Verloren im Wald – „Valley of Shadows“ (Fantasy-Filmfest-2018-Kritik)

Der sechsjährige Aslak (Adam Ekeli) hat großen Respekt vor den dichten Wald nebenan, zumal ein „Monster“ immer wieder Schafe reißt. Als seine Mutter abgelenkt ist und dann auch noch Rapp, sein Hund, in den Wald läuft, entschließt er sich aber doch, in den Wald zu gehen, um Rapp zu suchen.

VALLEY OF SHADOWS Trailer | TIFF 2017

Ich mag atmosphärisch dichte Filme, die stark mit nebelverhangenen Bildern und aus kindlicher Perspektive verklärten Ereignisse zeigen. „Beasts of the Southern Wild“ war eine solche. „Valley of Shadows“ besteht aber leider nur aus minutenlangen, fast meditativen Aufnahmen von Wald und ebenso langen Nahaufnahmen von Aslaks blond-eingerahmten Gesicht. Es passiert ansonsten: Nichts. Aslak scheint irgendwie durch den Wald zu „treiben“. Trifft mal auf einen bedrohlich grunzenden Elch, der nichts macht, verliert im Regenschauer seine mühsam selbst geschmierte Wegration, was nichts ausmacht, und schläft eine weitere Nacht auf dem Waldboden, was auch nichts macht.

Das Treibenlassen wird bald sogar Programm, findet er doch ein verkeiltes Ruderboot, mit dem er sich einfach den Fluss entlang treiben lassen kann. Hier wird es dann minimal fantastisch: Er treibt, ohne ein einziges Mal sich in der Böschung zu verkeilen. Er kann stattdessen einfach im Boot schlafen und treibt zu sphärischen Elben-Klängen (Gesang von Lisa Gerrard, die einst im Gladiator-Score mitwirkte) direkt in die Hände von Galadriel … äh … nein, das dann doch leider nicht. Er findet stattdessen … oh, das wäre ein Spoiler, denn hier passiert das erste Mal etwas Handlung, die … äh … eigentlich doch wieder nichts erreicht. Keine Karthasis beim Protagonisten, keine Erkenntnis beim Betrachter, lediglich zum Schluss ein paar aufgesammelte Giftköder. Vielleicht noch eine gewisse Ungewissheit, ob diese Bootspassage nicht doch eine Traumpassage ist, was durch ein späteres Treibenlassen eines Holzstücks noch etwas unterfüttert wird. Aber selbst wenn, ob es real war oder nur in der kindlichen Vorstellung – es hat letztlich keine Auswirkung. Weil es auch nichts macht. Argh!

Dieser Film hat den Charme eines Bildschirmschoners. Streckenweise sicherlich hübsch anzuschauen, aber das war es auch schon. Nur hat man im Kino halt leider nicht die Option, an der Maus zu wackeln. Die einzigen, die in diesem Film vielleicht etwas Horror erleben können, sind Helikopter-Eltern.

Ron Müller

Rollenspieler auf der Suche nach neuen staffelübergreifenden Handlungssträngen.
docron.de

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