Als Jakes Großvater (Terrance Stamp, „Superman II“) bei einem seltsamen Unfall ums Leben kommt, entschließt sich Jake zusammen mit seinem zögerlichen Vater auf eine walisische Insel zu fahren, um herauszufinden, ob an den Gute-Nacht-Geschichten über ein verstecktes Heim mit besonders begabten Kinder vielleicht doch etwas dran ist. Auf der Suche nach der Heimleiterin, Ms. Perigrine, stößt er dabei auf eine Welt, die sogar noch weit fantastischer ist als die Geschichten seines Großvaters … aber auch auf Gefahren durch für andere unsichtbare Monster.
Nicht das, was man erwartet …
Tim Burton gehört zu der Gattung Regisseure, deren Filme man bereits nach ein, zwei Einstellungen automatisch erkennt: Er hat einfach einen sehr typischen Stil, der sich in der Regel in seiner fantasievollen Ausstattung kennzeichnet und den besonders extrovertierte Darsteller wie Helena Bonham Carter, Jack Nicholson oder Johnny Depp auszeichnen.
Und „Die Insel der besonderen Kinder“ hat genau die Zutaten, die der Burton-Stil auszeichnen sollte. Eine fantasievolle Welt, Ausstattung aus den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts sowie die herrliche Eva Green in der (im Originaltitel) titelgebenden Rolle der Miss Alma LeFay Peregrine. Aber Burton wie auch Green halten sich hier tatsächlich angenehm zurück – und räumen dem tatsächlichen Hauptdarsteller, Jake (Asa Butterfield, „Hugo Cabret“, „Ender’s Game“), genügend Raum zum Spielen ein. Insofern sind Fans beider vielleicht an dieser Stelle etwas enttäuscht, die einen „typisch surrealen“ Burton oder eine „typisch extrovertierte“ Green erwarten. Und dass Dame Judi Dench auf eine Mini-Nebenrolle reduziert bleibt, ist auch schade. Aber dem Film tut dies tatsächlich ausgesprochen gut.
Lediglich im letzten Akt der Geschichte verheddert sich das Drehbuch in einem Zeitreise-Strudel, der es deutlich erfordert, alle Logik-Kompensatoren aufzudrehen um den Konflikt zu genießen. Und begeht dann leider auch abseits von all den Hirnknoten auch noch einen nahezu unfassbaren Story-Fauxpas: Der Konflikt zwischen Jake und seinem Vater Frank (Chris O’Dowd, „Am Sonntag bist Du tot“), der in den ersten Akten so nebenbei aufgebaut wurde, wird einfach über Bord geworfen und komplett ignoriert. Hier wird man das Gefühl nicht los, dass da entweder etwas dem Schnitt zum Opfer gefallen sein muss, oder gezielt für eine Fortsetzung offen gelassen wurde. Ransom Riggs, auf dessen Roman der Film basiert, schrieb bereits zwei Sequels, ein viertes Buch erschien gerade auf dem amerikanischen Bücher-Markt.
Auch wenn der Schluss so enttäuscht, bleibt es dennoch ein amüsanter und durchaus sehenswerter Familienfilm – wenn auch ein sehr untypischer Tim-Burton-Film.
„Die Insel der besonderen Kinder“ („Miss Peregrine’s Home for Peculiar Children“, USA 2016) Regie: Tim Burton Drehbuch: Jane Goldman, basierend auf dem Roman von Ransom Riggs Darsteller: Asa Butterfield, Eva Green, Samuel L. Jackson Score: Kein Danny Elfman, dennoch bezaubernd und passend. Lohnt 3D? Leider wieder nicht wirklich. Wurde auch offenbar nachträglich in 3D konvertiert, das gelingt zwar mittlerweile immer besser und routinierter, aber der Wow-Faktor, den wir am Anfang der 3D-Welle hatten, ist mittlerweile weg und auch dieser Film bietet in dieser Hinsicht nichts Neues.★★★★☆
„Die Insel der besonderen Kinder“ startet im Verleih von 20th Century Fox am 06.10.2016 in unseren Lichtspielhäusern.