Terminator: Dark Fate (Kino-Kritik)

1994 gelang es Sarah Connor (Linda Hamilton) zusammen mit ihrem Sohn John (Edward Furlong) und einem alten Terminator T-800 (Arnold Schwarzenegger), die Erschaffung von Skynet aufzuhalten. Drei Jahre später wird die Computerintelligenz daher nicht aktiv und die Welt scheint gerettet. Doch an die Stelle von Skynet tritt ein anderes Netzwerk: Legion.

Über 20 Jahre später schickt Legion abermals ein neues Terminator-Modell, den Rev-9 (Gabriel Luna, Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D.), in die Vergangenheit, um dort eine Frau zu töten: die Mexikanierin Dani (Natalie Reyes, Cumbia Ninja). Gemeinsam mit der ebenfalls aus der Zukunft zurückgekehrten Grace (Mackenzie Davis, Blade Runner 2049) und Sarah Connor müssen sie vor der unaufhaltsamen Killermaschine fliehen – und das auch noch über die US-Mexikanische Grenze hinweg.

Terminator: Dark Fate | Offizieller Trailer 2 | Deutsch HD German (2019)

27 Jahre später

Terminator: Dark Fate ignoriert gleich drei weitere Filme (sowie eine Serie aus zwei Staffeln), die in über einem viertel Jahrhundert das Franchise gleichermaßen versuchten neuzustarten wie auch allesamt daran scheiterten. Stattdessen knüpft der Film direkt an den erfolgreichen zweiten Teil, Terminator 2: Tag der Abrechnung, an, oder genauer gesagt fünf Jahre später, bei dem der persönliche Alptraum für Sarah Connor wahr wird und sie ihr Kind verliert.

They’ll be back! Linda Hamilton und Arnold Schwarzenegger sind wieder zusammen. (Foto: 20th Century Fox)

Weitere 22 Jahre später haben immer noch nicht die Maschinen übernommen. Wobei in der mexikanischen Fabrik, in der Dani und ihr Bruder Diego (Diego Boneta, Pretty Little Liars) arbeiten, letzterer gerade tatsächlich von einen Roboter ersetzt wird, allerdings ist hierbei nur sein Job gefährdet. Kurze Zeit später versucht dann aber auch schon ein anderer Roboter in vertrauter Gestalt tatsächlich seine Schwester zu ermorden.

Die Hamilton-Trilogie

Der Film erfindet den Plot der aus der Zukunft kommenden Roboter nicht neu. Schaffte Cameron es zwar bisher in den zweiten Parts seiner Filmreihen (siehe Aliens oder Terminator 2) stets etwas andere Foki zu setzen, spielt dieser Part vorrangig mit Bewährtem und mit der Nostalgie. Wieder kommt ein Kampfroboter aus der Zukunft mit dem einprogrammierten Auftrag, jemanden zu töten, wieder wird auch ein Beschützer aus der Zukunft geschickt. Soweit vertraut ist die Geschichte dann auch.

Linda Hamilton darf ganz groß draufhalten. (Foto: 20th Century Fox)

Man kann aber diese drei Filme dann auch als die definitive Linda Hamilton-Trilogie werten. Denn es ist letztlich ihre Figur Sarah Connor, welche die größten Wandlungen durchmacht. Ist sie im ersten Teil noch lediglich die Jungfrau in Nöten, wandelt sie sich im zweiten Teil selbst zur toughen und skrupellosen Kämpferin und muss dabei erkennen, dass sie die Welt nur retten kann, wenn sie ihren Sohn auch zu lieben vermag. Und in Dark Fate ist sie nun die routinierte und abgeklärte Veteranin auf Rachefeldzug, die sich rücksichtslos durch Terminatoren ballert.

Sarah erkennt sich selbst in Dani zu großen Stücken wieder und projeziert ihr Schicksal auf die jüngere Frau und schlüpft nun in die Rolle ihrer Mentorin. Um Dani zu retten, muss sie aber auch abermals über ihren eigenen Schatten springen.

Der Rest bleibt flach

Während Hamilton-Fans also voll auf ihre Kosten kommen, sind die anderen Charaktere aber arg blass gezeichnet. Dani ist die neue Jungfrau in Nöten, die erst spät im Film etwas mehr Kontur gewinnt, deren Hartnäckigkeit aber bereits früh im Film bereits angespielt wird. Interessanter scheint da zunächst die Figur der Grace, eine augmentierte Soldatin aus der Zukunft, die aber auf regelmäßige Medikamentencocktails angewiesen ist und daher plotgemäß immer mal wieder deaktiviert herumliegt oder mitgeschleppt werden muss. Sie ist aber auch nur durch das, was sie ist, definiert und darf keine persönliche Entwicklung durchleben.

Klare Aufgabenteilung bei den Nebencharakteren (Mackenzie Davis und Natalia Reyes, Foto: 20th Century Fox)

Problematischer ist tatsächlich der Umgang mit den männlichen Figuren im Film. Einige Nebenfiguren werden nur weggewischt. Lediglich Arnies T-800 darf etwas Kontur gewinnen, aber er ist letzlich auch ein fertiger Charakter, dessen charakterliche Transform bereits vor den Ereignissen des Films abgeschlossen waren. Er entwickelt sich nicht, wir bekommen nur gesagt, er habe sich entwickelt.

T-800 + T-1000 = Rev-9

Wenn ein Terminator-Film etwas bieten sollte, dann ein Effektgewitter sondergleichen. War der T-800 im ersten Film noch nur kugelsicher und durch sein Metall-Endoskelett quasi unaufhaltsam, war der T-1000 aus Teil 2 noch bedrohlicher, weil er sich in jeden anderen verwandeln konnte und sich seine Nanobestandteile immer wieder zusammensetzen vermochten. Der neue Rev-9 ist dann folgerichtig auch eine Mixtur aus diesen beiden Bestandteilen und vereint so tatsächlich Teil 1 und Teil 2 in sich. Luna gelingt es hier die stoische Natur der Kampfroboter der anderen Teile fortzuführen und wird zur treibenden „Naturgewalt“, der die Charaktere zum Handeln zwingt.

Aus ein und zwei mach Rev-9 (Gabriel Luna, Foto: 20th Century Fox)

Auch ansonsten weiß der Film mit seinen Actionszenen durchaus zu unterhalten und kann vor allen mit seinen Schauplätzen (Mexiko, Autobahn, US-Grenze, Militärflugzeug, Staudamm) auch einige geografische Abwechslung für seine Explosionen aufwarten.

Fazit

Einen besseren Abschluss für Hamiltons Sarah Connor kann man sich kaum wünschen (auch wenn es eigentlich keiner ist). Wenn man Terminator: Dark Fate aber etwas vorwerfen kann, dann, dass er dem Franchise nicht wirklich etwas Neues hinzufügen vermag. Er verbeugt sich stattdessen vor den alten Storykonzepten und ist in dieser Hinsicht mehr ein Remix denn Fortsetzung. Aber ein Remix mit viel unterhaltsamen Wumms.

Ron Müller

Rollenspieler auf der Suche nach neuen staffelübergreifenden Handlungssträngen.
docron.de

Kritiken zu Serien, Filmen und seltener auch Rollen- und Brettspiele …