Our Flag Means Death

Anfang der 1700er Jahre ist eine goldene Zeit für Piraten – und Aristokrat Stede Bonnett (Rhys Darby, Flight of the Concords) langweilt sich in seiner Ehe so fürchterlich, dass er kurzerhand selbst einer dieser von ihm so romantisierten Piraten werden möchte. Aber natürlich ein Gentleman-Pirat. Und während er noch Probleme hat, seine Crew mit seinen ungewöhnlichen Ansichten zusammenzuhalten – er zahlt immerhin jedem ein Grundgehalt, egal wie gut sie geplündert haben (Spoiler: meist gar nichts) – kreuzt sich schon bald der Kurs seines Schiffes mit der des berüchtigten Captains Blackbeard (Taika Waititi, What We Do in the Shadows).

Manchmal hat man das seltene Glück, dass Studiobosse sich Kreativschaffende einkaufen und denen eine völlig freie Hand lassen – keine scharfe Kontrolle, etwas auf jedem Fall massentauglich zu machen. Das geht nicht immer gut, aber einzelne Visionen sind immer interessant – und wenn der Kreativschaffende Taika Waititi heißt insbesondere. Der erfindungsreiche Neuseeländer schafft mit all seinen Projekten einen unheimlichen Charme und Kreativität zutage zu legen. Er langweilt nie und lässt unter teilweise bizarr-anmutenden Konzepten doch immer Charaktere mit deutlich mehr Tiefgang auftauchen, als man in den ersten Minuten zu vermuten mag.

So auch diesmal: Hinter jedem einzelnen Charakter steckt wieder deutlich mehr und das seltsame Lumpenpack von Piraten wächst einen schnell ans Herz – und das gerade wegen ihrer Marotten. Je mehr man sich als Zuschauer so auf die Seite der Underdogs schlägt, desto mehr wird einen klar, dass die wahren Gegner hier die sind, die mehr Konformität einfordern – etwas, das man am Anfang auch noch getan hat. Insofern ist Our Flag Means Death auch eine willkommene Serie, um sein eigenes Schubladendenken den Spiegel vorzuhalten.

Foto: Warner Media

Ron Müller

Rollenspieler auf der Suche nach neuen staffelübergreifenden Handlungssträngen.
docron.de

Kritiken zu Serien, Filmen und seltener auch Rollen- und Brettspiele …