Die Lehrerin Claire (Jennifer Lopez, „Out of Sight“) ist nach einer Affäre ihres Ehemanns gerade frisch getrennt und zieht ihren pubertierenden Sohn Kevin derzeit alleine auf. Als nebenan der äußerst attraktive, aber gerade einmal 20jährige Noah (Ryan Guzman, „Pretty Little Liars“) einzieht, lässt sie sich in einem schwachen Moment auf einen One-Night-Stand ein.
Sie bereut es unmittelbar danach und beendet die Affäre, aber Noah will nicht loslassen und entpuppt sich als besitzergreifender Psychopath, der auch die Freundschaft zu Claires Sohn geschickt zu instrumentalisieren weiß und hofft mit viel Druck Claire endgültig erobern zu können.
Düster im wörtlichen Sinne
Ein nicht wirklich innovativer minimal-erotischer Psychothriller über einen Stalker, der viel zu düster ist – aber das leider nicht wirklich im übertragenen sondern im wörtlichen Sinne, denn viele Szenen (auch welche, die am hellen Tag spielen) wurden nachträglich koloriert und runtergeregelt. Eigentlich ist es nur „Eine verhängnisvolle Affäre“ (1987) mit vertauschten Rollen aber mit so vielen Klischees und Inkonsistenzen, dass einen entweder nur schwindlig oder nur langweilig werden kann. Immerhin kann man aus dem Film noch mitnehmen, dass es keine gute Idee ist, ein Huhn in der Mikrowelle zu kochen.
Eigentlich ist ja die Intention, die erotischen Psychothriller der 80er und 90er wieder aufleben zu lassen eine gute Idee. Aber man muss es auch mit etwas mehr als Schockeffekten, die schon damals abgedroschen waren, aufpeppen. Sicher, Lopez ist immer noch ein toller Hingucker, auch Guzman ist ein Beefcake, aber all diese Schauwerte werden mit einem Buch zerstört, dass einfach nicht weiß, wohin die Geschichte gehen soll: Mal ist es die, sicher nicht uninteressante Geschichte über eine Affäre zwischen Lehrerin und (volljährigen) Schüler und die sozialen Konventionen die eventuell dagegen sprechen, teilweise driftet der Film aber auch in die Frage ab, ob er sie eigentlich vergewaltigt hat. Aber auf all das gibt der Film keinerlei Auflösungen, stattdessen erwürgt er alles in viel zu schnell eskalierender Psycho-Gewalt und bietet als letzte Auflösung sogar an, dass die zerrüttete Ehe durch dieses traumatische Erlebnis nun magisch geheilt wäre.
Erstaunlicherweise war der Film dennoch einigermaßen erfolgreich in den USA, hat mit seinem absoluten Mini-Budget von 4 Mio. US-Dollar (es wird deutlich darauf hingewiesen, dass bei diesem Budget die Hauptdarstellerin sogar genötigt war, eigene Garderobe zum Dreh anzuziehen, so Mini war es) in den USA immerhin 35 Mio. eingespielt (Quelle: Box Office Mojo). Bleibt dennoch die leise Hoffnung, dass der Film keine Sequels bekommen wird, da zumindest Lopez mittlerweile in den USA als Serienheldin bei NBC angeheuert hat und dadurch künftig etwas weniger Zeit für Filme haben wird. Aber vielleicht kann man mit unbekannteren Stars ja das Budget noch weiter drücken, beim Skript jedenfalls kann man nicht mehr weiter sparen, das war praktisch kaum noch vorhanden.
„The Boy Next Door“ (USA 2015) Regie: Rob Cohen Drehbuch: Barbara Curry Darsteller: Jennifer Lopez, Ryan Guzman, John Corbett, Ian Nelson Extras: Unveröffentlichte Szenen (OmU), Making of (OmU), Filmkommentar vom Regisseur (nur OV)★★☆☆☆
„The Boy Next Door“ erscheint am 30. Juli 2015 auf DVD und Blu-Ray. Offenlegung: Ich habe leihweise einen Screener zur Rezension erhalten, das Endprodukt kann sich in Sachen Extras etc noch leicht unterscheiden.