Es gibt viele gestrandete Existenzen in Las Vegas, die dort direkt neben den Leuchtreklamen der Casinos in heruntergekommenen Appartements leben und versuchen, sich irgendwie durchzuschlagen. Nick Wild (Jason Statham) gehört dazu, hält sich mit gelegentlichen Einmal-Jobs über Wasser, bei denen er sowohl seine Schlagkraft, als auch seine Gerissenheit für den schmierigen Anwalt Pinky (Jason Alexander) unter Beweis stellen muss.
Viel zu lange hat er hier nun schon verbracht, eigentlich wollte er sich schon längst nach Korsika absetzen, aber zwei neue Jobs bringen Bewegung in die Geschichte: Zum einen der junge Multimillionär Cyrus (Michael Angarano), der ihn als Anstandsdame engagieren will, zum anderen eine alte Flamme, Holly (Dominik Garcia-Lorido), welche seine Hilfe bei Problemen mit dem Nachwuchsgangster Danny DeMarco (Milo Ventimiglia) braucht.
Doch all dies bedeutet nicht nur Chancen, sondern auch die Gelegenheit, dass seine alte Spielsucht wieder durchsickert …
Remake eines Flops
Warum verfilmt man einen Film neu, der eigentlich beim Publikum bereits durchgefallen war? Der Stoff von „Wild Cards“ jedenfalls war bereits 1986 wenig erfolgreich unter dem Namen „Heat – Nick, der Killer“ inszeniert worden. Der Grund könnte beim Drehbuchautoren William Goldman liegen, der einen regelrechten Legenden-Status in Hollywood inne hat, stammen doch von ihm herausragende Drehbücher zu so unterschiedlichen Stoffen wie „Zwei Banditen“ („Butch Cassidy and the Sundance Kid“, 1969), „Die Unbestechlichen“ („All the President’s Men“, 1976), „Die Braut des Prinzen“ („The Princess Bride“, 1987) oder „Wehrlos – Die Tochter des Generals“ („The General’s Daughter“, 1999).
Und Jason Statham hatte selbst offenbar einiges Interesse an dem Stoff und wollte sich hier endlich mal als Charakterdarsteller beweisen. Seine Karriere bisher war ja, nun ja, etwas „actionlastig“, weswegen in den Featurettes auf der Scheibe auch extra darauf hingewiesen wird, dass er in diesem Film mehr Dialogzeilen haben soll als in all seinen Filmen bisher. Leider ist das nicht wirklich ein Qualitätskriterium, obwohl man Stathams Leistung nicht wirklich kritisieren muss – wenn man von einer kruden Angstattacke im Film absieht, die genauso gut ein Herzinfarkt oder Etwas-in-der-Speiseröhre-Steckengebliebendes hätte sein können. Das Problem ist tatsächlich die Story selbst, die relativ ziellos vor sich hin plätschert und dabei versäumt, die Charaktere und ihre Motivationen näher vorzustellen, was auch einige tolle darstellerische Leistungen, wie die von Hope Davis als Croupière, nicht alleine retten können.
Natürlich bekommt der Actionfan zahlreiche, routiniert inszenierte Kampfszenen mit Jason Statham zu sehen, aber auch diese ermüden letztlich. Es bleibt ein Film über Glücksspieler, der anstatt alles auf eine Karte zu setzen, sein Risiko lieber möglichst großflächig verteilt und dabei letztlich keinen herausragenden Gewinn erzielen vermag, aber zumindest nicht langweilt.
„Wild Card“ (USA, 2015) Regie: Simon West Drehbuch: William Goldman, basierend auf einem Buch von William Goldman Darsteller: Jason Statham, Michael Angarano, Dominik García-Lorido, Hope Davis, Milo Ventimiglia Rollenspiel-Inspirationsfaktor: Las Vegas ist nach wie vor ein tolles Setting, aber vermutlich bekommt man in den „Ocean’s 11–13“-Filmen oder selbst in „CSI“ mehr Szenenideen. Extras: Viele Featurettes und Interviews, sowie eine Kommentar-Tonspur des Regisseurs zum Film, kurz gesagt: Viel Extra-Content.★★★☆☆
„Wild Cards“ erscheint am 31. Juli 2015 auf DVD und Blu-Ray. Offenlegung: Ich habe die Blu-Ray freundlicherweise als Rezensionsexemplar erhalten.