Die Foundation ist nach wie vor ein Dorn in der Seite von Imperator Cleon (Lee Pace) – wurde sie doch geschaffen, um die Effekte des vorhergesagten Zusammenbruch des mittlerweile tatsächlich zunehmend bröckelnden Reiches abzumildern. Etwas, dass diametral gegen den Anschauungen von Cleon und seinen Klonen gesetzt ist. Auch über ein Jahrhundert nach den Ereignissen der ersten Staffel hat sich das nicht geändert, wohl aber die Foundation selbst. Die Aufgaben, die sie von Seldon erhalten haben, werden zunehmend ritualisiert und sie nutzen ihre Technik, um andere von den Lehren Seldons zu überzeugen – ist das schon ein Kult? Und wie passt das in den Plan des Psychohistorikers?
Gesätes aus der ersten Staffel geht nun auf
Als vor anderthalb Jahren (mitten in der Pandemie) Apple TV+ die erste Staffel von der als unverfilmbar gegoltenen Adaption der Romane Asimovs präsentierte, wurde audiovisuell bereits aus dem Vollen geschöpft, die Serie sah optisch fantastisch aus. Dennoch war die Sorge, dass die komplexe, Jahrhunderte-umspannende Geschichte vielleicht das Publikum verschrecken könnte, vor allen, weil die Protagonisten alle paar Jahre komplett ausgewechselt wurden. Die überraschende Lösung der Serienmachenden war jedoch ausgerechnet noch mehr Komplexität: einige Charaktere wurden durch erprobte Sci-Fi-Konzepte „langlebiger“ gestaltet und boten so dem Publikum konstante Andockpunkte.
Diese aus der ersten Staffel übernommenen Andockpunkte sind nun in der zweiten Staffel enorm wertvoll. Nicht nur durch einen, vielleicht etwas zu oft oberkörperfreien (kann es so etwas geben?) Lee Pace, dessen Bruder Day Imperator brillant zwischen Manie, Pathos und Unberechenbarkeit wechselt, auch die anderen Darsteller bekommen ausgesprochen viel zu tun. Dazu kommt die eigenwillige Melange aus brillanten Bildern, großartigen Score von Bear McCreary und einem deutlich politischeren Intrigenspiel als die Bücher eigentlich hergeben, wodurch einzelne Szenen auch deutlich von den spektakuläreren Szenen von Game of Thrones inspiriert scheinen.
Alle haben mehr zu tun
Gleichzeitig investieren die Showmacher deutlich weiter in ihr Worldbuilding. Durch den deutlich aktiver agierenden Bruder Day (Lee Pace) dürfen Bruder Dusk (Terrence Mann) und Bruder Dawn (Cassian Bilton) deutlich mehr machen als nur Bilder malen und Frauen verführen. Auch Demerzel (Laura Birn) mehr machen darf, als nur dekorativ im Hintergrund als Roboter herumzustehen. Dennoch bleibt leider auch etwas der Eindruck bestehen, dass hier bisweilen nur Schachfiguren hin- und hergeschoben werden, ohne dass etwas Signifikantes passieren darf.
Wir sehen, wie die (erste) Foundation immer mehr in einen religiösen Kult abgleitet, der, wie jeder Kult, erstmal nichts gutes verspricht. Wir erfahren auch mehr über Seldon (Jared Harris) selbst, der in der Buchvorlage eigentlich nur alle paar Jahrzehnte eine voraufgezeichnete Videoansage abspulte. Hier ist er als Hologram deutlich mehr interaktiv eingebettet, bekommt auch deutlich mehr Tiefe und darf sogar deutlich mehr als andere Hologramme in Serien handeln statt nur zu kommentieren. Gaal (Lou Llobell) und Hardin (Leah Harvey) werden, nun zusammen, unterdessen immer mehr zu einem äußerst effektiven Action-Einsatzteam. Sie bekommen es aber auch mit formidablen Gegenspielern zu tun – und gerade an dieser Stelle driftet die Serie stark ins Übernatürliche und amcht einzelne Figuren vielleicht auch etwas zu stark. Doch das muss sich erst in den kommenden Staffeln noch zeigen.
Die derzeit beste Sci-Fi-Serie
Dennoch: Die in der ersten Staffel noch teilweise wie Fremdkörper wirkende Ergänzungen der Geschichte zahlen sich nun in der zweiten Staffel mehr als aus. Vor allen die Klon-Dynastie erweist sich als deutlich interessanter und schrecklicher, während die eigentlichen Gefahren an anderer Stelle der Galaxis sich erst noch aufbauen und offenbaren. Leser der Bücher finden die Grundzüge der Geschichte dennoch wieder, haben aber selbst noch genügend Überraschungen zu entdecken. Zwar bedient sich die Serie damit deutlich an Intrigen-Elementen, die durch Game of Thrones erst en vouge wurden, schafft es dies aber kunstvoll mit der grundlegenden, trockenen Geschichte zu verweben. Dazu werden eine Handvoll interessanter, neuer Charaktere eingeführt, das hohe Produktionsniveau weiter gehalten und ausgebaut und insgesamt hier die derzeit beste Sci-Fi-Serie inszeniert.