Dass Serien oder Filme für ein Pen-&-Paper-Rollenspiel adaptiert werden – das findet regelmäßig statt. Der umgekehrte Weg ist aber immer noch eher ungewöhnlich*.
* Ja, es gab eine 90er-Serie, die sich auf das Vampire-the-Masquerade-Setting anlehnte und es gab mit _Tales from the Loop_ eine Adaption des Foto-Buches, für das auch ein Pen-&-Paper-Rollenspiel existiert.
Doch nun kündigte ein RPG-Autor eine Adaption eines seiner Werke an: Blades in the Dark soll fürs Fernsehen adaptiert werden, also vermutlich als Serie.
Wer gewohnt ist, solche Ankündigungen zu lesen, stellt schnell fest, dass das nur der Beginn einer vermutlich eher sehr langen Entwicklungsphase sein wird. Viele Projekte sind schon in einer solchen „Entwicklungshölle“ auf der Strecke geblieben. Das ist erstmal aber völlig normal. Fahrt aufnehmen wird ein solches Projekt erst, wenn angekündigt wird, dass ein Sender oder ein Streaming-Dienst das Projekt übernommen hat, dann auch das Casting steht und letztlich gedreht wird. Das kann alles noch im dramatischen Fall Jahre dauern – oder es wird nie dazu kommen.
Also: Alles erstmal vorsichtig betrachten.
Rollenspiel zu Serie – kein Novum, aber selten
Dennoch ist es bemerkenswert, dass hier ein Rollenspielprojekt, ehrlicherweise sogar ein Nischen-Rollenspielprojekt (nix gegen Blades in the Dark an sich, aber es hat sicher nicht die Popularität wie bspw. D&D oder Shadowrun), die Grundlage einer neuer Serie bieten soll. Denn eigentlich macht eine Adaption meist nur dann Sinn, wenn es auch eine potenzielle Fan-Gemeinschaft mitzunehmen ist, die eine ordentliche Größe bereits hat. Ein Nischenprojekt einer Nische (und ja, Rollenspiel ist immer noch eine Nische) ist da erstmal nicht besonders attraktiv.
Allerdings hat in den letzten Jahren die Adaptionsflut im Serienmarkt allgemein sehr zugenommen – bei unserer diesjährigen Upfronts-Sendung im Ausgespielt-Podcast kamen wir aus den Hinweisen auf „adaptiert von Roman XY“ kaum noch heraus. Originäre Ideen fallen halt auch nicht vom Baum und es ist daher bei erfolgreichen Büchern auch, gerade in den USA, schnell Usus, dass sich eine Produktionsfirma eine Option sichert (wogegen Autoren meist auch nix haben – sie bekommen ja Geld dafür).
Das Blades in the Dark-Setting
Was taugt aber gerade Blades in the Dark für eine Adaption? Das Setting ist ehrlicherweise ziemlich cool: eine wundersame Märchenwelt wurde durch einen magischen Kataklysmus zerstört, bevor auf den Ruinen eine Industrielle Zeit voller rußiger Dampfmaschinen und einer dekadeten reichen Oberschicht aufgesetzt wurde – also ein wenig das viktorianische London. In dieser Welt, genauer in dem fiktiven Ort Doskvol, kämpfen nun Fraktionen von Schurken gegeneinander und versuchen mit Allianzen und Ausspielen groß zu werden. Ein wenig Peaky Blinders auf einem noch dreckigeren Terrain mit magischen Restwirkungen und mehr Gang-Kriegen.
Dabei unterstützen die Regeln vor allen diesen Konflikt zwischen den Fraktionen, stellen verschiedene Metaspiel-Blätter zur Verfügung, auf denen Beziehungen zwischen diesen verzeichnet werden – und eskalieren können in Form von „Uhren“, die schrittweise voranschreiten und für die Spieler und Spielerinnen jederzeit sichtbar sind. In dieser Hinsicht bedient sich das Spiel ein wenig bei Brettspiel-Elementen. Aber diese Regeln, die auf PbtA basieren aber letztlich sogar eine ganz eigene Spiel-Engine („Forged in the Dark“) hervorbrachten, sind für dia Adaption letztlich nicht wichtig.
Dabei gibt das Setting vor allen Ideen vor, keine konkreten Plots – hier müssen also die Macher und Macherinnen der TV-Adaption also selbst kreativ werden. Vielleicht lassen sie sich selbst von der einen oder anderen Runde inspieren?
Das Regelwerk ist derzeit nur auf Englisch erhältlich, eine deutsche Übersetzung ist allerdings bereits seit längeren bei System Matters vernehmlich in der Mache.