Fantasy Filmfest 2009: „Wasting Away“ und „Orphan“

Ein Tag später standen zwei weitere Filme auf unserem Programm. Mit dem ersten Film hatten wir dann auch gerade noch Glück, dass wir ihn überhaupt sehen konnten, es konnte gerade noch ein Ersatz-Beamer beschafft werden (ja, Beamer, der Film lag recht offensichtlich nicht auf Zelluloid vor). Dennoch lief er verspätet, weswegen wir fast eine ganze Stunde anstanden. Das ist die Crux mit der „freien Platzwahl“ – man muss um gute Plätze zu ergattern rechtzeitig da sein.

Wasting Away

Das Setup von Wasting Away klingt originell: ein missglücktes Militär-Experiment gerät in die Softeismaschine einer Bowling-Bahn und lässt vier Freunde zu Zombies mutieren. Doch die merken davon gar nichts, außer dass die Welt um sie herum plötzlich so unglaublich hektisch geworden ist. Irgendwann kommen sie auf den Trichter, dass da irgendwas nicht ganz stimmt, da sie ständig angegriffen werden und einen gewissen Appetit auf Gehirn entwickeln.

Zombie in Wasting Away
Zombie in Wasting Away (Wasted Pictures)

Die Ausführung ist auch zunächst ordentlich spaßig. Durch den Wechsel von Schwarzweiß-Bildern und Farbbildern werden die unterschiedlichen Wahrnehmungen von Zombies und ihrer Umwelt für den Zuschauer einfach voneinander getrennt. Das skurrile Setting lässt eigentlich viel Raum für Gags. Dennoch: es hat sich ziemlich schnell abgenutzt. Nach einem recht schnellen Start plätschert der Film recht unstrukturiert vor sich hin, bald sind alle Zombie-Klischees abgearbeitet und dann weiß die Geschichte nicht mehr so recht, in welche Richtung es sich entwickeln soll. Und das Ende bleibt entsprechend uninspiriert und unbefriedigend.

★★☆☆☆

Orphan

Kate Coleman (Vera Farmiga) hatte nach zwei Kindern eine Fehlgeburt erlitten und fand nur schwierig wieder ins reguläre Leben zurück. Entsprechend lange tat sie sich mit dem Wunsch um, ein weiteres Kind zu adoptieren. Und gemeinsam mit ihrem Ehemann John (Peter Sarsgaard) findet sie dann letztlich in einem katholischen Waisenhaus ein kleines Mädchen: Esther (Isabelle Fuhrman) verlor ihre Eltern in einem Feuer und ihr distanziertes Verhalten hatte ihr dort eine Außenseiterrolle gegeben. Die Colemans entscheiden zusammen, Esther in ihrer Familie aufzunehmen. Doch die Kleine hat eine düstere Vergangenheit und Stück für Stück bröckelt eine Fassade, die puren Horror verdeckt …

Esther bekommt zwei neue Eltern
Esther bekommt zwei neue Eltern (Warner Bros.)

Der Horror in Orphan stammt aus dem Familienidyll, dass durch ein vermeintlich unschuldiges Kind zerstört wird. In dieser Hinsicht erinnert der Film an Klassiker wie Das Omen, aber auch an Die Hand an der Wiege oder Rosemarys Baby. In diesem Fall hat die gerade zwölfjährige Isabelle Fuhrman die schwierige Aufgabe einen so vielschichtigen und verstörenden Charakter darzustellen – und schafft es tatsächlich diverse andere Filmbösewichte locker auszustechen.

Der Film ist entsprechend verstörend, erschreckend und zeigt deutlich, welche Gewalt Kinder über Erwachsene allein durch die Manipulation anderer Erwachsene haben könnten. Aber auch die anderen beiden Kinderdarsteller, Jimmy Bennett und Aryana Engineer überzeugen in ihren jeweiligen Rollen, die Erwachsenen sowieso. Regisseur Jaume Collet-Serra gelingt es nach dem durchwachsenen House of Wax einen Horrorfilm zu inszenieren, der vermutlich einige Nachahmer und -folger im Genre finden wird.

★★★★☆

Update: Der Starttermin von Orphan wurde in Deutschland durch den Verleih etwas vorgezogen. Neuer Termin ist 22. Oktober 2009.

Ron Müller

Rollenspieler auf der Suche nach neuen staffelübergreifenden Handlungssträngen.
docron.de

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