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Spanisches „Misery“: „Shrew’s Nest“

Spanien in den 1950ern. Die Näherin Montse (Macarena Gómez, „Witching and Bitching“) lebt mit ihrer Schwester Niña (Nadia de Santiago, „Las 13 rosas“), die sie selbst nach dem Tod der Mutter im Wochenbett und dem Verschwinden des Vaters aufgezogen hat, in einem Stadthaus. Während Niña langsam erwachsen wird, versucht ihre tiefreligiöse ältere Schwester, sie vor all dem Bösen in der Welt zu bewahren – vor allem vor den Männern.

Montse und Ninas trautes Glück steht kurz vor einem Zusammenbruch (Foto: OFDB Filmworks)
Montse (Macarena Gómez, rechts) und Ninas (Nadia de Santiago) trautes Glück steht kurz vor einem Zusammenbruch (Foto: OFDB Filmworks)

Dabei hat Montse selbst wenig Erfahrung mit dem Leben da draußen – sie leidet unter einer starken Agoraphobie (Platzangst) und vermag die Wohnung daher nicht mehr zu verlassen. Ihre Schwester ist so der einzige Kontakt nach außen, doch diese wird nun langsam aber sicher erwachsen und wird über kurz oder lang einen Mann finden und ihre eigene Familie gründen.

Als dann ein Nachbar von ihnen, Carlos (Hugo Silva, „Witching and Bitching“), die Treppe herunterstürzt und im Notfall ihre Tür die einzige ist, welche er noch erreichen kann, nimmt sie diesen notgedrungen zu sich in die Wohnung auf. Und fixiert erstmal nicht nur dessen gebrochenes Bein …

„Shrew’s Nest“ (Trailer Deutsch HD)

Natürlich erinnert der Film an „Misery“ (1990), auch hier steht eine vermeintlich schwache Frau am Krankenbett eines auf Hilfe angewiesenen Mannes. Doch der Film schlägt dann doch einige sehr andere Richtungen ein und bleibt eigenständig, vor allem da er sich mehr auf Montse konzentriert und Carlos als Randfigur, eigentlich sogar nur als Auslöser im Hintergrund belässt.

Carlos liegt den größten Teil des Films einfach nur herum (Foto: OFDB Filmworks)
Carlos (Hugo Silva) liegt den größten Teil des Films einfach nur herum (Foto: OFDB Filmworks)

Auch wenn es streng genommen einige Szenen außerhalb der Wohnung gibt, ist es vor allem durch die Agoraphobie bedingt ein Kammerspiel, in dem hier der psychologische Abgrund erkundet wird, dessen Grundlagen vielschichtig im Film seziert werden. Ein Kammerspiel braucht aber immer besonders starke Protagonisten und diese findet der Film zum einen in Montse: Gómez spielt die gleichermaßen gebeutelte wie auch grausame Frau mit einer gewaltigen Hingabe und Wucht und vermag vor allem im Zusammenspiel mit de Santiago eine faszinierende Palette von Emotionen darzubieten. Leider versagt der Film aber mit dem Casting von Hugo Silva, dessen Rolle zwar ohnehin schon nicht besonders viel hergibt, aber dessen facettenlosen Spiel ihr auch eher schadet. Vielleicht sollte sich der spanische Sonnyboy doch lieber aufs Actionfach konzentrieren.

Montse vermag unmöglich die Schwelle ihrer Wohnung zu überschreiten (Foto: OFDB Filmworks)
Montse (Macarena Gómez) vermag unmöglich die Schwelle ihrer Wohnung zu überschreiten (Foto: OFDB Filmworks)

„Shrew’s Nest“ gewann beim Fantasy Filmfest letzten Sommer den „Fresh Blood Award“, einen Publikumspreis für Nachwuchsregisseure und ist nach „Blancanieves“ (2013) der zweite spanische Gewinner. Leider hatte ich ihn letztes Jahr terminlich nicht schaffen können, wobei wir spanische Filme generell ganz gerne mit auf unsere Liste nehmen, denn das kleine Filmland bietet im fantastischen Genre eine weit breitere Auswahl als wir hierzulande.

SHREWS_NEST_Info„Shrew’s Nest“ („Musarañas“, E 2014) Regie: Juanfer Andrés, Esteban Roel Drehbuch: Juanfer Andrés und Sofía Cuenca Darsteller: Macarena Gómez, Nadia de Santiago, Hugo Silva Extras: Making-Of, Deleted Scenes, Alternatives Ende, Trailer
★★★★☆

„Shrew’s Nest“ erscheint am 8. Januar 2016 bei OFDb Filmworks auf DVD, Blu-ray und VoD. Offenlegung: Ich habe die Blu-ray freundlicherweise als Rezensionsexemplar erhalten. Aufmacherbild: OFDb Filmworks.

Ron Müller

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