In der Mongolei herrscht im 13. Jahrhundert Kublai Khan, einer der mächtigsten Khans aller Zeiten, dessen Begierde nach Macht sich gerade gegen den Nachbarn China richtet und schon zu vielen Spannungen führte. Der venezianische Händler Niccolò Polo wagt sich dennoch vor, wird aber prompt gefangen genommen.
Um frei zu kommen und Zugang zu der Seidenstraße zu erlangen, bietet er dem Khan als Pfand seinen Sohn Marco als Geisel an, der den Khan durch seine Erzählkunst beeindruckt hatte. Der Khan willigt zum Entsetzen Marcos ein, und dieser verbleibt alleine unter Fremden am Hofe. Marco muss sich in dieser fremden Welt behaupten, erlernt die dortige Kampfkunst und wird in Auseinandersetzungen mit den Chinesen, aber auch in höfischen Intrigen verwickelt.
Mehr Schein: Die zweitteuerste TV-Serie aller Zeiten
Auf der Rückseite der Box steht prominent: „Mit 90 Millionen Dollar ist Marco Polo, nach ‚Game of Thrones‘, die teuerste TV-Serie aller Zeiten.“ Tatsächlich hatte Netflix den Anspruch, ein Konkurrent zu HBO zu werden (und hat es immer noch), als es 2014 das Projekt vom HBO-Konkurrenten Starz übernahm. Dem war die Produktion aus dem Ruder gelaufen, zu teuer und zu kompliziert wurde der Dreh an Originalschauplätzen. Die Produzenten, die Weinstein Company der Weinstein-Brüder, vermochte es aber, für ihr Projekt eine andere Heimat zu finden.
„Marco Polo“ sieht man das mächtige Produktionsniveau in der Optik tatsächlich auch an. Es kann in der Tat in diesem Gebiet mit „Game of Thrones“ mithalten, obwohl es nicht im Bereich der Fantasy angesiedelt ist.
Leider ist die Serie narrativ aber nicht annähernd auf dem Niveau des großen Konkurrenten. Ein Problem ist dabei vielleicht auch ein wenig die Bekanntheit der Geschichte selbst; die historische Figur des Italieners kennt man aus dem Geschichtsunterricht – und auch wenn man nicht jedes Detail erinnert, weiß man eben doch, dass Marco Polo nicht bereits in seinen Jugendjahren drauf ging. Entsprechend geht es auch weit weniger morbide zu als bei „Game of Thrones“.
Die Tatsache, dass man den Protagonisten nicht umbringen darf, hindert die Autoren aber nicht, das Leben Marco Polos durch einen plötzlichen Schlangenbiss als Cliffhanger am Ende einer Episode plötzlich zu gefährden. Doch wo andere Serien daraus interessante Konsequenzen ziehen, wird dieser Cliffhanger in gerade mal den ersten fünf Minuten der folgenden Episode aufgelöst und danach größtenteils nur noch ignoriert. Manchmal kann man sich dem Gefühl nicht verwehren, dass die Autoren einfach nur Wasser treten.
Aber selbst die langweiligsten Szenen werden in „Marco Polo“ durch die imposante Cinematographie und Szenenausstattung aufgewertet.
Wie geht es weiter mit Marco Polo?
Netflix bestellte bereits im Januar eine zweite zehn Folgen umfassende Staffel. Allerdings startete diese überraschenderweise nicht ein Jahr nach der ersten Staffel (die lief am 14. Dezember 2014 an), sondern wird wohl erst 2016 zu sehen sein.
Zum Ausgleich der Wartezeit bekommen Fans der Serie aber zu Weihnachten ab dem 26.12.2015 ein Special zu sehen: „Marco Polo: One Hundred Eyes“, ein One Shot im Marco Polo-Universum über den Kämpfer Hundred Eyes (Tom Wu).
„Marco Polo - Die komplette erste Staffel“ (USA 2014) Showrunner: John Fusco Darsteller: Lorenzo Richelmy, Benedict Wong, Joan Chen, Rick Yune Extras (Blu-ray): Deleted Scenes, Bloopers, Featurettes, Dokumentation, Making-Of, Konzept und Umsetzung im Vergleich, Galerien, Trailer★★★☆☆
„Marco Polo“ Staffel 1 erscheint am 12.12.2015 bei Ascot Elite auf DVD, Blu-ray und VoD. Die Serie ist im Streaming bei Netflix zu sehen, dort aber ohne die umfangreichen Bonusmaterialien. Offenlegung: Ich habe die Blu-ray freundlicherweise als Rezensionsexemplar erhalten.