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FFF-Nights 2010: „Daybreakers“ und „Splice“

Ich weiß, sie sind eigentlich schon lange durch. Aber ich kam erst jetzt dazu, eine etwas ausführlichere Review fertigzustellen. Immerhin bevor die Filme regulär nach Deutschland kommen.

Daybreakers

Die Prämisse ist mal etwas anders, als man es sonst von Vampirfilmen gewöhnt ist. Was wäre wenn fast die gesamte Menschheit von den Vampiren überrannt worden ist, die letzten paar Menschen noch gejagt werden und in Farmen das letzte bisschen Blut aus ihnen raus gepresst wird? So absurd ist die Frage gar nicht, Fans haben schon bei Buffy einst untersucht, wie deren Heimatstadt mit dem Ökosystem „Vampir“ klar kommen könnte.

Die Antwort, die Daybreakers gibt, ist erst einmal ein faszinierendes Setting mit vielen Facetten, wie einem „Subwalk“, bei dem die Bevölkerung aus Vampiren tagsüber geschützt von der Sonne gehen kann, Autos, die ihre Fenster verdunkeln und mit denen man via Videokamera dennoch tagsüber fahren kann, Coffee-Shops, die aufgrund der Blutknappheit den Blutanteil im Kaffee immer weiter reduzieren müssen und vielen anderen solcher Details. Auf der anderen Seite wird aber auch das klassische Thema des Nicht-Erwachsen-werden-könnens von Vampirkindern ebenso knapp beleuchtet wie die Tatsache, dass wenn man eh unsterblich ist, auch jeder problemlos rauchen kann. Denn Tabak gibt es ja immerhin noch.

Vampiralltag in Amerika
Vampiralltag in Amerika

In dieser Welt, die fast nur noch aus Vampiren besteht, ist der Held der Geschichte ebenfalls einer. Edward Dalton (Ethan Hawke, Gattaca) ist Blutforscher, dessen Aufgabe es ist, ein künstliches Substitut für Blut zu finden – die kontinuierlich bedrohender werdende Knappheit der Ressource macht dies nötig. Wie ein Ölmagnat überwacht die Ausgabe der Ressource Daltons Chef Charles Bromley (Sam Neill, Jurassic Park). Doch die Situation spitzt sich immer weiter zu. Verhungernde Vampire werden zu wirklichen Bestien, die sich auch auf ihresgleichen stürzen.

Doch eines Nachts trifft Dalton auf eine Gruppe flüchtiger Menschen und entgegen der geltenden Moralvorstellungen der Vampirgesellschaft rettet er sie vor deren Verfolgern. Sie fassen Vertrauen zu ihm und weihen ihn ein Geheimnis ein, dass die Gesellschaft doch noch retten könnte …

Die Geschichte hat eine wirklich interessante Prämisse und vermutlich ist es diese, mit der sie auch verkauft wurde – entsprechend ist es wirklich interessant in diese Welt, die nun von Vampiren statt uns Menschen ausgebeutet wird, zu schlüpfen und Analogien auf unser eigenes missratenes Verhalten mit unserer Umwelt zu schaffen. Leider gelingt es den Autoren nicht wirklich mehr aus der Geschichte zu machen. Die Figuren bleiben farblos, die Charakterbeziehungen sind aufgesetzt und nicht wirklich emotional nachvollziehbar und die Story plätschert so vor sich hin.

Dazu kommt bei solchen Stoffen natürlich wie immer das Problem der Suspension of Disbelief. Gut, es ist mal wieder ein Virus, der die Menschheit in Vampire verwandelt, soweit noch akzeptabel die Geschichte. Dass diese Kreaturen der Nacht aber von Sonnenlicht komplett binnen Sekunden verbrannt werden, ist durch einen Virus schon etwas schwerer nachvollziehbar erklärbar, aber wohl noch akzeptabel. Nur warum sollen die Vampire hier kein Spiegelbild haben? Hier und an ein paar anderen Punkten gleitet der bisherige Science-Fiction-Plot klar in Richtung von Fantasy/Magie ab, und solche Vermischungen mag ich einfach nicht. Dabei hätte der Film es hier gar nicht nötig.

So bleibt immerhin noch ein spannendes und faszinierendes Setting mit vielen kleinen Details zu entdecken, dass über die Story und die Charaktere aber nur leidlich hinweg hilft. Und immerhin kann man auch hier die Regel bestätigen, dass Vampire namens Edward Luschen sind.

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Splice

Clive (Adrien Brody, The Jacket) und Elsa (Sarah Polley, No Such Thing) sind brillante Genetiker und fast so etwas wie moderne Wissenschafts-Rockstars. So benehmen sie sich auch und wollen, nachdem sie ein Projekt einer Genspleißung erfolgreich abgeschlossen haben, nun endlich den nächsten Schritt gehen und mit menschlichem Genom experimentieren. Ihr beiden Vorgesetzten Barlow (David Hewlett, Stargate: Atlantis) und Melinda (Amanda Brugel) bremsen die beiden jedoch, die Öffentlichkeit wäre noch nicht so weit.

Deprimiert überredet Elsa aber Clive, dass sie im Geheimen dennoch gemeinsam an einer neuen Genspleißung arbeiten, die auch menschliches Material benutzt. Das Experiment gelingt und in der künstlichen Gebärmutter reift ein brandneues Lebewesen heran, dessen Gene aus vielen Spezies vermischt sind. Es wäre das erste seiner Art, und eigentlich wollten sie das Experiment ja noch rechtzeitig abbrechen. Sie wollten ja nur sich selbst beweisen, wie großartig sie sind. Doch dann kommt es zu einer Frühgeburt …

Ein neues Leben wird geboren
Ein neues Leben wird geboren

Vincenzo Natali hat für mich einst meine Sucht nach dem Fantasy Filmfest begründet. Neben seinem Meisterwerk Cube, sind auch seine Filme Cypher und Nothing verstörende Schönheiten, bei denen ich irgendwo zwischen „Häh?“ und „Ach, wie brillant!” hin- und hergerissen bin. Splice ist da keine Ausnahme. Das Thema ist bisher kaum im Film berührt worden (warum eigentlich?) und doch irgendwo tagesaktuell. Genmanipulation findet mittlerweile nicht nur auf unseren Feldern täglich statt.

Splice schafft es dennoch, uns aus dem Kino gehen zu lassen, mit großen Fragezeichen auf der Stirn. Dabei sind eigentlich die wesentlichen Fragen beantwortet und der Film bleibt weit mehr auf dem Teppich der bekannten Genre-Konventionen als bspw. Cube. Splice ist stellenweise sicher brillant. Stellenweise ist er aber unzureichend ausgeleuchtet, der zentrale Charakter der Elsa bleibt etwas zu stark unterbelichtet, obwohl eigentlich fast ständig der Fokus auf ihr ist. Adrien Brody schlüpft fast zu routiniert in diese Rolle wie in die vielfältigen T-Shirts, die sein Charakter Clive während des Films wechselt, und in deren Motive ich teilweise sogar Metabotschaften versuchte zu entdecken und doch irgendwie gescheitert bin.

Vielleicht habe ich den Film auch mit der falschen Erwartung angesehen. Er startet als Science-Thriller und driftet dann irgendwann unmittelbar in einen Horror-Slasher um. Das ist zwar nicht ganz so rapide brillant wie bei From Dusk Till Dawn, von dem ich vorher nicht wusste, dass er ein Horrorfilm sein wollte, und ihn bis zu einer gewissen Szene als Road-Movie-Gangster-Film angesehen hatte. Aber der Wechsel ist schon faszinierend gut gelöst. Dennoch bleibt irgendwie das Gefühl über, dass der zweite Part zu viel von Species und von Jeeper Creepers abgekupfert hat.

Dennoch: der Film ist eine wohltuende Abwechslung vom sonstigen Genre-Mix. Visuell ist er einfach gelungen, vor allem die Gestaltung der Kreatur ist in all ihrer bizarren Ausprägung irgendwo glaubhaft und die Spezialeffekte sind fürs Auge nicht mehr als solche wahrnehmbar.  Und vor allem scheut sich Natali auch nicht, unangenehme Fragestellungen dem Zuschauer vor zu setzen.

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★★★★☆

Ron Müller

Rollenspieler auf der Suche nach neuen staffelübergreifenden Handlungssträngen.
docron.de

Kritiken zu Serien, Filmen und seltener auch Rollen- und Brettspiele …