Es ist Adventszeit im kleinen verschlafenen Ort Little Haven in Großbritannien, der nur die Besonderheit aufweist, dass bisweilen Menschen aus heiterem Himmel in Gesang ausbrechen. Ein idyllischer Musical-Ort also, in dem die junge Anna (Ella Hunt) gerade unfreiwillig ihrem Hausmeister-Vater beichten musste, dass sie nach ihrem Abschluss ein Jahr nach Australien gehen will. Währenddessen wird an der Schule hektisch das diesjährige Weihnachtsvariete vorbereitet. Ach ja: Und die Zombieapokalypse bricht aus.
Zombie-Genre-Mixes
Nicht erst seit dem Erfolg von „The Walking Dead“ als Graphic Novel und TV-Serie hat auch das Zombie-Genre allgemein wieder eine Renaissance erlebt, auch wenn wir allmählich den „Peak Zombie“ überwunden haben sollten. In den letzten Jahren gab es schlurfende Zombies („Dawn of the Dead“, 1978/2004), rennende Zombies („28 Days Later“, 2003) selbst sich stapelnde Zombies („World War Z“, 2013). Es gab britische Zombie-Komödien („Shaun of the Dead“, 2004), US-Zombie-Komödien („Zombieland“, 2009) und sogar deutsche Zombie-Komödien („Die Nacht der lebenden Loser“, 2004). Auch Zombie-Romantik („Warm Bodies“, 2013) gab es schon und eine sich durch Gehirne von Toten Erinnerung-aneignende Detektivin („iZombie“, USA 2015–2019) erfüllte gleich alle Klischees auf zugebenermaßen sehr unterhaltsame Art und Weise.
Und ja: Selbst die Idee eines Zombie-Musicals ist tatsächlich nicht neu. Schon 2007 gab es das größtenteils unbeachtete „Z: A Zombie Musical“ und 2018 hat sogar der Disney Channel einen Fernsehfilm namens „Z-O-M-B-I-E-S“ produziert der hierzulande passenderweise in „Zombies – Das Musical“ umbenannt wurde.
Es muss nur eine gute Geschichte damit erzählt werden.
Aber genauso wie man das Rad nicht immer neu erfinden muss, gilt auch für einen Film: Es muss nicht immer Neues sein, es muss nur eine gute Geschichte damit erzählt werden. Und in diesem Bereich gibt sich „Anna und die Apokalypse“ generell alle Mühe: Die Figuren sind interessant, die Situation ist interessant, die Songs sind allgemein … na ja, okay-ish … und die Darsteller können sie meist auch Singen.
Dennoch wirkt der Film an vielen Stellen bemüht und teilweise sogar gehetzt. Einzelne Handlungsbögen der Figuren werden begonnen oder angedeutet, scheinen aber später entweder dem Schnitt zum Opfer gefallen zu sein oder einfach vergessen worden zu sein. Dies ist besonders bei John (Malcolm Cumming), Annas treuer Freund, zutreffend, der nie aus der Freundschaftsecke auszubrechen vermag. Die rebellische Steph (Sarah Swire) hat offenbar einige Probleme mit ihren distanzierten Eltern, was zwar aber in ein paar Songs thematisiert wird, dann aber in der Apokalypse untergeht. Selbst die Probleme mit dem Loslassen seiner Tochter von Annas Vater (Mark Benton) bleiben unbefriedigend aufgelöst.
Viel Geschrei um nichts
Der Film, basierend auf dem Kurzfilm „Zombie Musical“ vom Co-Autoren des Films Ryan McHenry, weiß leider nicht so richtig, was er eigentlich bedienen will. Gerade im ersten Akt wirken die Songs so herkömmlich wie nichtssagend, einige Auftritte im Schultheater sind auch nur so charmant, wie es Auftritte in einem Schultheater halt sein können. Später gibt es einige schöne Splatterszenen die mit dem fröhlichen Songs einen spannenden Kontrast bilden, etwas, das auch schon im Kurzfilm gut funktioniert hat. Über diesen Kniff hinaus weiß der Film sich aber nicht wirklich so recht zu entwickeln. Und vor allen die Motivation des Schulleiters Savage (Paul Kaye, „Game of Thrones“) bleibt ziemlich interpretationsbedürfig. Sicher da soll seine „Nothing’s gonna stop me now“-Nummer helfen, aber diese gerät leider zu einer reinen Rocky-Horror-Picture-Show-Parodie, die man besser hätte aufbauen können.