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Knives Out

Der erfolgreiche Mord-Mystery-Schriftsteller Harlan Thrombey (Christopher Plummer, Alles Geld der Welt) ist tot. Selbstmord. Er hat sich in seinem großen, etwas urigen Haus die Kehle aufgeschnitten. Schnell steht seine habgierige Familie auf der Matte: seine Kinder Linda (Jamie Lee Curtis, True Lies) und ihr umtriebiger Ehemann Richard (Don Johnson, Watchmen), Walt (Michael Shannon, Take Shelter) und seine Ehefrau Donna (Riki Lindhome, Gilmore Girls), die Witwe seines verstorbenen mittleren Sohnes, Joni (Toni Collette, Hereditary), sowie seine Enkelkinder Ransom (Chris Evans, Captain America), Jacob (Jaeden Martell, Es) und Meg (Katherine Langford, 13 Reasons Why).

Doch als dann der berühmte wie exzentrische Privatdetektiv Benoit Blanc (Daniel Craig, Cowboys and Aliens) auftaucht und eine Ermittlung beginnt, eskaliert die Situation schnell. Ist etwa das Erbe gefährdet? Und wieso zieht dieser Schnüffler die chronisch nicht-lügen-könnende und irgendwo aus Südamerika stammende Krankenschwester von Harlan, Marta Cabrera (Ana de Armas, Blade Runner 2049) in die Ermittlung mit ein?

Knives Out - Trailer 3 (deutsch/ german; FSK 6)

Klassisches Whodunit neu interpretiert

Das Krimi-Subgenre der Whodunits ist schon lange und breit beackert worden. Agatha Cristie war sicherlich eine Meisterin in diesem, ihre klassischen Zutaten sind wohlbekannt und auch heute noch beliebt. Columbo entwickelte die Idee sogar soweit weiter, in dem man den Zuschauern weniger Spaß beim Mitraten und Herausfinden des jeweiligen Täter gönnte, sondern dies gleich am Anfang offenbarte und seine Unterhaltung daraus zog, wie der titelgebende Protagonist dem Täter schrittweise auf die Schliche kam (s. Howcatchem). Und bei einem solch beliebten Genre bleiben modernere Mixturen, wie das Neo-Noir-Genre in Veronica Mars nicht aus.

Eine schrecklick kaputte Familie (v.l.n.r.): Richard (Don Johnson), Linda (Jamie Lee Curtis) und Ransom (Chris Evans) Drysdale, Großmutter Wanetta (K Callan), die Hausangestellte Marta Cabrera (Ana de Armas), Familienoberhaupt Harlan Thrombey (Christopher Plummer), Walt (Michael Shannon), Jacob (Jaeden Martell) und Donna (Riki Lindhome) Thrombey sowie Joni (Toni Collette) und Meg (Katherine Langford) Thrombey. (Foto: Universumfilm)

Kann man dem verwöhnten Whodunit-Gourmet also noch etwas wahrlich Neues kredenzen? Man kann. Es gelingt Regisseur Rian Johnson (der selbst das Neo-Noir-Genre in Brick meisterhaft inszenierte) tatsählich etwas Neues: Eine neue Struktur der Auflösung des Falls. Sein Meisterdetektiv Benoit Blanc ist nicht nur in bester Tradition gleichermaßen etwas wunderlich, fast schon skurill, wie auch interessant. Man möchte am liebsten sofort eine ganze Filmreihe mit ihm sehen. Er ist aber auch im Laufe des Filmes dem Zuschauer sowohl voraus als auch im Nachsehen. Denn Johnson konzentriert seinen Film nicht auf Blanc, sondern auf Marta Cabrera, die auch ihrerseits bereits Details kennt, die wir noch nicht kennen.

Perfektes Timing

Die ganze Auflösung, die das Genre naturgemäß verlangt, ist meisterhaft inszeniert und durchgetaktet. Der Film lässt keine Langeweile zu, obwohl er nur Stückweise sein Puzzle offenbart, aber er frustriert auch nicht, indem er den Zuschauer belügt oder betrügt. Alles, was wir zu sehen bekommen, fand so auch statt und ist nicht durch einen unzuverlässigen Erzähler getrübt.

Ein nicht ganz eingespieltes Team: Privatdetektiv Benoit Blanc (Daniel Craig) und Altenpflegerin Marta Cabrera (Ana De Armas). (Foto: Universumfilm)

Das einzige, was dem Film-Spaß vielleicht etwas zu trüben vermag, ist dass man mehr Zeit mit all seinen Figuren verbringen will. Nicht nur durch das absolut grandiose Ensemble an Schauspielern – jede Figur hat auch ein klares Profil, eine interessante Geschichte und man möchte sie näher kennenlernen. Aber: Johnson weiß, dass dies auch eine Falle ist, da man zulange einer falschen Spur folgt und damit auch Frustration beim Zuschauer erzeugt. So hat dieser Film dann auch kein Gramm Fett zuviel oder zuwenig. Und wenn in der Kulisse ein beeindruckendes Kunstwerk aus Chekhovs Messern steht, dann hat natürlich auch dieses seinen Zweck.

Fazit

Schärft die Sinne, nicht die Messer: Knives Out ist eine neue Interpretationsform des Whodunits und Daniel Craig packt sich mit Benoit Blanc eine neue Kultfigur in sein Arsenal.

„Knives Out – Mord ist Familiensache“

(„Knives Out“)
USA 2019
Regie: Rian Johnson
Drehbuch: Rian Johnson
Besetzung: Ana de Armas, Daniel Craig, Chris Evans, Christopher Plummer, Jamie Lee Curtis, Michael Shannon, Don Johnson, Toni Collette
5/5
„Knives Out – Mord ist Familiensache“ läuft ab dem 02.01.2020 in unseren Kinos.

Ron Müller

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