Der Amerikaner Mathias Gold (Kevin Kline) ist pleite. Da kommt ihn die vermeintliche Erbschaft eines Appartements in Paris gerade recht. Mit seinem letzten Ersparten macht er sich auf dem Weg, das Erbe anzutreten und möglichst schnell zu Geld zu machen. Doch dort angekommen stellt sich heraus, dass an dem Erbe ein Haken befestigt ist: Es handelt sich um eine „Viagère“, einen Kauf auf Rentenbasis, den sein Vater abgeschlossen hatte. Die Bedingungen: Solange die ehemalige Besitzerin, die mittlerweile 90jährige Mathilde Girard (Maggie Smith), noch lebt, darf diese dort weiter wohnen und er zahlt ihr monatlich eine Rente.
Direkt verscherbeln fällt also aus, er muss schauen, wie er dies doch noch zu Geld umsetzen kann. Es gäbe da wohl auch Interessenten, doch dann ist da noch die attraktive Tochter von Mathilde, Chloé (Kristen Scott Thomas), welche ebenfalls dort lebt und ihre Mutter in allen Belangen verteidigen will.
Die Schwierigkeit ein gutes Theaterstück zu einem guten Film zu übersetzen
„My Old Lady – Eine Erbschaft in Paris“ ist ursprünglich ein Theaterstück gewesen, was man dem dialog-lastigen Film auch schnell anmerkt. Nahezu alle wichtigen Szenen finden in dem Appartement statt und die Inszenierung von Paris beschränkt sich auf ein paar Szenen am verträumten Ufers der Seine und ein Park. Was nicht schlecht sein muss, Polanskis „Der Gott des Gemetzels“ (2011) beschränkt sich auch auf eine Wohnung und seine vier Protagonisten und entfaltet genau deswegen seine ungeheure Wucht.
Auch „My Old Lady“ konzentriert sich vorrangig auf seine drei Protagonisten und lebt vor allen immer dann auf, wenn Kline und Smith zusammen eine Szene bestreiten. Der Film hat aber ausgerechnet dann Probleme, wenn Thomas und Kline vor der Kamera stehen: Beide entwickeln keine wirkliche Chemie zusammen, sollen sich im Laufe des Filmes aber von Kontrahenten zu Freunden und letztlich zu einen Liebespaar entwickeln.
Es ist auch nicht nur der Altersunterschied – Kline ist 13 Jahre älter als Thomas und ironischerweise auch nur 13 Jahre jünger als Smith, welche hier die Generation seiner Eltern darstellen soll – es ist einfach auch das Buch, dass sich nicht richtig entscheiden will, ob es ein Drama, das die geschundenen Seelen der Nachkommen einer Generation freier Liebe darstellen will, oder doch nur eine etwas überdrehte Komödie sein will.
Dennoch: Der Film hat Maggie Smith. Und Maggie Smith ist immer sehenswert – und ein Feel-Good-Movie mit etwas Rotwein und gemütlicher Geschichte ist es letztlich auch.
„My Old Lady – Eine Erbschaft in Paris“ („My Old Lady“ GB/F/USA 2014) Regie, Buch und ursprüngliches Theaterstück: Israel Horovitz Darsteller: Kevin Kline, Maggie Smith, Kristin Scott Thomas Score: Zuerst scheint Mark Orton etwas stark in die Paris-Klischee-Kiste gegriffen zu haben – zu den Streichern und Piano gesellt sich schnell das obligatorische Akkordeon –, doch dann trägt er doch ein angenehmes Thema durch den Film und kommt teilweise als Kreuzung zwischen Rachel Portman und Thomas Newman angenehm schräg daher.★★★☆☆
„My Old Lady“ erscheint am 5. Mai 2015 auf DVD und Blu-ray. Offenlegung: Ich habe die Blu-Ray freundlicherweise als Rezensionsexemplar erhalten.