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Rollenspiel via Skype

Es ist irgendwie deprimierend. Da kennt man klasse Leute mit denen man unheimlich gerne Rollenspiele zockt – und dann ziehen die aus der Region weg. Daher haben wir nun das erste mal den Versuch gewagt, eine Star Trek Runde via Skype zu veranstalten.

Es lief sehr viel besser, als ich es erwartet hatte. Allerdings braucht man eine Handvoll Verhaltensregeln:

  • Erste Regel: Derjenige mit der dicksten und stabilsten Leitung übernimmt die Konferenzleitung (das muss halt nicht unbedingt die Spielleitung machen), ansonsten könnte es holprig werden. Wir hatten technisch gesehen aber nur wenige Probleme, in immerhin fast 8 Stunden gab es nur eine handvoll Verbindungsverluste (und das immer nur bei zwei Leuten, die über WLAN drin waren oder deren Rechner spinnte) und wir haben gelernt, dass die SL während Datei-Uploads auf dritte Server nicht reden sollte, da man sie einfach nicht versteht.
  • Zweite Regel: Nur einer spricht zur Zeit. Das ist zwar schade, aber notwendig, da man sich sonst einfach nicht versteht. Angenehmer Nebeneffekt: Man fällt einander sehr viel weniger ins Wort.
  • Dritte Regel: Für all den anderen Kram gibt es ein gemeinsames Chatfenster. Dort kann durchaus kleines Nebenspiel passieren, während jemand anders dran ist, und man kann die Witze reißen, die man sich nicht verkneifen kann, ohne das Hauptspiel zu stören.
  • Vierte Regel: Schaltet das Mikro ab, wenn anderes stört (bspw. Telefonanrufe oder Leute, die reinplatzen). Falls man auf Toilette oder so muss, im Chat abmelden (ein kleines „afk“ [„Away From Keyboard“] reicht) und wieder rückmelden (hier reicht ein kleines „re“ [„returned“]). Ansonsten ist man irritiert, weil jemand nicht direkt antworten kann/will und vermutet teilweise ungerechtfertigter Weise ein anderes Problem.
  • Fünfte Regel: Bilder. Es gibt zwar die Option zum Filesharing bei Skype, aber das funktioniert nur stückweise. Besser stellt ihr die Bilder auf einen Server, z. B. Tinypic.com und veröffentlich nur eben schnell den Link dahin im Chatfenster. Da bekommen ihn dann alle gleichzeitig.

Noch nicht getestet: Gemeinsames Whiteboard. Und bisher vertrauen wir uns gegenseitig beim Würfeln, das ist bei wenig würfelintensiven Runden, durchaus problemlos machbar, es gibt aber auch Bereiche, da wäre das schon wünschenswert, eine Alternative zu haben. Irony Games’ Dice Server kenne ich, der ist aber ein wenig unkomfortabel. Ich such mal weiter, bin aber auch Vorschlägen gegenüber offen (im Skype Plugin-Verzeichnis bin ich bisher nicht fündig geworden).

Fazit: Generell bringt das P&P-Rollenspiel auch via Skype Spaß, reicht aber wegen den doch teilweise fehlenden Interaktionsmöglichkeiten und der Sinnesreduktion auf Sprache und Text nicht an den „herkömmlichen“ Rollenspielspass heran. Ist halt irgendwie vergleichbar mit dem Unterschied zwischen Hörbuch hören und Film sehen. Die Fantasie regt beides an und unterhaltsam ist auch beides.

Ron Müller

Ron Müller

Rollenspieler auf Suche nach neuen staffelübergreifenden Handlungssträngen. Blog: Edieh, Podcast: Ausgespielt.

6 Antworten

  1. Interessant, Skype hatte ich bislang wirklich noch nie wirklich in Betracht gezogen. Für mich ging’s bei Rollenspiel immer sehr um die Mimik und Gestik dabei – eben das ganze Bild der Spieler (oder auch des Spielleiters und der anderen Spieler) – je nachdem in welcher Rolle ich grad stecke ;). Finde es aber sehr interessant über skype + rpg zu lesen. Was hältst Du denn generell von anderen Arten des Rollenspiels in Form von PB-Mail, Post usw. Ich hab mich ’ne Zeit auf rondaksportal.com und macrayskeep.com herumgetrieben, finde die Systeme eigentlich sehr fortgeschritten und brauchbar, bin aber meistens an der Unverlässlichkeit einzelner Spieler gescheitert bzw. daran, Freunde dorthin zu bringen für die ich ursprünglich die Runden gestartet hatte (war zu einer Zeit vor Skype…)

    lg Markus

  2. Ja auf Mimik und Gestik muss man per Skype verzichten, daher ist es halt nicht so gut wie „das Original“. Aber man unterschätzt doch, wieviel Stimmung doch durch Fantasie und Stimme transportiert werden kann.

    Rollenspiel via E-Mail oder Post oder auch Foren halte ich für zu schwierig, da man dort auch noch extreme Pausen hat. Ein wirklicher Dialog entsteht so meiner Meinung nach nicht, oder nur ein sehr stockender. Was darüber gut klappt sind lange und ausführliche Szenenbeschreibungen und Einblicke in die Charakterpsyche. Aber für einen wirklichen Austausch ist das Medium nur bedingt geeignet.

    Zur Zeit haben einige der Gruppen in denen ich spiele im Forum jeweils ein paar kleine Forenspiele zwischen den „herkömmlichen“ Runden laufen. Das ist durchaus interessant, weil man dadurch die einzelnen Charaktere stärker herausstellen kann und einige Facetten stärker beleuchten. Richtige Handlung findet dort aber kaum statt und meine Spieler haben sich auch stark beschwert, als ich darin versuchte, Action einzubringen. Andererseits haben sie mich auch teilweise mit extrem ausufernden Beschreibungen … öhm … ermüdet. ;-)

    Letztlich ist für mich das Forenspiel also nur ein zusätzlicher Aspekt in einem Gesamtwerk des gemeinsamen Spiels. Ich mag es gerne, weil ich darüber mehr über Charaktere lernen kann. Eine komplette Runde nur über dieses Medium stattfinden zu lassen halte ich aber für extrem schwierig und weiß nicht, ob ich daran meine Freunde hätte. Andererseits habe ich es auch noch nie so komplett reduziert versucht …

  3. Play-By-Post ist ein literatisches Medium, das funktioniert anders. Ich habe parallel auch im tanelorn ein PbP laufen, das funktioniert auch gut. Allerdings nur bei regelmäßiger und qualitativ guter Beteiligung.