Eine Erschütterung der Macht: Der Uhrwerk-Verlag hat Ende letzter Woche Insolvenz angemeldet und dies heute auch publik gemacht. Und dies, vorbildlich, auf allen Kanälen. Auch die noch (teilweise) unerfüllten Crowdfundings wurden individuell benachrichtigt. Mit dem Uhrwerk-Verlag ist auch die Schwester, der Feder-&-Schwert-Verlag, ins Insolvenzverfahren gerutscht.
Zwischen den Zeilen kann man als Grund ein nicht näher spezifiziertes, unerwartetes Ereignis herauslesen, dass die Insolvenz auslöste, diese also vor einigen Wochen noch nicht absehbar war. Dies erscheint umso glaubhafter, als dass der Uhrwerk-Verlag im Gegensatz zu anderen deutschen Rollenspielverlagen in der Vergangenheit immer sehr zuverlässig und transparent gewesen war.
Zehn Jahre Uhrwerk
Pessimistisch gehen die Schreiber davon aus, dass der Uhrwerk-Verlag wohl gegen Ende des Jahres aufgelöst werden wird. Damit hätte er gute zehn Jahre bestanden. 2009 wurde er von Patric Götz gegründet, der zuvor bei Ulisses Spiele gearbeitet hatte, und gerade in der ersten Zeit war er seiner Herkunft noch sehr verbunden: Zu den ersten Produkten gehörten eine Unterlizenz von Myranor, dem Schwarzes Auge-Nebenschauplatz, der bei Uhrwerk richtig aufblühen konnte. Space 1889 konnte einen neuen Frühling bei Uhrwerk finden und mit Splittermond konnten einige DSA-Abtrünnige bei Uhrwerk ein neues Zuhause zu finden, ein System, dass die deutsche Szene schnell eroberte. Aber auch mit Übersetzungen von englischsprachigen Werken, darunter Hollowearth Expidition, The One Ring, Numenéra oder Fate Core, konnte sich der Verlag schnell eine breite Fan-Basis aufbauen. Vor allen hatten sie ein Händchen für Qualität.
2016 übernahm Uhrwerk den Verlag Feder-&-Schwert, der früher einmal selbst ein Rollenspielverlag gewesen war, bevor man sich dort mehr auf das Romanwesen konzentriert hatte und mittlerweile solch Romanreihen wie „Die dunklen Fälle des Harry Dresden“ oder die Romanvorlagen zu der „True Blood“-Fernsehserie ins Deutsche brachte. Praktischer Synergie-Effekt: Ein Jahr später erschien der erste von mehreren Romanen zu der hauseigenen Splittermond-Reihe dort. 2017 löste sich Uhrwerk dann von Ulisses stärker ab, womit auch die Sublizenz zu Myranor wieder dorthin zurückfiel.
Hervorragender Ruf
Der Uhrwerk-Verlag hatte sich in den zehn Jahren einen hervorragenden Ruf in der deutschsprachigen Rollenspielszene aufgebaut. Auch er realisierte mittlerweile viele Projekte über eine Anschubfinanzierung durch Crowdfundings, hat aber dort weit zuverlässiger als andere deutsche Verlage agiert. Nun stehen aber noch einige Erfüllungen aus Crowdfundings aus, die mit der Insolvenz deutlich unsicherer geworden sind. Individuelle Benachrichtigungen sind nahezu parallel bereits versendet worden. Darin äußern sie sich vorsichtig optimistisch, bittet um Geduld, letztlich ist dies aber eine Entscheidung des Insolvenzverwalters.
Die deutsche Rollenspielszene erlebte in den letzten Jahren zwar sicherlich einen gewissen Aufwind, aber sie bietet immer noch nur Raum für eine sehr kleine und damit leider letztlich auch empfindliche Branche. Auch Verlage sind hier immer noch stark durch das einzelne Engagement getrieben und der Uhrwerk-Verlag hat mit Patric Götz einen extrem engagiertes Gesicht. Der Verlust jedes Verlages ist ein harter Schlag für die Community, der von Uhrwerk schmerzt aber besonders.