Jarvis Dolan (Eddie Marsan, Jonathan Strange & Mr Norrell) ist ein Londoner Radio-Moderator mit bewegter Vergangenheit, großer Klappe und eigentlich ein Arschloch. Während einer Call-In-Show wird sein Produzenten-Team plötzlich zu Geiseln, mit denen zwei Maskierte ihn unter Druck setzen wollen. Er soll seine Sendung weiter moderieren, und aus einem Gast ein Geständnis einer schrecklichen Tat herauslocken. Live.
Die Kammer „Radiostudio“
Nicht nur aus Budgetgründen ist es hilfreich, die Anzahl der Schauplätze im Film zu beschränken. Solche Kammerspiele helfen auch, eine besondere Stimmung von Enge und Gefangenheit aufzubauen. Ein Radiostudio eignet sich dazu natürlich besonders gut. Ist doch der Moderator über lange Strecken alleine in einem Raum, der schallisoliert sein muss.
Für ein gutes Kammerspiel ist aber nicht nur der Schauplatz selbst relevant, sondern auch gute Darsteller. Vor allen Hauptdarsteller Marsan gibt seinem Jarvis ein nuanciertes, anfänglich resigniertes, später kämpferisches Mimikspiel und lässt ihn dabei intelligent viele typische Horror-Klischees umgehen. Stattdessen muss er sich mit allerlei Wendungen herumschlagen, die auch den Zuschauer überraschen.
Auch an den Schock-Effekten spart der Film nicht und setzt auf handwerklich erstellte Masken statt digitales Effektgewitter. Eine meist sterile, meist Neon-Beleuchtung der Sets sorgt darüberhinaus für eine alptraumhafte Stimmung, die durch einige Farbspiele in einzelnen Szenen um so dringlicher erscheint.
Regisseur Pedro C. Alonso macht mit seinem Langfilm-Debut also vieles sehr richtig. Allerdings gibt es ein großes Problem: Die eigentliche Handlung und der Hintergrund für die Geiselnahme gibt eher Stoff für eine Serienfolge her, die tatsächlichen 97 Film-Minuten wirken etwas gestreckt. Eine Wendung zuviel. Manches Verhalten der Geiselnehmer daher auch etwas zu künstlich, um den Plot länger zu ziehen. Und Jarvis, der klar als Anker im Film fungieren muss, ist eigentlich ein solches zynisches Arschloch, dass man ihn nur schwer als Identifikationsfigur so lange ertragen mögen würde, wenn da nicht das schon erwähnte grandiose Spiel von Marsan wäre.
Fazit
Feedback ist ein als Kammerspiel verkleideter Rache-Psychothriller mit einem eindrucksvollen Hauptdarsteller in einer postfaktischen Welt, in der sich jeder selbst seine Wahrheit sucht und seine eigene Amoral irgendwie zu überdecken versucht.