Die Freunde Eric (Franck Dubosc, „Die Vollpfosten“) und Patrice (Kad Merad, „Willkommen bei den Sch’tis“) sind beide Mitte 40 und mit ihrem Leben ziemlich unzufrieden. Eric ist ein regelrechter Frauenheld, der nur vorgibt, Besitzer eines brummenden Restaurants zu sein, hinter dessen Fassade aber ein jahrelanger Steuerbetrug schlummert. Patrice hingegen ist zwar ein erfolgreicher Frauenarzt und Buchautor, hat sich aber über die Jahre von seiner Frau und Tochter entfremdet.
Beide verbringen regelmäßig mal ein Wochenende auf einem Landsitz, auf dem sie schon in ihrer gemeinsamen Jugend zusammen mit Patrices Familie gefahren waren. Eric eröffnet Patrice bei einigem Alkohol, dass er eine Steuerflucht in Erwägung zieht. Als sie dann zusammen in den Keller gehen, bricht die Treppe unter ihnen zusammen und sie fallen durch ein Zeitloch.
Als sie wieder aufwachen, sind sie nicht nur nackt*, sondern auch zurück in ihren jüngeren Ichs 1986. Beide stehen sie wieder kurz vor dem Abitur, durch das Eric damals durchgefallen war. Beide haben wieder die nicht bewältigten Probleme mit ihren Eltern und beide sind wieder solo. Da kommt Eric auf die Idee, dass sie doch ihre Karrieren tauschen könnten, er übernimmt Medizinstudium und Familie und Patrice kann sein bequemes Lotterleben übernehmen. Zunächst willigen sie beide ein …
* Zeitreisen funktionieren, wie jeder weiß, ja immer nur nackt, hier gibt es aber nicht Arnolds gestählten Bodybuilder-Body zu sehen …
Die zweite Chance
Was wäre, wenn man eine zweite Chance bekommt? Ein durchaus beliebtes Plot-Device, das hier charmant umgesetzt wird und mit einigen kreativen Ideen positiv auffällt: So kommen die beiden Protagonisten die Idee, mit ihrem Wissen der Zukunft ordentlich Geld zu machen – um dann festzustellen, dass sie mangels Sport-Almanach eigentlich nur ein wenig Popkulturwissen haben. Entsprechend versuchen sie, Drehbuch-Ideen von berühmten, aber bisher noch nicht verfilmten Stoffen an einen Produzenten zu bringen, und entscheiden sich für „Willkommen bei den Sch’tis“ (2008, erfolgreichster französichsprachiger Film in Frankreich bisher, in dem Kad Merad die Hauptrolle spielte) und „Die Besucher“ (1993, immerhin fünft-erfolgreichster Film in Frankreich bisher, in dessen dritten Teil wiederum Franck Dubosc demnächst auftreten wird) – nur tragen sie meta-ironisch und sehr amüsant die Plotideen der beiden Filme in ihrem Eifer unbewusst so vor, als wären es die schlechtesten Einfälle überhaupt.
Auch treffen sie zwischendurch mal eben auf einen jungen Plattenaufleger namens David Guetta und einen jungen, trotzigen Fußballspieler namens Zinédine Zidane, der eigentlich lieber Tennis spielen möchte – hier haben aber die Autoren keine wirkliche Idee, was sie damit eigentlich kreatives anfangen können und lassen ihre Protagonisten stattdessen ihre Helden nur begeistert anhimmeln.
Da sind die Autoren dann schon kreativer, wenn sie erwachsene Männer von ihren Eltern Stubenarrest auferlegt bekommen lassen und sie sich den Tücken eines Lebens ohne eines jederzeit griffbereiten Smartphones stellen müssen.
Leider sieht man dem Film oft das fehlende Budget an, eine kleine Montage im Zeichen-Animationsstil von A-Has „Take on me“-Videos soll zwar 80er-Stimmung vermitteln, aber ansonsten verzichtet der Film auf größere zeitgenössische Sets und konzentriert sich auf kleinere Details und immerhin stilgemäß eine 80er-Jahre-Rollschuh-Disco.
Insgesamt aber ein unterhaltsamer Film, dessen Idee zwar schon dutzende Male inszeniert wurde, aber dessen Umsetzung durchaus Spaß bringt und gelegentlich angenehme Nostalgie weckt – und sei es nur um jüngeren zu erklären, warum man damals mit diesen peinlichen Haarspray-Föhnfrisuren herumgelaufen ist.
„Plötzlich wieder jung – Zurück in die 80er“ („Bis“, F 2015) Regie: Dominique Farrugia Drehbuch: Alexandre Coquelle, Matthieu Delaporte, Nans Delgado, Dominique Farrugia, Frédéric Hazan, Julien Rappeneau und Alexandre de La Patellière Darsteller: Franck Dubosc, Kad Merad Extras: Making-of, B-Roll, Featurettes Was-wäre-wenn-Interviews mit den Machern und Hauptdarstellern Rollenspiel-Inspirationsfaktor: Mit kleinen Zeitreisen habe ich schon immer mal gerne meine Spieler gequält, aber es wird schnell unübersichtlich mit alternativen Realitäten, daher lieber etwas Abstand davon nehmen oder vermeiden, die Vergangenheit allzusehr zu ändern.★★★★☆
„Plötzlich wieder jung – Zurück in die 80er“ erscheint am 3. November 2015 bei Ascot Elite Home Entertainment auf DVD, Blu-Ray und VoD. Offenlegung: Ich habe die Blu-Ray freundlicherweise als Rezensionsexemplar erhalten.