Ja, es ist endlich wieder Fantasy Filmfest in Hamburg, und diesmal schaffen wir auch gleich zweimal zwei Filme. Die ersten beiden haben wir uns heute im proppe vollen Saal 1 des CinemaxX gegeben, zuerst Moon, dann District 9.
Diesmal lief keine Premiere von irgendeinen obskuren deutschen Film parallel, dennoch war das Gedränge kaum besser als im letzten Jahr. Immerhin haben wir es geschafft, sehr gute Plätze zu erobern und mit der offiziellen Erlaubnis, Jacken als Reservierung zwischen den Filmen im Saal liegen zu lassen (auf eigene Gewähr) bekamen wir die gleichen Plätze auch beim zweiten Film. Wobei ich ja eigentlich lieber gleich im Saal geblieben wäre (aber warum das nicht geht, wurde ja deutlich bei f3a erklärt). Immerhin bekamen wir dann auch jeweils eine DVD geschenkt mit Trailern des FFF. Eine sehr nette Geste von Rosebud.
District 9
Im Internet ist derzeit kaum ein Weg um diesen Film herum, in den USA hat er wie eine Bombe eingeschlagen und die Box Office überrannt. Und das ganze zurecht. District 9 ist wirklich dieser grandiose Film.
Der Film startet mit einer Mocumentary über ein Ghetto von über Johannesburg gestrandeten Außerirdischen und den Fremdenfeindlichkeiten ihnen gegenüber. Es wird wenig darauf eingegangen, warum das Raumschiff hier gestrandet ist, was die als „Prawn“ abfällig betitelten Außerirdischen eigentlich hier wollten und warum sie nicht einfach weiter fliegen. Stattdessen zeigt er zunächst die Bemühungen von einem international bestellten Wirschafts-Unternehmen MNU, die Außerirdischen von dem Ghetto direkt bei Johannesburg in ein 200 Kilometer entferntes „Internierungslager“ zu schaffen. Es gibt jedoch Widerstand unter den Außerirdischen und ein Verwaltungsmitarbeiter wird mit einer Art Virus infiziert, das ihn zu einem wichtigen Aktivposten von MNU macht.
Aus dem dokumentarischen Stil wird dann recht nahtlos übergehend ein Verschwörungsfilm und spontan ein Action-Reißer, der sich in Blut und Gewalt ungeniert wälzt. In keinem Spielfilm konnte man bisher so brutal und gleichzeitig grandios einen Mech wüten sehen (es wird eine legendäre Szene werden, wie der Mech einen Gegner mit einem Schwein ab-„wirft“). Gleichzeitig sieht man eine außerirdische Waffentechnologie, die der unsrigen nicht nur um Längen voraus ist, sondern auch wirklich fremdartig wirkt (also nicht nur in der Farbe des Laser-Strahls variiert). Und die Mischung aus CGI und Realfilm fällt einfach nicht auf – also so, wie es sein muss.
District 9 schafft den Balanceakt zwischen solch unterschiedlichen Genren und ist sein Eintrittsgeld auf jedem Fall wert. Der internationale Erfolg hat Sony ermutigt, auch den offiziellen Start in Deutschland auf dem 10. September vorzuziehen. Auf dem Fantasy Filmfest war er ein wirkliches Highlight. Und entsprechend darf man sich bei Peter Jackson bedanken, der diesen Film überhaupt erst ermöglichte, und in den jungen Regisseur Neill Blomkamp investierte, dessen Kurzfilm Alive in Joburg die Grundlage für diesen Feature Film bot. District 10 ist bereits geplant, wie man vom Regisseur hört und da der Film bereits an einem Wochenende in den USA alleine seine Produktionskosten eingespielt hat wohl unausweichlich. Wenn wir nur ansatzweise so viel visuell zu sehen bekommen und gleichzeitig interessante ethische Konflikte serviert bekommen wie in diesem Film, ist ein weiterer Top-Hit gewiss.
Moon
Duncan Jones’ erster Feature Film beschreibt die Einsamkeit des Astronauten Sam Bell (Sam Rockwell) auf dem Mond, der dort allein die Bergbau-Maschinen überwacht. Lediglich GERTY (Stimme von Kevin Spacey), ein intelligentes Computersystem ist sein Ansprechpartner, direkte Kommunikation mit der Erde ist aufgrund eines Satelliten-Ausfalls schon seit Monaten nicht mehr möglich, aber immerhin ist sein Drei-Jahres-Vertrag bald am Auslaufen. Doch dann kommt es zu einem Unfall, dessen Auswirkungen so einiges umwerfen.
Moon ist ein eher ruhiger Film, eigentlich ein psychologisches Kammerspiel rund um Sam und GERTY. Stellenweise wird man gerade bei GERTY an HAL aus 2001 erinnert um dann gleich wieder eines besseren belehrt zu werden. Sam wird mit sich selbst konfrontiert, muss seine eigene Existenz in Frage stellen und gleichzeitig einen Weg finden, ein schier unlösbares Problem zu lösen. Dabei ist es ein Film der leisen Töne mit fast monochromatischen Bildern die durch Clint Mansells (The Fountain) hypnotischem Soundtrack eine ganz besondere Wirkung entfalten. Und wenn dann der morgentliche Wecker mit dem Pop-Klassiker The One and Only diese Melancholie bewusst durchbricht, darf man auch mal lachen – um dann im nächsten Moment darüber nachzudenken, warum dieser Titel gewählt wurde.
Der Film lief im „Quasi“-Double-Feature auf dem Fantasy Filmfest Hamburg mit District 9 und ist so gar nicht vergleichbar mit dem Actionfilm. Sam Rockwells schauspielerische Leistung ist nur zu beneiden, spielt er doch gleichzeitig so viele Facetten einer einzigen Figur. Eine wunderbare kleine philosophische Science Fiction Perle in der Tradition von Klassikern wie Outland – Planet der Verdammten, Blade Runner oder Lautlos im Weltraum, der leider noch ein Vertrieb in Deutschland fehlt.