Nach einer Schlacht wird dem Krieger Macbeth (Michael Fassbender) von Hexen offenbart, dass eben er der zukünftige König Schottlands sein wird, aber dass die Kinder seines Kampfgefährten Banquo einst Ahnvater von Königen sein werden.
Die Prophezeiung tritt ein, allerdings nur indem Macbeth selbst König Duncan ermordet und dessen Sohn Malcolm (Jack Reynor) beschuldigt, eine Tat die vor allen vom Ehrgeiz von Macbeths Ehefrau (Marion Cotillard) vorangetrieben wird. Die Tat gelingt, Macbeth wird neuer König, aber die Prophezeiung der Hexen verfolgt ihn weiter. Sie lässt ihn verrückt werden. Und sie startet seine Verwandlung in einen Tyrannen …
Das Leinwandepos des Jahres
Shakespeares Tragödie „Macbeth“ ist eines seiner bekanntesten Werke und sein zweitberühmtestes Drama (nach „Hamlet“). Sie ist von zeitlos schöner Dichtkunst gefüllt und inspirierte seit ihres Entstehens um 1606 zahlreiche Adaptionen.
Justin Kurzels Film ist die bildgewaltigste davon, trotz namhafter Konkurrenz von Polanski und anderen. Sie schwelgt in nebelgetränkten Aufnahmen des schottischen Hochlands, findet regelmäßig neue Blickwinkel auf das Geschehen und eskaliert schließlich in einem durch Feuerschwaden illuminiertem fulminanten Finale. Gleichzeitig ist sie vielleicht auch eine der blutigsten Adaptionen, minutenlang werden brutalste Gewaltexzesse inszeniert.
Dabei nimmt sich Kurzel durchaus einige Freiheiten vom Original, verlegt den Mord des Königs von dessen Festung auf eine Zeltstadt um eine alte Kirche, zeigt anstelle dreier Hexen gleich vier bis fünf mystischer Gestalten, die aufgrund ihrer unterschiedlichen Generationen eher an die Moiren erinnern, dennoch aber die selbe Funktion besetzen, vielleicht sogar verstärken.
Dennoch belässt es der Regisseur bei der alten Dichtkunst und lässt seine Protagonisten die altertümliche Sprache Shakespeares rezitieren, was viele sicherlich vor der Originalversion zurückschrecken lassen wird, gleichzeitig aber immer noch eine ungemeine Wucht entfesselt. Eine Wucht, welche durch die beiden Hauptdarsteller Fassbender und Cotillard, die beide derzeit eindeutig zu der ersten Darstellerriege Hollywoods gehören (Fassbender war oscarnominiert für „12 Years a Slave“, Cotillard gewann ihn für „La vie en rose“), nur noch mehr verstärkt wird: Fassbenders Darstellung des langsamen aber stetigen Verfalls Macbeths in den Wahnsinn ist fesselnd, verstörend und nachvollziehbar zugleich. Wie er stundenlang in seiner Kammer an einem Fleck steht, während die Sonne am Zenith vorbeizieht, beeindruckend. Aber es ist Cotillard, die noch ein wenig mehr fasziniert, wenn sie sich von einer trauernden Mutter zu einer skrupellosen Intrigantin und schließlich zu einer reuigen Sünderin wandelt und besonders in ihrem minutenlangen Todesmonolog einem den Atem durch ihre schiere Intensität raubt.
Eine nicht nur visuell extrem beeindruckende Interpretation der Tragödie. Sicherlich wegen der Gewalt nicht für jeden geeignet, aber auf so vielen weiteren Ebenen gleichermaßen faszinierend wie mitreißend.
Derzeit befindet sich der Regisseur in der Produktion der Verfilmung von „Assassin’s Creed“, abermals mit Michael Fassbender und Marion Cottilard in den Hauptrollen. Es scheint ungewöhnlich von einer Shakespeare-Adaption direkt zu einer Videospiel-Adaption weiterzuziehen und dabei seine Hauptdarsteller auch mitzunehmen, aber nach Macbeths Wucht ist das Warten darauf extrem verheißungsvoll.