Die Stadt Rom des Jahres 1943 leidet im Zweiten Weltkrieg – was auch die Schausteller-Truppe eines kleinen Wanderzirkus zu spüren bekommt. Eben noch konnten der albinotische Insektenbeschwörer Cencio (Pietro Castellitto), der magnetische Kleinwüchsige Mario (Giancarlo Martini), der superstarke, aber mit Haaren zugewucherte Fulvio (Claudio Santamaria), und die elektrisch aufgeladene Schönheit Matilde (Aurora Giovinazzo) noch ohne Probleme auftreten. Doch jetzt wird die Stadt angegriffen und sie müssen fliehen. Auch, weil ihr Zirkusdirektor Israel (Giorgio Tirabassi) Jude ist, und daher von den Nazis verfolgt wird.
Auf der anderen Seite ist da der Zirkus Berlin, ein prachtvoller und riesiger Palast von einem Zirkus, dessen sechsfingerige Star Franz (Franz Rogowski) durch Visionen einer Zukunft heimgesucht wird, in der die Deutschen verloren haben. Aber er sieht auch einen Ausweg: eben diese drei Schausteller und die eine Schaustellerin spielen eine wichtige Rolle, davon ist er überzeugt. Jetzt muss er sie nur noch finden, und dann kann er dem Führer doch noch einen Sieg bescheren …
Brillante italienische Fantastik
Gabriele Mainettis zweiter Spielfilm nach Sie nannten ihn Jeeg Robot von 2015 spielt abermals mit dem Superhelden-Genre und vermag es ebenfalls, diesem einige unerwartete – italienische? – Facetten abzugewinnen. Die auf dem Papier unerwartete und zumindest für ein deutsches Publikum unangenehm wirkende Verquickung des Genres mit den Schrecken der Judenverfolgung, fügt sich hier zu einem faszinierenden Genre-Mix zusammen, der vortrefflich funktioniert.
Dies ist auch nicht zuletzt Franz Rogowski zu verdanken, dessen Charakter Franz völlig zwischen dem Fanatismus der Nazi-Idologie, seiner eigenen Unvollkommenheit und den aus seinen Visionen heraus schallenden iPhone-Klingeltönen gefangen ist. Tatsächlich kann man diesem fanatischen Antagonisten noch ein paar Sympathien abgewinnen. Er will eigentlich nur seinem Bruder imponieren – und wird wie das griechische Orakel Kassandra von niemanden ernst genommen.
Neben Rogowski trägt aber vor allen Giovinazzo den Film. Ihre Matilde gerät auf eine Heldenreise und findet sich widerstrebend in einer schrecklichen Welt wieder. Sie muss ihre Zirkuskumpanen erst auf ihre Seite bringen – nachdem sie lange Segmente des Filmes von diesen sogar getrennt ist. An diesen Stellen verliert der Film leider kurz etwas von seinem Zauber, braucht etwas zu lange, um seine Geschichte wieder zurück auf die Spur zu bringen, um dann einen Hauch zu langen Endkampf zu inszenieren. Aber das ist Jammern auf sehr hohen Niveau.
Freaks Out tüncht eine alternative Realität voller Superkräfte in ein faschistoides Setting und lässt seine Found Family im Zentrum der Handlung erst spät wieder zueinander finden und gegen einen vielschichtigeren Antagonisten antreten, als man erwarten würde.