Die junge FBI-Agentin Lee Harker (Maika Monroe, It Follows) hat offenbar hellseherische Fähigkeiten. Ihr Chef will sich das zunutze machen und setzt sie an den „Longlegs“-Fall, bei dem ganze Familien umgebracht werden und in einem Bekennerschreiben nur das Wort „Longlegs“ als Signatur und Name des Serienmörders (Nicolas Cage, Renfield) erkennbar ist – der Rest sind obskure Runen. Doch in der Vergangenheit der FBI-Agentin liegen auch noch ganz andere Leichen …
Ein stilistisch beeindruckender Horrorfilm über das Übernatürliche, der sich optisch an ruhigen Kamerafahrten, Bildsymmetrie und Halbtotalen so stark ergözt, dass Wes Anderson neidisch werden könnte, wenn er Interesse an diesem Genre hätte. Das Ganze wird durch eine Ausstaffierung der Szenen ergänzt, die sich irgendwo zwischen Twin Peaks und Das Schweigen der Lämmer bewegt und dabei die Künstlich-Alte-Film-Ästhetik von The Holdovers in einem weiteren Film fortführt.
Dabei trifft er aber nicht so ganz die gewünschte Zeit, der Film soll etwa 20 Jahre nach der Mitte der 70er Jahre spielen, nutzt aber zu großen Teilen noch Ausstattung, die vor den 90ern liegt. Aber das kann man verzeihen. Immerhin schafft er es sehr gut, zwischen zwei Bildformaten zu wechseln, um damit verschiedene Erzählebenen zu kennzeichnen – hallo Wes Anderson nochmal.
Monroe macht ihre Rolle als junge FBI-Agentin, die irgendwo angetrieben von ihrem Boss (Blair Underwood, Deep Impact) und Longlegs unsicher scheint, was sie alles in Kauf nehmen soll, um diesen Fall zu lösen und weitere Unschuldige zu retten. Ein Problem ist eher Cage, der einmal mehr seinen Charakter durch massives Overacting teilweise ins Lächerliche zieht – was man aber durchaus auch als passend ansehen kann, ist sein Charakter doch generell verrückt. Glücklicherweise sind die Szenen mit Cage aber nur wenige und stören so die ansonsten sehr ruhige Anspannung des Films nur kurzfristig.
Tatsächlich verzichtet der Film zu großen Teilen auf solche Überzeichnungen oder auf Jumpscares und konzentriert sich stattdessen auf die Atmosphäre aus der gelungenen Bildkomposition und der langen Zeit stoischen Charakterzeichnungen. Vielleicht wagt der Film dabei zu wenig Neues, ja, aber ihm gelingt eine positiv angespannte Stimmung aufzubauen.
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