Der zwölfte Doktor (Peter Capaldi) steht kurz vor einer weiteren Regeneration, als er im dichten Schneetreiben am Pol plötzlich auf seine erste Version (David Bradley) trifft, der ebenfalls kurz davor ist, regenerieren zu müssen. Beide kommen spontan nicht miteinander klar, als plötzlich der Sturm in der Zeit einfriert. Dann taucht auch noch ein britischer Soldat aus dem ersten Weltkrieg (Mark Gatiss) auf und fragt ausgerechnet nach einen Doktor.
Gemeinsam mit dem seltsam wieder aufgetauchten Companion Bill Potts versuchen sie herauszufinden, was hier seltsames vorgeht …
„Was ist so wichtig an einen Captain?“
Mit Peter Capaldis letztem Auftritt als Doktor im Weihnachtsspecial 2017 nimmt auch Showrunner Steven Moffat seinen Hut – und beide verbeugen sich ein letztes Mal vor der Geschichte der über fünfzigjährigen Serie. War es in der zehnten Staffel des Serienneustarts schon ein konstanter Faktor, entschied sich Moffat für sein letztes Weihnachtsspecial, ein noch größeres Risiko einzugehen und lässt den zwölften Doctor abermals auf einen seiner Vorgänger treffen. Nein, sogar auf DEN Vorgänger überhaupt: Seiner ersten Inkarnation, hier gespielt von David Bradley, der bereits 2013 in dem dokumentarischen Film „Ein Abenteuer in Raum und Zeit“ bewies, wie eindrücklich er in die Schuhe des verstorbenen William Hartnell schlüpfen konnte und dessen Manierismen hervorragend nachzuahmen vermag – auch wenn die Darsteller vielleicht etwas zuviel Spaß dabei hatten, alte verkrustete Einstellungen und Vorurteile der sechsziger Jahre wiederaufleben zu lassen.
All das ist natürlich erstmal ein großer Fan-Service, bei dem ein Gelegenheitszuschauer sich vielleicht schnell etwas überfordert fühlen könnte. Es ist Moffat aber hoch zuzuschreiben, dass dies durchaus auch ohne große Vorkenntnisse des ersten Doktors unterhaltsam bleibt und gleichzeitig sich die Folge genauso sehr anderen Epochen der jüngeren Staffeln bedient und diese weiter spinnt.
„Ich bedauere, Captain, dass das Universum gewöhnlich daran scheitert, ein Märchen zu sein!“
„Aus der Zeit gefallen“ ist dann aber auch in anderen Aspekten eine ungewöhnliche Episode, besonders im Umgang mit den Antagonisten, dem mysteriösen Testimonium, das hier eigentlich nur aufgrund eines Missverständnisses als Gegner betrachtet wird. Es bietet gleichzeitig die gelungene Gelegenheit, Pearl Mackie noch ein letztes mal als Companion Bill Potts auftreten zu lassen, ohne die Implikation der Ereignisse des Staffelfinales zu schmälern. Und letztlich ist da dann auch noch die Verknüpfung mit der realen Geschichte über das Weihnachtswunder im ersten Weltkrieg im belgischen Ypern ist ein mutiger Schritt für eine Familienserie – aber auch gleichzeitig ein sehr schöner.
Moffats und Capaldis Schwanengesang ist nicht die große bombastische Schlacht voller Dalek-Armeen aber auch nicht die langgezogene Abschiedsfolge früherer Doktoren. Ja, es gibt eine Regeneration am Ende, und natürlich wussten wir schon lange vorher aus der Presse, welches neues Aussehen der Doktor bekommen würde. Traditionell ist dies dann auch bereits schon etwas, dass nicht mehr der alte Showrunner inszenierte sondern bereits der neue: Und genau an dieser Stelle enttäuscht die Episode dann leider. Nicht aufgrund des neuen Körper des Doktors – sondern weil der folgende Cliffhanger fast eins zu eins genauso bereits bei dem Wechsel von Tennant auf Smith ablief.
„Den Doktor loszulassen ist so … so hart!“
Bei aller, teilweise natürlich auch berechtigter Kritik: Ich mochte die Ära von Moffat und viele seiner verfassten Episoden, auch und besonders seine Weihnachtsspecials. Ich habe sogar zuletzt meinen Frieden mit Mark Gatiss geschlossen, dessen Episoden ich erst ganz zum Schluss mal mochte und dessen Auftritt hier ihm sogar einen Haupt-Credit im Vorspann einbrachte. Moffat und Gatiss haben viel experimentiert und die Serie weiterentwickelt und moderner gemacht ohne gleichzeitig die Moral von Märchen zu vergessen. Ihnen fehlte dafür vielleicht manchmal der emotionale Kern, der die Ecclestone/Tennant-Ära unter Russell T. Davies so ausgezeichnet hatte. Die großen Fußstapfen sind aber auf jedem Fall da und wir müssen abwarten, ob der neue Showrunner Chris Chibnall sie ebenfalls weiterentwickeln kann. Dass er große Emotionalität inszenieren kann, hat er ja bereits bei „Broadchurch“ gezeigt.