Dr. Who und die Daleks

Dr. Who (Peter Cushing) ist der brillante, aber auch exzentrische und alte Erfinder der TARDIS, einer Zeitmaschine in Form einer Polizeinotrufzelle. Er wohnt zusammen mit seiner neunmalklugen Enkelin Susan (Roberta Tovey) sowie seiner anderen Enkelin, der hübschen Barbara (Jennie Linden), die ihren naiven, aber mutigen Verehrer Ian (Roy Castle) immer wieder in Schwierigkeiten bringt. Diese explosive Mischung führt natürlich dazu, dass sie sich in der Zeit verirren und in einer Welt landen, in der alle Kreaturen versteinert sind.

Als der Doktor in die naheliegende Stadt möchte, um fehlendes Quecksilber für eine wichtige Sicherung der Tardis zu beschaffen, treffen sie dort auf die Daleks, welche die Gruppe ausnutzen, die ebenfalls auf dieser Welt lebenden Thals zu hintergehen.

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Für das Kino wird der Doktor zum Menschen

1965, gerade einmal zwei Jahre nach dem Start der Serie, entschied man sich, Doctor Who auch für das Kino zu adaptieren, übernahm aber nicht die damaligen Darstellerinnen und Darsteller, sondern veränderte sogar die Rollen. Der Doktor wird hier tatsächlich Dr. Who angeredet und ist kein Außerirdischer, sondern ein menschlicher Erfinder. Seine Enkelin Susan wird deutlich verjüngt und die Lehrerin Barbara wird zu einer weiteren Enkelin, die nun mit Ian eindeutig ein Liebespaar bildet. Natürlich kommen auch die ikonischen Gegenspieler des Doctors, die Daleks, wieder ins Spiel, doch auch sie wurden deutlich abgeändert. Zwar gleichen sie optisch ihren Gegenparts, agieren aber weniger brutal und unnachgiebig als ihre Serien-Pendants und agieren auch mehr mit List und Tücke. Auch kann man offenbar in ihren Korpus schlüpfen und sich als solche ausgeben.

Während der Film bei Kritikern der damaligen Zeit durchfiel, war er doch in den britischen Kinos erfolgreich, so dass kurze Zeit später ein Nachfolgefilm, Dr. Who: Die Invasion der Daleks auf der Erde 2150 n. Chr. in die Produktion mit demselben Team gegeben wurde (Rezension folgt).

Nicht kanonisches Kind seiner Zeit

Aus heutiger Sicht sind beide Filme als nicht-kanonisch anzusehen, man kann sie maximal noch als seltsame Träumerei des Doctors ansehen. Dazu kommt, dass der erste Film eine Neufassung der bereits gezeigten ersten Dalek-Episode selbst ist und dabei einige sich mit der Serie widersprechende Aspekte einführt. Auch ist der Film sehr Kind seiner Zeit, schildert seine Figuren sehr klischeehaft und inkonsequent. So hat die einzige wirklich hilfreiche Idee von Barbara ausgerechnet mit Essen zu tun. Ansonsten darf sie lediglich die Gefährlichkeit einer Situation durch panische Schreie unterstreichen oder durch Ians animalische Anziehungskraft andere Probleme verursachen, für die aber nur dieser angezählt wird. Immerhin ist sie ja nur eine Frau? Wobei dies natürlich auch für die meisten Interaktionen zwischen dem Doctor und seinen Companions in dieser Zeit galt.

Und selbst die Fitness des Doktors, pardon, von Dr. Who, ist stark wechselnd von Szene zu Szene, wobei Genre-Ikone Peter Cushing deutlich Spaß an dieser Rolle zu haben scheint.

Die Tardis im schicken Studio-Stage des fremdartigen Planeten (Fotos: Studiocanal)

Abwechslung im Studio

Auf der positiven Seite muss man das abwechslungsreiche, kreative wenn auch selbst für die damalige Zeit oft günstiges Setdesign loben. Das zeigt zwar in jeder Szene auf, dass es in einem Studio gedreht wurde, aber in seiner Vielfalt es mit zeitgenössischen Genreklassikern wie Die Zeitmaschine durchaus aufnehmen kann. Auch die Neuabtastung des Filmmaterials für eine 4K-Veröffentlichung hat sich ebenso wie die gelungene Synchronisation, die erstmals 2022 erscheint, durchaus gelohnt. Das Bild ist klar, wenn auch leicht körnig, und allgemein sehr farbenfroh (Technicolor), was fantasievolle Matte-Paintings immer mal wieder unterstützen. Auch der Score ist durchaus gelungen, wenn auch zeitgemäß oft überzogen dramatisch und das ikonische Elektronik-Intro-Theme fehlt auch. Vor- und Abspann des Films gleichen so dann auch mehr den typischen Bond-Filmen der Zeit.

Die knapp 80 Minuten des Films kommen dann aber doch durch teilweise etwas langgezogene Strecken mit Füllmaterial doch sehr lange vor, viele Szenen sind klare Füller, bei dem minutenlang Zeit an einem Abgrund geschindet wird.

Ron Müller

Rollenspieler auf der Suche nach neuen staffelübergreifenden Handlungssträngen.
docron.de

Kritiken zu Serien, Filmen und seltener auch Rollen- und Brettspiele …

3 Antworten

  1. Der Doctor hat die Tardis nicht erfunden, sondern „geliehen“. Die sieht auch nur wie eine Notrufzelle aus, um sich in der Zeit zu tarnen.

      1. Kein Ding, der Film ist halt alles andere als Serien-Kanon, aber dennoch in der Historie ziemlich interessant. Und klar, in der Serie hat er die TARDIS sogar eher gestohlen – oder diese ihn, das ist ja nicht immer ganz klar.