Mitten im ersten zylonischen Krieg wird der Pilot William Adama (Luke Pasqualino, „Die Musketiere“) auf die Galactica versetzt. Noch ahnt er nicht, dass er das Schiff viele Jahre später einst sogar führen wird, derzeit ist er nämlich eher damit beschäftigt, seinen Coolness-Faktor als Viperpilot gegenüber dem anderen Geschlecht herauszustellen. Doch dann wird er wider Erwarten nicht ins Viper-Team aufgenommen, sondern an Bord eines Raptors eingesetzt, sehr zur Enttäuschung des jungen Mannes.
In seiner ersten Mission soll er zusammen mit dem desillusionierten Co-Pilot Coker einen Routine-Frachttransport vornehmen. Doch die Fracht stellt sich überraschenderweise als Person heraus, und diese hat noch zusätzliche Geheimbefehle im Gepäck …
Ende eines Epos
Auch wenn sich viele über das Finale streiten: Die Neuauflage von „Battlestar Galactica“ ist sicher eine der besten Science-Fiction-TV-Serien überhaupt gewesen und vielfach muss man ein ähnliches Niveau im SF-Bereich heute vermissen. Nach ca. fünf Staffeln war die Serie aber zu einem recht ultimativen Ende erzählt und der mittlerweile in Syfy umbenannte SciFi-Channel stand so ebenfalls am Ende einer Ära. Mit „Battlestar“ war ihnen das gleichermaßen bei Kritikern und Zuschauern beliebte Zugpferd abhanden gekommen, das andere Standbein „Stargate“ war auch bereits auf der Schlussgerade und die leichtere Serien-Kost wie „Eureka“ und „Warehouse 13“ waren zwar bisweilen ganz nett aber kein adequater Ersatz. Syfy gab daher ein Prequel von Battlestar im Auftrag: „Caprica“ sollte die Geschichte von der Erfindung der Zylonen erzählen und gleichzeitig eine Seifenoper im Stile von „Dallas“, fand jedoch nie den selben Anklang ihrer Mutterserie. Nach nur einer Staffel war die Serie 2010 auch bereits wieder eingestellt.
Ein letztes Zucken kam dann zwei Jahre später zurück: „Blood and Chrome“ sollte abermals ein Prequel werden und abermals Military Sci Fi zeigen. Es wurde ein Pilot produziert, der aber nicht aufgenommen wurde und zunächst im Giftschrank von Syfy verschwand. Lange herrschte etwas Verwirrung, der PR-Jedi von Syfy behauptete dann irgendwann, dass es ohnehin immer nur eine reine Webserie werden sollte und nie eine richtige Serie zur Debatte stand. Letztlich wurde dann der Pilotfilm in 10 sieben-bis-zwölfminütige Teile zerschnitten und diese feierten dann 2012 auf einem Youtube-Kanal internationale Premiere. Nur wenige Monate später verschwanden sie dort aber schon wieder und zusammen wurden sie als kompletter Film auf Syfy gezeigt und kurz danach in den Handel gegeben.
Top Gun im Weltraum
Wir bekommen die Filmfassung jetzt, drei Jahre später, dann auch endlich zu sehen. Koch Media hat die Rechte erworben und die deutsche Synchronisation erscheint erstmals auf Blu-ray und DVD.
Und das dürfte tatsächlich das letzte Lebenszeichen der Serie gewesen sein. Wobei es fraglich ist, ob dies wirklich ein so herber Verlust ist, denn: „Blood and Chrome“ ist leider nicht ansatzweise so beeindruckend wie Battlestar. Es fällt schon auf, dass der Großteil der Produktion vor Greenscreens stattfand. Die Orginal-Sets der Mutterserie waren zerstört, und so musste nun das Kommandocenter und das Flugdeck als Computermodell nachgebaut werden, was man aber recht deutlich bemerkt: Die Kulisse wirkt seltsam steril.
Die Story ist im Prinzip „Top Gun im Weltraum“, adrenalingetränkte Soldaten werden aus der aufgepushten Ausbildung in die triste Realität des Krieges geworfen und dürfen trotzdem beweisen, was für geile Kerle sie sind. Daran allein wäre eigentlich nichts auszusetzen, nur der massige Charakter von William Adama wirkt in dem Szenario einfach etwas fehlplatziert und mit dem dünnen Hering Luke Pasqualino auch nach der dritten wohlgemeinten Chance immer noch fehlbesetzt. Dazu kommt das Problem, das eigentlich alle Prequels haben, wenn sie eine Charakterentwicklung beginnen, deren Ende man bereits genau weiß: Es ist jedem Fan sofort klar, dass wir hier, wäre eine Serie daraus entwachsen, die Entwicklung eines Hot-Shot-Piloten in einen gewissenhaften Anführer beobachten sollten. Das narrative Konzept, dass der Weg das Ziel ist, ist halt auch ein Spannungskiller, denn großartige Überraschungen und Wendungen bleiben bei den bekannten Fakten so in der Regel aus.
Häufig ist man als Serienfan ja gegen die „bösen“ TV-Bosse voreingenommen. Die haben ja keine Ahnung, und „Firefly“ abgesetzt und überhaupt, aber: Mit dem Giftschrank hier hatten sie leider recht. „Blood and Chrome“ fügt nichts halbwegs wirklich interessantes dem BG-Universum hinzu sondern erprobt vor billigen Kulissen mit billigen Nachwuchsdarstellern ein billiges Melken einer ermüdeten Kuh.
Dabei hätte das Battlestar-Universum durchaus noch interessante Ecken zu bieten. Wenn ich eine Geschichte darin umsetzen würde, würde ich beispielsweise den Aufbau einer neuen Kolonie fokussieren. Oder verloren gegangene Rettungsschiffe, die sich ohne Kampfstern durchschlagen müssen. Oder die Frage, warum es im „Battlestar“-Universum keine Aliens gibt.
Oder wie wäre es mit einem Reboot der Serie mit guten Darstellern, intelligenten und zeitkritischen Storys? Vielleicht könnte Starbuck ja diesmal überraschenderweise ein männlicher Darsteller sein oder so?
„Battlestar Galactica: Blood and Chrome“ („Blood and Chrome“, USA 2012) Regie: Jonas Pate Drehbuch: Michael Taylor, David Eick, Bradley Thompson und David Weddle Darsteller: Luke Pasqualino, Ben Cotton, Lili Bordán Extras: Trailer, Deleted Scenes, Making-of der Effekte Score: Bear McCrearys Battlestar Score ist nach wie vor unübertroffen brillant, hier remixt er aber nur noch altbekanntes.★★☆☆☆