Silo – Ersteindruck von der Serienadaption der Sci-Fi-Romantrilogie

Seit Generationen leben die Menschen nun schon in einem viele Stockwerke hohen Bunker, „Silo“ genannt. Mit der Zeit haben sie den eigentlichen Grund für ihr Exil vergessen. Lediglich eine einsame, immer wieder verschmutzte Kamera vor dem Ausgang des Silos oben offenbart noch eine triste und karge Außenwelt, in der man auch im Schutzanzug nicht lange überleben kann. Doch auch drinnen ist das Leben alles andere als idyllisch: einer strikten Populationskontrolle ist vieles untergeordnet und es gibt auch weitere, rigorose Verbote, die offenbar gezielt das Wissen der Bevölkerung kontrollieren sollen.

Ein gemeinsames Kind ist der Wunsch vieler im Silo (Rashida Jones und David Oyelowo, Foto: Apple TV+)

Als Allison (Rashida Jones, Parks and Recreation) und Holston (David Oyelowo, Selma) aber in der Silo-Lotterie gewinnen und nun ein Jahr Zeit haben, um gemeinsam ein Kind zeugen zu dürfen, entwickeln sich Dinge sehr anders, als gewollt …

Silo — Official Teaser | Apple TV+

Adaption

Die Bücher der Silo-Trilogie (Silo/Level/Exit, im englischsprachigen Original: Wool/Shift/Dust) sind 2011 eine der ersten fantastischen Stoffe gewesen, die zunächst nur über einen Online-Self-Publishing-Dienst veröffentlicht wurden und darüber eine große Fan-Gemeinschaft erobern konnten. Der Autor, Hugh Howey, hat seine Online-Rechte auch danach nicht aufgegeben, sondern verkaufte nur die Druck-Rechte und versuchte auch international diese im E-Book-Segment zu behalten.

In Deutschland sind die Bücher in einem traditionellen Verlag übersetzt und herausgegeben worden, wenn auch hier das E-Book des ersten Buchs wie das Original auch in fünf Einzelteilen erschienen ist. Was gerne zur Verwirrung mit Silo 4 führt, das tatsächlich nur der vierte Teil-Part vom ersten Buch ist und nicht, wie oft angenommen, eine Fortsetzung der abgeschlossenen Trilogie.

Auch Filmrechte wurden recht schnell reserviert, danach aber lange nur weiter herumgereicht. Schließlich bekam dann die Adaption in Serienform ein grünes Licht.

Aufgebrochene Erzählstruktur

Juliette kommt in der ersten Folge nur am Rande vor, bevor sie danach in den Fokus tritt (Rebecca Ferguson, Foto: Apple TV+)

Erfreulicherweise orientiert sich dabei diese Adaption recht dicht an das Originalmaterial, wenn man von der Erzählstruktur absieht. Diese ist auch im Original bereits auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich: Silo wechselt zwischenzeitlich den Protagonisten. Hier entscheidet man sich für eine andere lineare Erzählweise und zeigt die erste Episode fast ausschließlich aus der Perspektive von Allison, die im Buch eigentlich nur eine Randfigur ist. Die eigentliche Protagonistin der Serie ist letztlich Juliette Nichols (Rebecca Ferguson, Dune), die in der ersten Folge selbst nur als Randfigur auftritt, uns dann aber sofort abholt: Sie arbeitet hier als Mechanikerin am Boden des Silos in einer äußerst wichtigen Funktion und muss dabei äußerst pragmatisch und oft außerhalb der gängigen Konventionen denken. Fergusons Juliette ist genau dies: eine Grease-Monkey, etwas verschlossen und immer nebenbei etwas am Austüfteln.

Fallout

Das Set-Design erscheint auf dem ersten Blick etwas kurios. Es scheint Computersysteme aus den 1990ern oder 2000ern zu geben, die aber eher archaische Grafiken auf moderne hochauflösende Monitore zaubern vermögen. Die restliche Ausstattung bedient sich stark an einem zeitlich etwas entrückten Design der 50ern, 60ern oder 70er Jahre. Und erinnert dadurch an ähnliche Genre-prägenden Werke wie die Computerspielreihe Fallout, die auch zu großen Teilen in einem Bunker spielen.

In einem geschlossenen Raum lassen sich gefahrlos chinesische Laterne aufsteigen? (Rashida Jones, Foto: Apple TV+)

Natürlich: Bunker waren immer schon vor allen pragmatisch in ihrem Design und sind Nachlassenschaften aus Welt- und kalten Kriegen. Entsprechend sind auch in diesem kühles Metall und Grün- und Beige-Töne dominierend. Hier ist alles noch handgemacht und nicht für eine Wegwerfgesellschaft konzipiert – wo sollte der Müll auch hin?

Fazit

Zumindest in den ersten beiden Episoden zeigt sich Silo noch als stark konstruierte Mystery-Box in einem stark eingeengten Setting. Also genau das, was auch den Roman Silo bereits auszeichnete. Durch die etwas umstrukturierte Story gelingt aber auch jetzt bereits ein Blick auf Fergusons Juliette obwohl für den Zuschauer bereits Bereiche aufgedeckt werden, die sie erst später noch entdecken wird.

Ron Müller

Rollenspieler auf der Suche nach neuen staffelübergreifenden Handlungssträngen.
docron.de

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