Mit aufwendig produzierten Fakes inszeniert eine Truppe Livestreamer Exorzismen in einem Einschaltsquoten-reichen Online-Kanal. Doch als ein wirklicher Dämon die Schauspielerin und Freundin eines der Protagonisten in Besitz nimmt ist am Set die Hölle plötzlich ungeplant entfesselt.
„Wir haben es hier mit einer Bessenheit Stufe 4 zu tun“
Manche Drehbücher sind mit etwas Erfahrung, wie Hollywood-Filme funktionieren, extrem berechenbar. Die erste Einstellung ist daher auch hier erwartbar: Wir verfolgen einem vermeintlichen Exorzismus, dessen Ende erst verrät, dass es sich um einen Live-Streaming im Internet handelt (dessen Merchandise man kaufen soll) und dann in einem zweiten Bruch enthüllt, dass alles vorher gesehene sorgsam von einer Filmcrew inszeniert war. Dann weitere Etablierung der Protagonisten, vor allen dem Exorzisten Father Max (Ryan Guzman, 9-1-1: Notruf L.A., Heroes: Reborn), dessen einzige selbstverliebte Sorge es ist, das blaue Häkchen der Verifizierung neben seinen Social-Network-Profil zu bekommen im Gespräch mit dem nerdigen und etwas schüchternen Produzenten der Show, Drew (Kyle Gallner, Outsiders, Smallville), der gerne etwas Neues wagen möchte.
„Ab jetzt arbeiten wir ohne Skript!“
Doch mit der Eskalation steht der Film plötzlich auf teilweise doch unerwarteten Füßen und kann Schock-, Ekel- und Horror-sequenzen herausschleudern. Hier vermag das Drehbuch dann doch noch Wendungen vorbereiten und überraschen und, vor allen, unterhalten. Und die gerade einmal 95 Minuten Laufzeit tun ihr übriges dazu, die Zuschauer auf der Couch zu halten.
Etwas kurios: In der deutschen Synchron wird die „Show“ regelmäßig Exorzismus 2.0 genannt, während der originale Titel, The Cleansing Hour, aber in allen Videoeinblendungen immer noch zu sehen ist und auch der Titel der deutschen Fassung für den Film zwar passend, für das Inworld-Narrativ aber nicht auf diese Show passt, die ein bewusster Fake mit dem Ziel ist, möglichst viele billige Devotionalien zu verscherbeln.
„Also, willst Du mich?“
Exorzismus 2.0 ist nach einem etwas billigen Setup ein bisweilen sehr ekelhafter Film, der seinen Horror aus „klassischer“ Dämonenbesessenheit mit der Abgrundtiefheit moderner sozialer Medien zieht und dabei gekonnt Jump-Scares wie auch Sozialkritik verteilt, mit einem Ende, dass das FSK 18-Siegel durchaus rechtfertigt.