Ein traumatisierter Junge hat seine Mutter verloren, ist aber davon überzeugt, dass ihre Stimme noch in den steinernen Wänden des alten Gemäuers steckt, in den er mit seinem Vater Klaus (Marton Csokas) wohnt. Da er deswegen kein Wort mehr spricht, soll die Krankenschwester Verena (Emilia Clarke) sich um ihn kümmern, doch diese stellt mehr und mehr fest, dass an diesem Spuk mehr dran ist, als sie zunächst glauben will – und entwickelt darüberhinaus langsam aber sicher eine Zuneigung zu den beiden verlorenen Seelen …
Clarke wird überschätzt
Emilia Clarkes Karriere wurde durch ihre Hauptrolle in „Game of Thrones“ extrem beschleunigt, schon kurze Zeit später sollte sie Hauptrollen in großen Hollywood-Filmen schultern – und versagte dabei meist leider. (Auch in GoT ist sie eigentlich eine der schwächeren Darsteller, was aber bei dem großen Ensemble nicht zuviel heißen muss, und sie hat eine übermäßig starke Figur, die sie dort spielen darf.) In „Voice from the Stone“ darf sie regelmäßig ihre Augenbrauen zu Sorgenfalten zusammenlegen, wenn die Kamera mal wieder ihr Gesicht in Großaufnahme zeigt – und schafft es abermals nicht, mit ihrem Schauspiel vollends zu überzeugen. Aber immerhin scheint sie sich etwas mehr entwickelt zu haben.
Großartig ist hingegen das Set-Design und die Kameraarbeit, dies sind die eigentlichen Stars des Films. Für einen Grusel-Film ist es ein wirklich perfektes Setting, das seine Zuschauer in den nebelverhangenen Hängen der herbstlichen Toscana visuell in wunderbar stimmungsvollen Bildern nahezu ertränken versucht.
Sein Problem ist aber, das zulange zuwenig passiert. Auch so etwas kann durchaus faszinierend und fesselnd sein – wie langsam erzählte Serien wie „Better Call Saul“ eindrucksvoll beweisen –, aber damit man diese Introspektive genießen kann, muss man eine Transformation der Protagonisten spüren, erleben und nachvollziehen können. Das kann man hier leider zuwenig, so sehr, wie Verena ständig angestrengt vergeblich nach irgendwelchen Stimmen in den Steinen sucht, sucht man hier viel zu lange nach einer Entwicklung.
Die Entwicklung kommt dann irgendwann. Es ist sogar eine sexuelle Erweckung, welche diese Transformation anstößt – doch diese ist dann tatsächlich zu abrupt, nicht vorbereitet und daher auch zu schlecht aufgebaut. Plötzlich erkennt Hausherr Klaus in Verena seine Frau wieder – weil diese ein Kleid dieser trägt – und bittet daher nun ausgerechnet sie, ihm doch Modell für eine unvollendete Statue seiner verlorenen Frau zu sitzen. Plötzlich ist da eine sexuelle Leidenschaft zwischen zwei Personen, wo vorher nichts zu spüren war. Und Clarke, die sich sichtlich bemüht, hier die Transformation zu zeigen, legt dafür lediglich ihre Augenbrauen zu Sorgenfalten zusammen.
Das zumindest kann sie.
[wertung img="https://edieh.de/wp-content/2017/06/cover_detail.jpg" stars="3"]„Voice from the Stone“ (USA 2017)
Regie: Eric D. Howell
Drehbuch: Andrew Shaw, basierend auf dem Roman von Silvio Raffo
Darsteller: Emilia Clarke, Marton Csokas, Caterina Murino
Extras: Behind the Scenes, Trailer[/wertung]
„Voice from the Stone“ erscheint am 30.06.2017 bei Ascot Elite Home Entertainment auf DVD und Blu-ray. Offenlegung: Ich habe die Blu-ray freundlicherweise als Rezensionsexemplar erhalten.