Annie (Meera Rohit Kumbhani) kehrt etwas erschöpft nach einem langen Wochenende in das gemeinsame Apartment zurück. Doch dort entdeckt sie, dass ihr Freund Dave (Nick Thune) die Zeit genutzt hat, aus ganz viel Pappe, Kreppband, Klebeband und anderen Bastelmaterialien einen Irrgarten zu bauen. Mitten im Wohnzimmer. Und er hat sich offenbar in diesem verlaufen – denn der Irrgarten ist drinnen größer als draußen. Weit größer. Gemeinsam mit Kumpel Gordon (Adam Busch) und dem Filmteam von Dokumentarfilmer Harry (James Urbaniak) entschließt sich Annie zu einer Rettungsmission und dringt in ein Dimension aus Pappe und Papier ein …
Kreppblut marsch!
Wirkt der Irrgarten von Außen noch unscheinbar, eröffnet sich in diesem ein Traum jedes Bastlers. Papptüren, Pappwände, Pappböden und Pappdecken, aber auch Pappgegner, Pappfallen und Kreppblut. Die Kulissenbauer haben hier wirklich aus dem Vollen der Pappspenden geschöpft und sich kreativ voll ausgelebt. Aus der Not einer Low-Budget-Produktion wurde so eine fantasievolle Tugend und als Zuschauer wird man immer wieder mit anderen Basteleien im Set, aber auch an Kostümen der Figuren überrascht. Mal sind es angreifende Origami-Kraniche. Dann angespitzte Küchenrollen-Papproll-Fallen. Oder Mosaiken aus Pokerkarten. Sogar eine hypnotische mehrschichtige Wandvagina. Und zeitweise sind die Protagonisten sogar selbst animierte Pappfiguren.
Hat man diese gleichermaßen absurde wie brillante Prämisse akzeptiert, entwickelt sich vor allem aus den vielen Referenzen ans Horror-Genre, aber auch aus der skurillen Idee, ausgerechnet ein Dokumentationsfilmteam diese Ereignisse verfolgen zu lassen, ein höchst amüsanter Film. Auch weil dieses Team anscheinend komplett schmerzbefreit zu sein scheint und jedes Klischee bedient.
Liebe der Filmmacher
Dennoch bricht der Film immer auch mal wieder Stereotypen gekonnt auf, und verfolgt trotz der offensichtlichen Brotkrumenspur, äh, Sonnenblumenkernenschalenspur nicht immer den wahrscheinlichsten Weg. Denn im Kern ist „Dave Made a Maze“ ein Beziehungsfilm, bei dem die Unsicherheit des zu rettenden Dave eine zentrale Rolle einnimmt. Er ist gleichermaßen Schaffer wie auch die Damsel in Distress, gespeist von vielen Unsicherheiten. Annie ist die Retterin, die auch schon zuvor in der Beziehung der Beiden mehr aus ihrem Leben gemacht hatte und Daves Unsicherheiten damit auch angefüttert hat. Manchmal wirkt das Skript an diesen Stellen etwas rau, gibt sich aber, abermals garniert mit einem Haufen Pappkostüme, große Mühe, auch hier dies amüsant zu gestalten.
Der Filmmacher Bill Watterson (nur ein Namensvetter des Calvin-&-Hobbes-Autoren) steckt auch mit viel eigenen Herzblut hinter all dem. Die Story basiert vermeintlich auf einen eigenen Fort, dass er aus Pappe sich als Kind gebaut hat. Und ausgerechnet das wurde von seiner Mutter auf der verzweifelten Suche nach ihm durch ein Missverständnis wieder zerstört. Für unterschiedliche Filmfestivals, viele davon in Deutschland, nahm der Regisseur sogar extra eigene Grußworte auf, welche als Bonusmaterial abrufbar sind. Dass man noch viel der offenbar nach dem Film noch geretteten Kulisse hinter ihn sehen kann, verstärkt das Gefühl natürlich noch.
Recyclet!
Am Ende bleibt ein großer Haufen Pappmüll und ein paar gewachsene Figuren. Aber vor allen viel kreativen Spaß all der Leute hinter dieser Produktion, bis hin zu den liebevollen Herstellern der Blu-ray, die diese natürlich stilgemäß in einem Pappschuber packt.
Ich bringe jetzt schnell sicherheitshalber noch das Altpapier raus …