Eigentlich keine Balancing-Frage, aber gibt es einen unfairen Vorteil für Späteinsteiger im fortgeschrittenen Fate-System?
Standardmäßig gibt es bei Fate die „Fertigkeiten-Pyramide“, bei Fate Core ist die in der Form 4–3–3–2–2–2–1–1–1–1, es ist aber auch die „Fertigkeiten-Säule“, die man beispielsweise aus The Dresden Files RPG kennt, erlaubt.
Allerdings gibt es dabei ein Problem: Wie ist diese Säule je zustande gekommen? Es gilt nämlich auch eine „Stapel-Regel“, nach der keine Zeile der Fertigkeiten mehr Fertigkeiten als die Zeile darunter haben darf. Es ist also im Prinzip unmöglich, die Säulen zum Start des Charakters so zusammengebaut zu bekommen, ohne dass man noch ein paar Steine als „Hilfestellung“ hatte:
Laut den Fate-Meilenstein-Regeln wäre eine Konstruktion wie links mit dem plötzlichen Sprung nicht möglich, dort kann man nur entweder eine neue Fertigkeit auf Rang 1 zu bekommen oder eine existierende Fertigkeit um einen Rang erhöhen. Es wäre also nach Regeln nicht möglich, einfach vier mittlere Meilensteine abzuwarten und die Fertigkeit dann dort oben neu zu anzusiedeln. Das macht auch vom Spielgefühl her Sinn: Ein Charakter entwickelt Fertigkeiten langsam und gewinnt sie nicht plötzlich völlig ausformuliert dazu.
Das kann man beim Charakterbau ignorieren! Aber danach?
Klar, für Charakter-Neuerschaffungen kann man das einfach ignorieren, beides ist laut Regeln erlaubt und die Option der Aufteilung hat jeder. Aber es wird danach dann doch relevant, nämlich, wenn nach einigen Mittleren Meilensteinen in die Gruppe später neue Charaktere dazukommen*.
* Ich bin generell kein Fan davon, dass diese dann wieder mit einem Billig-Einstiegcharakter reingehen, es gibt bei mir gleiche Punkte für jeden, und wenn jemand seinen Charakter verloren oder aufgegeben hat, will ich ihn nicht damit „bestrafen“. Aber das hat mit dieser Frage nur indirekt zu tun.
Ein neuer Charakter kann jetzt plötzlich eine Säulenkonstruktion für sich ausnutzen und mehr hohe Fertigkeiten als ein altgespielter Charakter im Spiel haben. Eine komplette Drei-Säulenkonstruktion mit maximaler Fertigkeit 4 kann mit 30 Punkten gebaut werden, ein Spieler kann dies aber nur erreichen, wenn er mindestens 4 Fertigkeitspunkte mehr zusammen hat.
Eklantanter wird der Abstand dann schon bei 5-er-Säulen: Hier braucht man schon 10 Fertigkeitspunkte mehr als „Hilfestellung“.
Unfair?
Ist das Starten mit solch fertigen Säulen also unfair gegenüber den anderen Spielern, die nicht bereits einen weiteren Top-Fertigkeitsslot haben können? Ich neige gerade dazu, das zu untersagen.
Oder spiele ich einfach zu gerne den Turmbau zu Hanoi und sehe Probleme, wo keine sind …?
2 Antworten
Wenn ich das System korrekt verstehe, mögen einem die Säulen kurzfristig einen Vorteil geben. Allerdings werden dann die nächsten Steigerungen schwieriger, oder? Kann er/sie aus der Säule nicht mehr raus und muss doch erst wieder einen Unterbau schaffen. Kann somit die bestehenden Fertigkeiten auch nicht mehr steigern. Oder irre ich da?
„Vorteil“ ist dabei letztlich eine Geschmacksfrage: Ist es ein Vorteil weniger Fertigkeiten zu haben dafür aber höhere? Dadurch, dass Du nicht mehr Fertigkeitspunkte hast als jeder andere, gleicht das sich erstmal meiner Meinung nach aus.
Interessanter wird es, wenn man sich das bei längeren Kampagnen anguckt: Dort hat ein Säulenstarter erstmal die höheren Fertigkeiten (aber dafür halt weniger als andere), mit der Zeit gleicht es sich aber aus, da auch er erstmal eine „Rampe“ bauen muss, ja, sogar recht zwangsläufig bauen wird (falls er nicht nur mit Einser-Fertigkeiten in die Breite gehen will).
Die bestehenden Fertigkeiten kann er ja immer durch die Einfachen Meilensteine beeinflussen, indem er zwei Fertigkeitenwerte austauschen darf, die vertikal benachbart liegen.