„Arrival“ macht alles richtig – aber wird trotzdem keinen Oscar gewinnen

Um es gleich deutlich zu sagen: „Arrival“ ist ein absolut brillanter Film. Auf allen Ebenen. Was ihn so besonders macht, schildert der Nerdwriter in einem gewohnt großartigen Video-Essay (Vorsicht, Spoiler im Video):

Arrival: A Response To Bad Movies

Das Problem von „Arrival“ ist aber die Academy, welche die Oscars verleiht, und die Tatsache, dass der Haupteinfluss auf die Academy immer noch von der Gruppe der Darstellern ausgeht. Dass Amy Adams für ihre Leistung als Hauptdarstellerin in dem Film noch nicht einmal nominiert wurde, reduziert einen Sieg als Bester Film gewaltig, eigentlich sogar auf Null, denn die Gruppe der Schauspieler stellen eine Mehrheit in der Academy, und Chancen auf die Haupttrophäe haben daher in aller Regel nur Filme, bei denen auch mindestens ein Darsteller nominiert wurde.

Amy Adams in Arrival (Foto: Sony Pictures)

Generell gilt bei den Oscars, dass die Academy-Mitglieder über die Preise aus dem Bereich entscheiden, in dem sie auch selbst arbeiten. Daher hat „Arrival“ auch durchaus in einigen Bereichen noch eine Chance, besonders im Bereich der Regie, denn die Gruppe ist erfahrungsgemäß gerne etwas progressiver in ihrer Vergabe (so gewann 2014 bspw. „Gravity“-Regisseur Alfonso Cuarón den Goldjungen). Auch im Bereich der Kamera, den beiden Tonkategorien, Schnitt, dem adaptierten Drehbuch und Schnitt sind noch Chancen da. Man sollte sie aber nicht zu hoch ansetzen – zu stark ist derzeit das Momentum, das „La La Land“ nahezu alle wichtigen und unwichtigen Preise einheimsen lässt und mit einer Rekord-Nominierungsanzahl von 14 ins Rennen geht.

„Arrival“ ist zusammen mit „Moonlight“ mit je acht Nominierung deutlich im Hintertreffen aber immer noch sehr stark. Dennoch ist gerade hierbei es ärgerlich, dass der Score des Films disqualifiziert wurde, da er sich an „bereits benutzter“ Musik von Max Richter bedient: Es wurde sein traumhaft-melancholisches Stück „On the Nature of Daylight“ benutzt, das unter anderen bereits 2006 für den Film „Schräger als Fiktion“ eingesetzt wurde. Dabei ist auch gerade Jóhann Jóhannssons übernatürliche Musik absolut hörenswert.

Nun gut. Ich gönne ja dem Revival des Hollywood-Nostalgie-Musicals den aktuellen Durchmasch, auch wenn es die Preisverleihung jetzt schon langweilig macht. „La La Land“ macht als Film in seinem Genre alles richtig und brachte tatsächlich auch mir als Musical-Muffel Spaß – ich hatte wochenlang einen Ohrwurm. Und es ist ja auch schon einige Zeit lange her, dass ein Musical einen Oscar gewonnen hat (es war 2002 der Film „Chicago“).

Aber: Es hat in all den Jahren bisher nur ein einziger Fantasy-Film einen Oscar als Bester Film gewonnen („Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs“, 2003) und noch nie ein Science Fiction-Film! Es wäre doch eigentlich mal an der Zeit, oder?

„Arrival“ erscheint Ende März auf DVD und Blu-ray.

Ron Müller

Rollenspieler auf der Suche nach neuen staffelübergreifenden Handlungssträngen.
docron.de

2 Antworten

  1. Ich habe ja tatsächlich mal eine Rezi des Films aus rein wissenschaftlicher Sicht gelesen, der das „Sprache-beeinflusst-Denken-Prinzip“ (natürlich zu Recht) als esoterischen Unsinn abgetan und den Film deswegen zum Fantasyfilm erklärt hat.

    Aber das tut natürlich nicht das geringste zur Sache, da der Film – wie Du ganz richtig sagst – einfach brillant und großartig ist. Mich hat er an mindestens einem Punkt sehr berührt. Ganz großes Kino.

    1. Gestern habe ich im Kino im Trailer von „Blade Runner 2049“ entdeckt, dass Regisseur Denis Villeneuve explizit als „Regisseur von Arrival“ dem Trailerpublikum genannt wurde. Sicher, er hat dafür ja auch eine Oscar-Nominierung als bester Regisseur einkassiert, aber dennoch hat es mich kurz gefreut, dass der Film offenbar mittlerweile nennenswert geworden ist.