Fantasy Filmfest Nights 2014: Kurzkritiken „Snowpiercer“ und „Witching and Bitching“

Dieses Jahr haben wir nur zwei Filme auf den Fantasy Filmfest Nights uns herausgepickt, was uns am Sonnabend zuvor die Gelegenheit gab, noch „Odd Thomas“ endlich nachzuholen, den wir auf dem letztjährigen Fantasy Filmfest leider zeitlich nicht schaffen konnten (netter kleiner Mystery-Film mit einem tollen Anton Yelchin).

Erst am Sonntag dann also ins neue Hamburger Festivalkino, dem Savoy. Hatten wir das letztes Jahr erstmalig besucht und nicht die besten Eindrücke behalten – wir saßen auf Kippsesseln, die nicht arretierbar waren (oder wir waren einfach zu doof dazu) und wackelten daher anstrengend durch den gesamten dritten Cornetto-Film – waren wir dieses Jahr eine Reihe weiter nach hinten gerutscht. Dort gab es zusätzlich zu Kippsesseln noch kleine zugestellte Fußablagen – herrlich bequem, wir konnten die Filme quasi im Liegen genießen. Und auch sonst war das Festival noch nie so entspannend wie diesmal – durch Platzvorreservierungen gab es am Einlass kein ungestümes Gedränge, das Kartenreservierungssystem des Savoy hatte einen Warenkorb, so dass man die Karten alle auf einmal kaufen konnte und nicht wie bisher beim Cinemaxx-System jeweils einen Vorgang pro Film abschließen musste. Selbst einen Parkplatz hatten wir nur wenige Meter weiter gefunden. Das ist ja nahezu Luxus. Wobei die 3 € für die Fritz-Cola auch schon etwas „anspruchsvoller“ waren …

„Snowpiercer“

KOR/USA/FRA/CZE, 2013

Ein Film mit einer langen und komplizierten Verleihgeschichte – kurz: die Weinstein Brüder hatten den Vertrieb übernommen, wollten den Film aber nur geschnitten an die Kinokassen bringen, das wollte der Regisseur nicht, der daraufhin einen Eklat in der Filmszene auslöste. Die Chance, den Film ungeschnitten und vor allem im Kino sehen zu können, erschien daher nur auf dem Fantasy Filmfest gegeben zu sein. Letztlich gab The Weinstein Company aber doch nach und nun wird der Film auch nicht nur in den US-, sondern auch bereits nächste Woche in die deutschen Kinos kommen.

Der Film selbst basiert auf einer mir unbekannten Comicvorlage und geht kurzgesagt um einen ewig-langen Zug, der durch eine Eiszeit-Apokalypse rund um die Welt mit einem Affentempo fährt und die einzige Zufluchtstätte des kläglichen Rests der Menschheit ist. Dabei gibt es im Zug natürlich unterschiedliche Abteile – ganz vorne die Erste-Klasse-Passagiere, hinten im Zug der Abschaum, der von dem Rest des Zuges unterdrückt wird und mit einfachen Protein-Gelee-Riegeln abgespeist wird, während die Reichen vorne schlemmen. Der Gedanke des Aufstands wächst, schon einige Male ging die Revolution aber schief. Und den ganzen Weg bis nach vorne zu der Maschine, die den Zug antreibt, sich zu erkämpfen, scheint eigentlich aussichtslos.

Snowpiercer Poster (MFA+/Escot Elite)
Anerkennenswert: Das deutsche Poster zu „Snowpiercer“ (MFA+/Ascot Elite) erwähnt sogar die Quelle, die Graphic Novel „Schneekreuzer“, die hierzulande gerade mal erst seit 2013 erhältlich ist.

Mit überraschend viel Star-Power (unter anderen mit Jamie Bell, Ed Harris und John Hurt) besetzter Action-Sci-Fi-Film, der mit teilweise absurden Ideen glänzt, gleichzeitig aber auch dem Actionheld Chris Evans als unfreiwilligen Revolutionsführer Curtis hier tatsächlich etwas schauspielerisches zu tun gibt – was dieser überraschenderweise sogar ganz ordentlich meistert. Als Antagonistin brilliert Tilda Swinton, deren skurille, absurde und abstößige Performance als Sprachrohr der Priviligierten Mason so bizarr überzeichnet ist, als hätte sie sich für einen Auftritt in den „Tribute von Panem“-Filmen bewerben wollen.

Letztlich verliert der Film aber auf der ganzen Länge etwas an Dampf, ist tatsächlich etwas langatmig und auch ist die Prämisse des Films doch nicht nur absurd sondern auch noch nicht einmal komplett in sich komplett sinnvoll durchdacht. Wenn man aber die Logikkompensatoren voll ausfährt und über das halbgare Ende lieber nicht weiter nachdenkt, bringt er Spaß in einem Genre, dass sonst viel zu stiefmütterlich von Hollywood behandelt wird.

★★★★☆

(Läuft in Deutschland offiziell am 3. April 2014 an.)

„Witching and Bitching“

ESP/FRA, 2013 („Las brujas de Zugarramurdi“)

Nur zwei Gangster und ein zehnjähriger Sohn kommen einigermaßen ungeschoren von einem Pfandhaus-Überfall mit den erbeuteten verpfändeten goldenen Eheringen davon. Eine Verfolgungsjagd im gekaperten Taxi führt dann in den eigentlich so verschlafenen kleinen Ort Zugarramurdi, in dem sie aber bereits von einem alten Hexenorden erwartet werden.

Witching and Bitching Trailer (Las brujas de Zugarramurdi)

Ja, das wäre auf dem Hauptfestival sicher ein Film, der unter dem „Midnight Madness“-Label laufen würde, so durchgeknallt und irre ist dieser. Unter der wirren Fassade verbirgt sich aber eigentlich nur eine Kopie von „From Dusk Till Dawn“, nur dass hier statt Vampire halt Hexen auf die Hauptzutaten ihres Festmahls warten. Das ganze wird mit durchaus spaßigen Spezialeffekten, einer Hexenchor-Einlage und allerlei absurden Ideen angereichert, die allesamt eine Allegorie auf die Probleme von Männern mit Frauen sein sollen.

Ja, das hört sich eigentlich ganz nett an – ist aber letztlich zu abgedreht und zu unschlüssig um eine wirklich interessante Geschichte zu erzählen.

★★☆☆☆

(Nicht in den Kinos hierzulande zu erwarten.)

Ron Müller

Rollenspieler auf der Suche nach neuen staffelübergreifenden Handlungssträngen.
docron.de

Kritiken zu Serien, Filmen und seltener auch Rollen- und Brettspiele …

2 Antworten

    1. Ja sicher. Und sei es nur um eine etwas andere Seite an Chris Evans zu entdecken.

      Bin gespannt, heute Abend steht „Captain America 2“ auf dem Programm … :-)