Die besten Spiele lassen sich in unter zwei Minuten erklären. Hier braucht ein Kurator des Britischen Museums nur unwesentlich länger, um das „Königliche Spiel von Ur“ Wissenschafts-Comedian Tom Scott zu erklären, da er natürlich den historischen Kontext des Spiels noch dazu erläutert. Es folgt ein spannendes Duell der beiden, dass in dem folgenden Youtube-Video dokumentiert wurde:
Im Spiel würfelte man nach der Interpretation des Historikers mit dem eindrucksvollen Bartwuchs mit vier Tetraedern, die aber durch die Markierung von zwei Seiten praktisch zu einem W2 modifiziert waren. Entsprechend gab es Ergebnisse zwischen 0 und 4 und dabei eine sehr viel spannendere Wahrscheinlichkeitsverteilung als bei rein linearen Würfelwürfen (wie der 1w6 bei Mensch-Ärgere-Dich-Nicht).
In der Tat erinnert die Verteilung leicht an eine reduzierte Version von der Verteilung von Fate Core und Co.:
Faszinierender Weise ist dieses ca. 4600 Jahre alte Spiel* immer noch sehr spannend, wenn man dem Video glauben mag, vermutlich gerade wegen seiner Simplizität und wegen der etwas anderen Wahrscheinlichkeitsverteilung, für die man aber auch schnell ein intuitives Gefühl entwickeln kann. Gerade deswegen finde ich mittlerweile das Würfelsystem in Fate mit seinen selteneren Extremen einfach spannender als streng lineare Systeme wie 1w20 oder 1w100.
* Historiker streiten, ob diese Interpretation der Regeln nicht zu neuzeitig ist, immerhin stammt sie von einer Tafel, die fast 2000 Jahre jünger ist, damit aber immer noch die älteste noch erhaltene Spielanleitung der Welt ist.
„Das königliche Spiel von Ur“ lässt sich übrigens in einer Flash-Version auch online spielen.
Beitragsbild: Zzztriple2000 in der Wikipedia auf Englisch, lizensiert unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung 3.0 nicht portiert“.
3 Antworten
Wenn wir jetzt noch eine GURPS Glockenkurve daneben halten …
Die komplizierte DSA-Wahrscheinlichkeitskurve kann ich übrigens für Neulinge auch leicht abschätzen: Gelingt nicht, ansonsten war es Glück … ;)
Ja klar, Gurps kann man da auch neben setzen, und deren Zufallsverteilung ist ähnlich hübsch, vielleicht sogar etwas hübscher (weil näher an Gauss, wenn ich mich richtig erinnere). Und das fasst meine Erfahrung mit DSA auch sehr schön zusammen, ja. :-)
Aber um das wirklich in Relation zu setzen: Der älteste gefundene W20 der Welt ist nur knapp vor Christi entstanden …
Sowas finde ich hochinteressant. Danke vor allem für den Link auf das Flash-Spiel. Lässt sich tatsächlich ziemlich gut spielen. Könnte man glatt mal eine Reihe draus machen und weitere „antike“ Spiele vorstellen – oder eine Rangliste der zehn ältesten Spiele, deren Regeln überliefert sind.