Übermächtige NSCs

Gestern habe ich Star Trek gemeistert und im anschließenden durchaus positiven Feedback der Runde erwähnten die Spieler, dass ihnen auf der einen Seite der fiese Romulanische Prätor zwar sehr gefallen würde – aber sie ihn mittlerweile als übermächtig ansehen würden und keine Chance gegen ihn hätten.

Besonders an einer Szene machten sie es aus: einer der Charaktere entschloss sich, den Prätor durch eine gemeinsam genutzte Parkanlage (fragt nicht!) zu beschatten. Ich verzichtete auf das Würfeln und spielte die Szene letztlich damit aus, dass der Prätor, bevor er das Quartier der Romulaner betrat, sich noch kurz umdrehte und in genau die Richtung, in der sich der SC befand, mit einem süffisanten Lächeln kurz winkte, bevor er dann im Quartier verschwand.

Letztlich habe ich in dieser Szene einen Fehler gemacht: ich ließ nicht würfeln und sagte doch „Nein“ zum Spieler (entgegen dem von mir ansonsten hochgelobten Prinzip „Sag ja – oder lass würfeln“ von Vincent Baker). Allerdings war mir in dieser Szene klar, dass ein Würfeln eigentlich unnötig war, da der Prätor auch bei einem noch so guten Wurf auf „Stealth“ durch den SC es noch mitbekommen würde. Der Grund: jeder Schritt und Tritt des Prätors wird von seinem Team im Umfeld genauestens überwacht, damit sie ein mögliches Attentat auf ihn vermeiden können – und dazu nutzen sie modernste Star Trek Technologie. Ohne entsprechende Gegen-Aufrüstung hatte der SC also nicht den Hauch einer Chance. Wobei die Charaktere durchaus die Möglichkeit haben, eine solche Aufrüstung zu betreiben, wenn sie denn wollten (und zusammenarbeiten) …

Bleibt für mich die Frage, wie ich das in Zukunft handeln werde. Lass ich nur Würfeln, damit der Spieler wenigstens das Gefühl hat, eine Chance gehabt zu haben? Obwohl das nur eine Illusion der Handlungsfreiheit ist? Mach ich ihm outtime drauf aufmerksam (habe ich übrigens erstmal am Ende des Feedbacks gemacht)?

Mir ist eins klar: der Prätor ist mit all der gespielten Überlegenheit und den Psychospielchen, die er mit den Charakteren abzieht, eigentlich so richtig, wie er ist. Die Charaktere sollen das Gefühl haben, dass der Romulaner jeden Schritt, den sie machen, mitbekommt – auch wenn das sicher nicht der Wahrheit entspricht. Jeder Bösewicht braucht irgendwo Grenzen, die ihm gesetzt sind, und diese habe ich eigentlich sehr genau definiert für ihn. Aktuell überlege ich gerade, ob ich das vielleicht einfach mal als Plotelement setzen müsste. Dass eben dieser übermächtig scheinende NSC von eben den Helden Hilfe braucht. Mal sehen …

Ron Müller

Rollenspieler auf der Suche nach neuen staffelübergreifenden Handlungssträngen.
docron.de

3 Antworten

  1. Tja, „Say yes or roll the dice“ ist bei Dogs in the Vineyard aber auch mit einer sehr offenen Informationspolitik verbunden. Du kannst drei Dinge tun: Den Prätor aus dem Plot-Fokus entfernen. Oder den SC seine Schwäche zeigen; das regt sie vielleicht an, einen Plan zu entwickeln, diese auszunutzen. Wobei Heist Movies als Abenteuer meistens nicht funktionieren; es sollte also irgendwas anderes sein. Alternativ: Den Prätor auf die SCs zukommen lassen, weil er ihre Hilfe braucht.

  2. Ich war jetzt nicht dabei, aber der Prätor ist auch aus meiner Warte ein ziemlich heftiger Gegner. Obwohl mein Charakter eine formal überlegene Position innehat, habe ich stets das Gefühl, dass der Prätor der gemeinste und hinterhältigste Mistkerl der ganzen Galaxis ist und jede meiner Aktionen für seine Pläne nutzen kann. Aber meiner Meinung nach ist das doch auch seine Aufgabe, nämlich mir selbst über die Aktionen meines Charakters bewusst zu werden und meine Methoden bewusst von seinen abzugrenzen. Denn wenn er mir zu übermächtig erscheint, mache ich mir einfach klar, was seine Anwesenheit wirklich bedeutet. Ein Mann von seinem Rang, fernab vom romulanischen Imperium, ohne eine bemerkenswerte Machtbasis, der die Interessen seines Volkes und seine eigenen adäquat vertreten muss. Eigentlich ist der Prätor genauso ein armes Schwein, wie wir alle bei dieser Mission. Und alle seine vermeintlich übermächtigen Stärken verhelfen ihm ja auch nur zu vereinzelten Siegen, von denen ich nicht das Gefühl hatte, er hätte sie von langer Hand geplant.

    Was das eigentliche Problem betrifft, so wäre Würfeln wahrscheinlich gut für den Spieler gewesen. Denn wenn man stolz gute Würfe präsentieren kann, die dann von einem besseren NSC „entwertet“ werden, ist das „Verlieren“ erträglicher, als wenn man sich rollenspielrisch anstrengt und dann nicht durch entsprechenden Erfolg belohnt wird.