51 Jahre gibt es nun „Star Trek“. Und die letzten zwölf Jahre (!) mussten wir Trekkies ganz schön darben. Statt neuer Serienepisoden bekamen wir nur drei Filme mit unterschiedlicher Qualität (und Lensflares) vorgesetzt, die vieles, was Star Trek immer ausmachte, komplett ignorierten.
Nun gibt es also eine neue Serie. Endlich. Obwohl: Es sind sogar eigentlich zwei. Neben „Star Trek: Discovery“, das Sonntag Nacht in den USA und seit heute bei uns in Deutschland ist, und „The Orville“, eine Hommage und Parodie gleichermaßen.
The Orville
Drei Episoden gibt es bisher und die Serie fühlt sich bereits jetzt überraschend Next-Generation-ähnlich an: Helle Raumschiffkorridore, mehr (oder weniger) professionelle Offiziere, ein genereller Optimismus, die Zukunft ist eine Utopie. Sicher, der manchmal etwas brachiale Humor von Seht MacFarlane, der die Serie nicht nur produziert, sondern auch noch selbst in die Rolle des teilweise überforderten Captains schlüpft und ein zentrales Streitelement mit seiner ersten Offizierin halbherzig durchdekliniert. Die Plots wirken seltsam aus der Zeit gefallen und könnten mit etwas weniger Humorfokus direkt auch von Picard und Co. erlebt werden. Das sind größtenteils prozedurale Erzählstrukturen von Gestern, veraltet und alles andere als zeitgemäß.
Aber: Gerade deswegen fühlt man sich als Trekkie hier auch gleich heimisch. Dass Fox MacFarlane hier sein Serientraumprojekt in treue Hände gelegt hat, wurde auch bisher belohnt: Die Quoten der ersten beiden Episoden waren, auch durch Sport-Vorlauf, sehr gut, die dritte Episode hatte etwas Federn gelassen auf dem neuen Sendeplatz am Donnerstag, kam aber ohne Sportvorlauf immer noch auf gute 4 Millionen Zuschauer. In der dritten Episode widmete sich „The Orville“ dann auch einem sozialen Ethikproblem – auch das ein typisches Star Trek-Trope –, vermochte es jedoch nicht gut auf einen Punkt zu bringen – auch das ein typisches Star Trek-Problem.
Star Trek: Discovery
Während „The Orville“ also eher die Classic-Coke-Variante sein will, probiert CBS mit Discovery sich gleich an einigen Neuen aus. Star Trek: Discovery ist eine weit düsterere Serie: Die Hauptfigur Michael Burnham, Erste Offizierin eines Raumschiffs, wird gleich in einen Konflikt mit Klingonen geworfen, dabei hat sie selbst noch nicht ein Trauma ihrer Kindheit mit eben dieser Spezies richtig verarbeitet – kein Wunder, ist sie doch unter Vulkaniern aufgewachsen und hat daher deren Strategie der Unterdrückung statt Verarbeitung der Emotionen hierfür verinnerlicht. Die ersten beiden Episoden bilden dabei sozusagen den Pilotfilm und sind insofern besonders, als dass noch gar nicht alle Hauptdarsteller darin auftauchen und die Ereignisse erstmal an Bord eines anderen Schiffes stattfinden.
Das sieht erstmal sehr schick aus und zumindest für den Start der Serie ist auch einiges Hoffnung geboten, da der Einfluss von dem erfahrenen und vor allem kreativen Produzenten Bryan Fuller noch überall durchschimmert, hat er auch das Drehbuch geschrieben. Da dieser jedoch die Serie letztlich verlassen hatte, wird sich zeigen müssen, ob die Serie in der Qualität ähnlich verlieren wird, wie damals „Heroes“ nach der ersten Staffel (als Fuller auch diese verlassen hatte). Hoffnungsvoll stimmen jedoch die vielen Verzögerungen, die die Serie bisher erlebt hat – den Produzenten scheint mehr an einem guten Produkt, als an einem gehetzt fertiggestellten zu liegen. Wobei zumindest in der ersten Episode gleich zwei krasse Fehler in der Farbkorrektur zu sehen waren.
Allerdings fehlt der Serie vieles der Star Trek-DNS: Die Serie ist nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch sehr viel düsterer und scheint so eher in der Film-(„Kelvin“)-Timeline angesiedelt zu sein. Dunkle Gänge scheinen mittlerweile Standard zu sein und die Abschlussszene der zweiten Folge wirkt fast, als wäre hier keine Utopie, sondern – rein optisch beurteilt – eine Distopie in der Sternenflotte an der Macht. Dazu kommt ein neues Design der Klingonen, das mit den Worf’schen Klingonen fast gar nix mehr gemein hat und auch in die Timeline der Story nicht wirklich zu fußen vermag. Alles sieht mehr wie die Filme aus. Klar, optische Modernisierung muss immer mal sein, aber hier stört diese tatsächlich die alten Fans.
Das ist also tatsächlich eine New-Coke-Variante von Star Trek. Und ich muss trotz allem sagen: Sie schmeckt mir bisher auch.
Das Rollenspiel
„Star Trek“-Rollenspiele gab es bisher von Fasa, Last Unicorn, Decipher und seit diesem Jahr auch von Modiphius. Die neue Inkarnation habe ich bereits mit Freunden drüben im Ausgespielt-Podcast antesten dürfen. Und mit den TV-Serien als neue kreative Impulsgeber kann ich mir sogar vorstellen, demnächst mal wieder etwas im Star Trek-Universum zu spielleiten …
„The Orville“ hat noch kein deutscher Streaming-Dienst oder Sender übernommen, „Star Trek: Discovery“ läuft in den USA Sonntags bei dem neuen Streaming-Dienst CBS All Access, bei uns sind die Folgen dann jeweils montags bei Netflix zu sehen.