Die Psychohistorik verbindet komplexe mathematische Modelle mit soziologischen Erkenntnissen und vermag äußerst präzise Vorhersagen auch über langfristige Gruppendynamiken.
Hari Seldon entwickelte diese Wissenschaft und stellt dabei erschüttert fest, dass die aktuell scheinbar blühende galaktische Zivilisation vor einem Zusammenbruch steht, der unaufhaltsam sein wird.
Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer: Wenn man all die wissenschaftlichen und kulturellen Erkenntnisse sicher zusammenträgt kann man diese Phase der Dunkelheit abmildern und deutlich verkürzen. Ein Plan reift heran …
Ein absoluter Klassiker der SciFi
Isaac Asimov (1920–1992) ist eine Ikone der Science-Fiction-Literatur und neben seinen Gesetzen der Robotik ist sicherlich der „Foundation“-Zyklus sein wichtigstes Werk. Ein Werk, das lange als unverfilmbar galt – und sei es nur durch die Tatsache, dass es mehrere tausend Jahre umfasst und im Laufe dieser Jahrtausende regelmäßig Protagonisten neu einführen muss.
Dabei ist diese Form der Science Fiction sehr anders als das sonst mit dem Genre assozierte: Es gibt Raumflug schneller als Licht, aber keinerlei Aliens, nur Menschen. Und auch wenn man zunächst glauben mag, sich in einer Dystopie zu befinden, tatsächlich entzieht sich die Gesellschaftsform dieser Kategorisierung. Stattdessen ist Asimov hier an Sozialer Science Fiction interessiert, die Auswirkungen, die wissenschaftliche Erkenntnisse auf eine Gesellschaft haben.
Damit begeisterte er bereits zum Zeitpunkt des Erscheinens seine Leserinnen und Leser und schlug sogar den Herr der Ringe als beste Serie aller Zeiten bei dem Hugo Awards 1966.
Erschwerte Zuschauerbindung
Doch eine Reihe, die Jahrtausende umfasst, ist für die Adaption als Serie eine besondere Herausforderung, da sich ein Publikum halt gerne an charismatische und entsprechend beliebte Darstellerinnen und Darsteller binden mag. Solche fehlen naturgemäß in Asimovs Story, bzw. sterben relativ schnell weg.
Andererseits bietet dies aber auch eine große Chance im Kostenfaktor: bei der Verlängerung der Serie werden teure Nachverhandlungen mit den Schauspielerinnen und Schauspielern größtenteils ausbleiben können.
Entsprechend ist der Haupt-Cast der Serie auch erstmal sehr klein. Zwar ist Hari Seldon mit Jared Harris (Chernobyl) prominent besetzt, doch seine Rolle ist, wie die der meisten Darstellerinnen und Darsteller, von vornherein zeitlich begrenzt.
Aber die Serie wagt hier eine der vielleicht größten Abweichungen von der Buchvorlage: Die Imperatoren-Dynastie wird zu einer Dynastie aus Klonen, wodurch immerhin die Darsteller Lee Pace (Guardians of the Galaxy), Terrence Mann (Sense8) und Newcomer Cassian Bilton in unterschiedlichen Lebensstadien als Konstanten dem Zuschauer erhalten bleiben können.
Gleichzeitig eröffnen sich die Autoren der Serie damit eine weitere Spielwiese – die diese auch voll ausschöpfen wollen und sich stark auf diese Klone fokussieren, vielleicht auch, weil sie hier die größten Freiheiten von der literarischen Vorlage sich leisten können.
Eine weitere Änderung: Die finnische Darstellerin Laura Birn (Void) wird als Roboter Demerzel dem Zuschauer noch länger erhalten bleiben. Hier hatte Asimov selbst seinem Foundation-Zyklus einen Retcon gegeben, indem er Demerzel später in seine Geschichte in verborgenen Rollen nachträglich hinein dichtete. In der Serie agiert dieser – oder besser: diese – von Anfang an offen als treuer Roboter an der Seite der Imperatoren und versteckt sich nicht. Der Geschlechtswechsel gegenüber der Büchervorlage, in denen Asimov generell das weibliche Geschlecht kaum wichtige Rollen spielen ließ, ist hier eigentlich kaum weiter erwähnenswert, auch in anderen Rollen setzen die Macher der Serie auf deutlich mehr Diversität als Asimovs Bücher, auch der Charakter von Gaal Dornick (Newcomerin Lou Llobell) ist nun beispielsweise weiblich.
Optisches Feuerwerk
Optisch wird aus dem Vollen geschöpft, die Spezialeffekte sind durchaus eindrucksvoll und stellen die unterschiedlichen Welten und ihre wundersamen Bauten und Raumschiffe faszinierend dar – aber es fehlt oft dann doch der „Wow“-Moment, selbst bei den Szenen rund um den doch eigentlich so imposanten Weltraumfahrstuhl. Alles ist technisch sauber und nahtlos umgesetzt, aber es bleibt leider auch etwas austauschbar.
Doch das ist tatsächlich ein Jammern auf sehr hohem Niveau, wir leben halt in einer Zeit voller audiovisueller Brillanz. Das merkt man auch an anderer Stelle: Science-Fiction-Fans werden bei der Begegnung mit dem Score wohlige Erinnerungen wach werden – tatsächlich, hier ist wieder Bear McCreary für eine Sci-Fi-Serie zuständig und nicht nur Battlestar Galactica-Fans werden sich spontan wohlfühlen.
Fazit
Insgesamt eine hochwertig produzierte Serie, deren Erzählweise sich viel Zeit nimmt und ein umfangreichen Quellmaterial nochmal um eigene Ideen anreichert. Der große Verschleiß an Charakteren kann hier sowohl Vor- wie auch Nachteil sein, doch auch für den Long Run haben die Serienmacher bereits vorgesorgt. Solch ambitionierte, wie intelligente Science Fiction kann es nicht genug geben.
3 Antworten
Alles schön und und gut, aber mit Asimov´s Foundation hat das ganze nur sehr wenig zu tun. Mit ist durchaus bewußt, daß man der breiten Zuschauermasse, die man benötigt, daß das ganze ein finanzieller Gewinn ist, mit dem Stoff, der selbst in der verhältnsmäßig geringen Zahl echter SF-Leser/Liebhaber nur einen eher kleinen Teil begeistert, nicht kommen kann. Dann sollte man es aber sein lassen anstelle so rinen Quatsch und Humbug daraus machen. Da gib es im SF-Bereich genügend Serien oder Romanzyklen, die sich per se viel besser für ein Serienformat eignen. Z.B. die Seafort-Reihe, obwohl es mich graust, wenn ich mir vorstelle, was für ein Quatsch daraus gemacht werden wird, nur um ein breite-Masse-taugliches low-level-Serienprodukt daraus machen zu können. Gute SF ist alt nichts für die breite Masse und daher nicht für große Gewinne – man sieht es zB an Star Wars der Star Trek. Zum weglaufen ….
Nun, gute Science Fiction-Adaptionen können durchaus auch eine breitere Masse begeistern und Gewinne generieren, das beweist gerade beispielsweise die neue Dune-Verfilmung von Villeneuve im Kino.
Die Foundation-Macher ergänzen in ihrer Serie das Asimovsche Werk mit eigenen Figuren und daraus resultierende Geschichten – über die Gründe dafür habe ich ja oben geschrieben. Dadurch gerät der Kern des Werks streckenweise arg in den Hintergrund, bisweilen ganze Folgen lang, aber er ist nach wie vor da.
Cool, dass Du die Seafort-Reihe erwähnst, das wäre in der Tat eine spannende, wenn auch schwierige Adaption (die innere Verzweiflung des Protagonisten muss halt irgendwie dargestellt werden). Allerdings ist dort sein einem abgebrochenen Kickstarter für die Finanzierung eines Screenplays Mitte der 2010er meines Wissens nix mehr passiert in die Richtung.
Beginnt vielversprechend, entfernt sich dann aber schnell vom Buchmaterial und wird verwirrend, zäh und auch ziemlich beliebig. Der Versuch, aus der komplexen Geschichte eine Sci-Fi-Mystery-Space-Opera Story zu machen, schlägt fehl. Was bei The Expanse ganz gut geklappt hat, geht hier völlig schief, weil eine sinnvolle Story fehlt und letztlich auch die Verbindung zu den Büchern. Die Charaktere sind zum großen Teil nicht überzeugend und an einigen Stellen ist, besonders im Vergleich zu The Expanse, auch das set-design mäßig. Ebenso mäßig sind, bis auf Jared Harris, Lee Pace und Laura Birn, auch die meisten Schauspieler. Insgesamt eine ziemliche Enttäuschung. Die 9. Folge fand ich nach 15 Minuten so käsig – sie hatte auch noch unprofessionelle Schnittfehler – dass ich abgeschaltet habe. Es ist einfach zu vermurkst.