Finn Wheeler (Sam Richardson, The Tomorrow War) ist gerade frisch als neuer Ranger in dem kleinen verschlafenen Ort Beaverfield angekommen und wird an seinem ersten Arbeitstag von der geselligen Postbotin Cecily (Milana Vayntrub, This Is Us) herumgeführt und allen vorgestellt. Doch als nachts ein Schneesturm aufzieht passieren einige Morde und schnell wird den Bürgerinnen und Bürgern des Städtchens klar, dass wohl ein Werwolf sein Unwesen treibt. Die Bürger versammeln sich, bewaffnen sich und bezichtigen sich gegenseitig – ein wütender Mob entsteht und vielleicht eine noch größere Gefahr …
Das Werwolf-Partyspiel als Film
Das Großgruppenspiel Werwolf ist ein Party-Klassiker. Hierzulande vor allen durch die Veröffentlichung Werwölfe von Düsterwald (Pro Ludo, 2003) bekannt, basiert es ursprünglich auf dem russischen Spiel Mafia, das in unzähligen Adaptionen seit mindestens den 90er Jahren in Jugendgruppen hierzulande gerne gespielt wurde. Die Idee: Eine kleine Gruppe von „Mördern“ (meist Werwölfe) dürfen in einer verdeckten Phase gemeinsam einen anderen oder eine andere der Mitspielenden „umbringen“. Die restlichen diskutieren dann, zusammen mit den verborgenen Mördern, wer die Übeltäter wären und stimmen mehr oder weniger demokratisch ab, wen sie lynchen wollen. Dadurch wird die Gruppe immer kleiner, bis nur noch eine Gruppe übrigbleibt, die dann gewonnen hat. Eine Spielleitung moderiert das Ganze und verschiedene Sonderfunktionen können das Spiel noch aufpeppen.
Das Spielprinzip erlangte zuletzt durch die Videospieladaption mit Among Us eine größere mediale Aufmerksamkeit, aber auch andere Adaptionen existieren – darunter auch eine mit einem Virtual Reality-Modus namens Werewolves Within, auf deren Idee dieser Film offiziell basiert (allerding aus dem mittelalterlichen Dorfsetting eine moderne US-Kleinstadt macht). tatsächlich ist die Spielefirma Ubisoft hier durch die Tochter Ubisoft Film and Television auch direkt mit im Boot, was sie zuletzt bei dem Film Assassin’s Creed (2016) sowie der Serie Mythic Quest: Raven’s Banquet waren.
Whodunnit-Drehbuch nach Patentrezept
Angelegt ist der Film dann auch standesgemäß als Whodunnit mit dem aus Agatha Christies Und dann gab’s keine mehr geborgten Modus, dass einer nach dem anderen umgebracht wird. Natürlich wird man dabei als Zuschauer oft in die Irre geführt, natürlich wird dann einer der gerade noch vermeintlich Verdächtigen selbst genüßlich umgebracht, natürlich geht es dabei auch bisweilen etwas blutig zu. Letztlich ist es aber doch eine Horrorkomödie, in der auch der bitterböste Part mit etwas Comic Relief entspannt wird.
Würde man ein Drehbuchautor das Spiel als Grundlage geben und eine Adaption erbitten, dann würde man genau so etwas erwarten. Sonderfunktionen bei manchen Spielercharakteren gibt es hier zwar nicht, aber die restliche Stimmung, insbesondere die aufgebrachten Stadtbewohner, die sich hier selbst bis an die Zähne bewaffnen, um den Lycanthrophen unter sich ausfindig zu machen, ist gut umgesetzt.
So ist das Miträtseln der klare Fokus, den der Film setzt, und das bringt auch durchaus Spaß. Besonders kreativ oder überraschend ist das alles zwar nicht – aber solide, unterhaltsam und erinnert in der Struktur bisweilen an einem etwas aus der Zeit gefallen Film der 80-er Jahre, bei dem der Fokus mehr auf etwas albernen Humor gesetzt wird, wie die Musikauswahl der Jukebox.
Entsprechend angenehm weiß Werewolves Within die ganze Zeit, was er sein will – ein gemütlicher Spaß ohne große Ideen, aber sauber umgesetzt und für einen Bier-und-Bretzel-Abend mit Freunden angelegt. Halt ganz wie das Partyspiel.