem Coming-of-Age von Pfadfinder mit Zombies. Natürlich werden die Pfadis hier erstmal als archetypische Looser aufgebaut um dann im Laufe des Filmes die Wandlung zum Helden zu durchleben und nebenbei zu beweisen, dass das Sammeln all dieser putzigen Aufnäher-Abzeichen tatsächlich eine sinnvolle Beschäftigung darstellt, die irgendwann einmal tatsächlich nützlich sein kann. Das erklärt dann auch, dass der Humor des Films vor allem auf ein jugendliches Publikum hin konzipiert wurde, das Spaß an Fäkalhumor, Splatter und Sexwitzchen hat. Das ist auch nicht verkehrt, jede Generation braucht schließlich ihr eigenes „Eis am Stil“ und es ist der Job der älteren Generation deswegen pikiert zu gucken.
Die drei Pfadifreunde („Scouts vs. Zombies“, Foto: Paramount Pictures)
Auch die Logik ist in solchen Filmen nicht wirklich wichtig, wobei man durchaus hier eine sehr umfangreiche Liste aufmachen kann (Vorsicht, kleine Spoiler folgen!): Offenbar wurde die Zombie-Epidemie in der Stadt innerhalb weniger Stunden nicht nur entdeckt, sondern es wurde eine Evakuierung des Großteils der Bevölkerung durchgeführt. Und alles, was zurückgelassen wurde, war ein Pappschild am Sheriffsbüro? Während man die ganzen offensichtlich marodierenden Zombiemassen in der Stadt einfach zurückgelassen hat? Und kein Elternteil, der evakuiert wurde, erinnert sich dann noch an seinen Sprössling, der auf einer Party ist, und informiert darüber das evakuierende Militär?
Dann gibt es so einige „kreative Ideen“, von denen viele vermutlich auf dem Papier weit besser als letztlich in der Umsetzung aussahen: In einer Szene ist ein Hinterhof-Trampolin das Mittel zur Flucht, auf dem anfangs noch ein Zombie einsam vor sich hin hüpft, dann aber eigentlich nur als Ausrede für eine grotesk-eklige Penis-Überdehn-und-Abreiß-Szene dient. Nein, das ist kein Witz und das ist auch nicht witzig, aber andererseits: vielleicht schmunzelt die jüngere Zielgruppe des Films mehr darüber (und ich darf pikiert gucken). Und dann die albernen Zombie-Katzen der Nachbarin …
Immerhin bietet der Film ein ansonsten grundsolides Drehbuch mit nachvollziehbarer Charakterentwicklung und die jungen Darsteller mühen sich redlich über all die Probleme an der Logikfront hinwegzuretten. Die Idee der Paarung von Zombies mit Pfadis ist durchaus kreativ umgesetzt, auch wenn all die improvisierten Waffen nach einmaliger Nutzung einfach liegengelassen werden. Was dem Film vielleicht auch passieren sollte, statt einer Fortsetzung mit Pfadis hätte ich lieber ein paar andere Paarungen: „Zombies vs. Ballarinas“, „Zombies vs. die Luden der Reeperbahn“, „Zombies vs. Rollenspieler“ oder „Zombies vs. den Bundestag“?
Das Plakat zu „Scouts vs. Zombies“ zeigt ein kreatives Motiv, das im Film eigentlich gar nicht vorkommt. (Foto: Paramount Pictures)
„Scouts vs. Zombies – Handbuch zur Zombie-Apokalypse“ („Scouts Guide to the Zombie Apocalypse“, USA 2015)
Regie: Christopher Landon
Drehbuch: Emi Mochizuki, Carrie Evans, Christopher Landon, Lona Williams
Darsteller: Tye Sheridan, Logan Miller, Joey Morgan, Sarah Dumont, Halston Sage, Patrick Schwarzenegger u. a.
Rollenspiel-Inspirationsfaktor: Für einen One-Shot „All Flesh Must be Eaten“ sicher eine kleine Goldgrube, wobei man sich vorher über den angestrebten Realitätsgrad Gedanken machen sollte.
★★★☆☆
„Scouts vs. Zombies“ läuft am 12. November 2015 in unseren Lichtspielhäusern an. Ich durfte die Originalversion vorab sehen.
Ron Müller
Rollenspieler auf Suche nach neuen staffelübergreifenden Handlungssträngen. Bloggt auf Edieh, labert im AusgespieltTeam.
Überraschend knuddelige wie auch tiefgründige Verlierer-zum-Helden-Transformation mit kreativen und abwechslungsreichen Monstermutationen, das sich so positiv von anderen Genrevertretern abhebt.
(Bisher nur die erste Episode gesehen, daher noch kein Rating.)Stark kontrastierte, noch parallel-laufende Stories zwischen kinoreifer Action und gesellschaftskritischen Drama im Post-Blip-Zeitalter auf der einen Seite und einer (noch) ungleich interessanteren post-traumatischen Aufarbeitung von unfreiwilligen Taten der Vergangenheit auf der anderen. Optisch top-notch, hat es narrativ noch viel Luft nach oben – aber durchaus auch […]
Den Labertaschen Schulz und Kliemann bei diesem unsinnigen Projekt zuzusehen ist eine Sache. Wie mutig sie auch ihre unsympathischen Seiten dabei zeigen, eine ganz andere. Aber die Rechnung geht auf, und auch wenn es zum Schluss etwas holperig in der Erzählung wird, unterhaltsame und kurzweilige 2 Stunden in vier handlichen Folgen.
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Ja, Snyder’s Cut ist dem Kino-Hybriden von 2017 vorzuziehen, wenn auch nur in wenigen Bereichen. In den ersten drei Stunden sind es trotz der Länge auch nur Kleinigkeiten, die etwas stimmiger sind. Im Kern ist es immer noch die gleiche, leicht-besoffene Superheldengeschichte, nur im Kern vermeintlich ernsthafter dafür viel zu langatmig erzählt.Und: es gibt ein […]
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