Dr. Who: Die Invasion der Daleks auf der Erde 2150 n. Chr.

Die im 20. Jahrhundert noch weit verbreiteten britischen Polizeizellen hatten neben der Aufgabe, eine Notrufanlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger zu bieten, auch ein Rückzugsort für Polizisten zu bieten, wenn sie selbst verfolgt werden sollten. Mit dem Neustart der Serie in den 2000er war die Polizeizelle aus dem Straßenbild genauso wie die Telefonzellen durch den Siegeszug der Mobiltelefonie anachronistisch geworden. Entsprechend stolperten immer weniger Passantinnen und Passanten versehentlich in die als Polizeizelle getarnte TARDIS.

Entsprechend erfrischend ist aus heutiger Sicht, dass Polizist Tom (Bernard Cribbins) tatsächlich in die TARDIS nach Hilfe suchend stolpert. Und dass er gleich durch Dr. Who (Peter Cushing), Susan (Roberta Tovey) und der Nichte des Dr., Louise (Jill Curzon) auf ein wildes Abenteuer gezogen wird. Eine Welt, die gerade von den Daleks unterjocht wird und der sehr die Unterstützung durch den Dr. und seine erweiterte Familie brauchen kann.

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Endlich raus aus dem Studio

Reale Szenen, die nicht deutlich in jedem Moment zeigen, dass sie einem Studioset entspringen, deutlich dynamischere Kameraszenen und ein paar Spezialeffekte werten den Look des Films deutlich auf. Auch wenn man in der 4K-Neuabtastung nun deutlich die Fäden erkennt, an denen ein Miniatur-Ufo durch das Set schwebt (und später in ein Miniaturen-Set mit viel Schmackes crasht). Viele Szenen wurden jetzt auch in freier Natur (oder den für Doctor Who so typischen Kiesgruben) gedreht. Setparts dürfen nun theatralisch von den Daleks in die Luft gesprengt werden und Szenen sind oft deutlich dramatischer als ein einfacher Sprung über einen kaum gezeigten Abgrund, wie noch im ersten Film.

Und ja: Die Daleks dürfen auch endlich mit ihren Catch-Phrases „Exterminate“ agieren und damit deutlich offensiver und unüberlegter reagieren als noch im ersten Film, auch bekommen sie deutlich mehr possierliche Actionszenen. Dafür sind sie jetzt etwas weniger bunt.

Bernard Cribbins’ Erstkontakt mit dem Doktor

Der Austausch der Charaktere hingegen ist letztlich größtenteils belanglos und scheint nur dem Casting geschuldet sein, denn die Funktionen übernehmen sie quasi nahtlos. Wobei der Polizist Tom (Bernard Cribbins) Whovians bekannt vorkommen dürfte – schließlich spielt er knapp 50 Jahre später erneut eine tragende Rolle im Doctor Who-Universum: Die Rolle von Donna Nobles Großvater Wilfred Mott, der sich von einem kleinen Cameo zu einer tragenden und wichtigen Rolle entwickeln sollte. Hier darf er hingegen noch den Actionhelden mimen, und das mit deutlich weniger Verunsicherung und mehr Elan als noch Ian im ersten Film.

Bernard Cribbins und sein erster Doktor (Fotos: Studiocanal)

Insgesamt also eine deutliche Steigerung zum ersten Film. Man mag sich zwar fragen, warum die Menschheit im Jahr 2150 immer noch auf einem technischen Stand der 60er Jahre herumkrebst. Und warum für ein Happy End für Tom dieser seine eigene Vergangenheit grob ändern darf. Aber man muss dann doch schmunzeln, als dieser sich schon in der Karriereleiter aufsteigen sieht und sich selbst schon im Ritterorden des Britischen Empires (OBE) sieht. Fun Fact: Bernard Cribbins sollte tatsächlich selbst im Jahre 2011 zum Ritter geschlagen werden, wenn auch nicht für das Gefangennehmen von Dieben, sondern für seine Verdienste für das Drama.

Ansteckend sympathisch

Auch hier wurde technisch wieder sehr gut gearbeitet und das Bild in der Neuabtastung deutlich aufgewertet, die Neufassung ist also nicht nur für Nostalgiker einen Blick wert (von den tollen Covern der Sammlerboxen einmal abgesehen).

Die Idee, einzelne Menschen in sogenannte „Robomen“ zu konvertieren, wurde aber natürlich auch der Mutterserie entlehnt. Dort sind sie (als „Cybermen“) auch eine feste Größe geworden. Aber hier sieht man sie in einer überdreht-choreografierten Szene essen, und ein darunter gemogelter, nicht konvertierter Mensch muss minutenlang versuchen sich der Choreografie irgendwie anzupassen. Mit der heutigen Brille wirkt diese Szene zwar übertrieben lang – fügt sie doch auch dem Narrativ fast nichts hinzu –, aber die schiere Spielfreude ist einfach ansteckend sympathisch.

Leider floppte dieser zweite Film an den Kinokassen nur noch mehr, sodass ein geplanter dritter Teil letztlich trotz vieler Anläufe nicht mehr gedreht wurde. So blieb uns allerdings die TV-Serie erhalten, die im nächsten Jahr immerhin 60 Jahre alt wird. Dass diese Puzzlestück der illustren Historie des Franchises nun auch uns zugänglich wird, ist entsprechend positiv hervorzuheben.

Ron Müller

Rollenspieler auf der Suche nach neuen staffelübergreifenden Handlungssträngen.
docron.de

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