Jimmy Logan (Channing Tatum, „Magic Mike“) war einmal der Star-Quarterback, bevor er einen Unfall hatte und seitdem humpelt. Sein Bruder Clyde (Adam Driver, „Paterson“) hat sogar seinen Arm im Krieg verloren und ist mittlerweile überzeugt, dass auf der Familie ein Fluch liegen muss. Dennoch ist er auf der Seite seines Bruders und seiner Schwester Mellie (Riley Keough, „Mad Max: Fury Road“), als Jimmy einen Plan ausheckt, bei dem er die Stadion-Einnahmen des NASCAR-Rennens in North Carolina abgreifen möchte.
Doch dafür brauchen sie unbedingt noch einen erfahrenen Safe-Knacker. Sie kennen zwar einen, aber Joe Bang (Daniel Craig, „James Bond: Skyfall“) ist leider noch im Knast. Um diesen Bruch zu machen, müssen sie ihn also erst ausbrechen, ohne das jemand etwas merkt – und wieder zurückbringen.
Soderbergh braucht wohl wieder Geld
Filmemacher Steven Soderbergh wurde schon immer nachgesagt, dass er seine Blockbuster immer dann produzierte, wenn er wieder Geld für seine Arthouse-Filme brauchte. So entstanden im Laufe der Jahre gleich drei „Ocean’s 11“-Filme, die ihn finanziell genug Spielraum bescherten, damit er „Solaris“, „The Good German“ oder die „Che“-Filme inszenieren konnte. Vor vier Jahren kehrte er dann dem Filmbusiness den Rücken zu, um sich stattdessen Fernsehserien zuzuwenden, und produzierte sowohl „The Knick“ für den HBO-Partnersender Cinemax, als auch Serien für Amazon, Netflix und Starz. Nun kehrt er zurück ins Filmbusiness, wohl auch, weil die Rahmenbedingungen sich in den letzten Jahren stark verändert haben, und Filme mittlerweile auch von einem kleinen Studio selbst gewuppt werden können.
Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass Soderbergh sich bei seinem ersten Film seit vier Jahren an seinem alten Erfolgsrezept bedient: Er holt sich wieder einige Stars, mit denen er teilweise schon gute Erfahrungen gesammelt hat (hier: Channing Tatum) und dreht mit ihnen einen Heist-Film. Der Film folgt auch sonst sehr deutlich der bekannten Ocean’s-Erfolgsformel – und das ist nichts schlechtes – mit dem einzigen spürbaren Unterschied, dass es hierbei nicht reiche Gentlemen-Schurken, sondern Hillbillies sind, die einen geplanten Raub durchführen. Natürlich gibt es irgendwann Probleme, natürlich stellt sich heraus, dass bei der Planung der eine oder andere Kniff vorher nicht verraten wurde, alle sind überrascht und es gibt ein Happy End. Dazu noch ein wenig „Little Miss Sunshine“-Romantik, da Jimmys Tochter unbedingt bei einer Schönheitskonkurrenz antreten möchte. Fertig.
Fast alle haben Spaß
Daniel Craig hat spürbar Spaß, etwas anderes als den Leading Man zu geben und in kleineren Nebenrollen zeigen Sebastian Stan als veganer Körperjunkie-Rennfahrer Dayton White oder Hilary Swank als FBI-Agentin Sarah Grayson offensichtlichen Spaß an ihren Rollen. Selbst Seth MacFarlane, dessen Humor bisweilen recht anstrengend ist, nervt hier nicht. Wenn der Film aber eine Schwachstelle hat, dann ist sie tatsächlich Adam Driver. Dieser ansonsten gute Darsteller hat spürbar Probleme, sich in seine Rolle hereinzufinden – vielleicht ist auch die Rolle einfach zu obskur angelegt, jedenfalls mäandert der armlose Clyde durchs Bild und wirkt dabei meist etwas apathisch.
Ja, Soderbergh braucht also wieder Geld. Aber wenn dies weiterhin solch amüsante Filme hervorbringt, soll er ruhig weiter alle paar Jahren einen weiteren Heist-Film drehen. Es scheint ja eine sichere Bank zu sein. Wobei er ja extra sichergeht, denn für alle Fälle ist ein weiterer „Ocean’s“-Film bereits angekündigt …
[wertung img="https://edieh.de/wp-content/2017/08/logan-lucky_teaser_poster.jpg" stars="4"]„Logan Lucky“ (USA 2017)
Regie: Steven Soderbergh
Drehbuch: Rebecca Blunt
Darsteller: Channing Tatum, Adam Driver, Daniel Craig [/wertung]
„Logan Lucky“ läuft ab dem 14.09.2017 in unseren Lichtspielhäusern.